Die Bruderschaft Christi
es ging ihm einzig und alleine um die Gruft des Kreuzritters. Ich weiß nicht, woher er die Informationen hatte, dass in diesem Gebiet ein Kreuzritter in der Erde schlummert, aber mir ist klar, dass er uns nur für seine eigenen Zwecke benutzt hat.«
»Die Bar-Ilan-Universität hat uns mit den Grabungsarbeiten beauftragt«, wandte Moshav ein. »Sie finanziert die Arbeiten und sie bezahlt uns. Raful ist selbst nur Angestellter der Universität. Wir sollten seine Stellung nicht zu hoch bewerten.«
»Ich finde, Moshav hat Recht«, bestätigte Tom. »Unser Auftraggeber ist nicht der Professor, wir arbeiten für die Universität. Und mein Gehalt wurde bereits bezahlt, also arbeite ich weiter.«
Yaara stimmte ebenfalls zu.
Professor Jonathan Hawke meldete sich zu Wort. »Für meine Person habe ich bereits eine Entscheidung gefällt. Aarons Tod hat uns alle erschüttert, und der Mord an Gina ist ein grausames Verbrechen, aber Tom hat Recht. Wir arbeiten im Auftrag der Bar-Ilan-Universität, und weder Chaim Raful noch die Vorfälle mit Aaron und Gina ändern etwas daran. Wir müssen vorsichtiger sein, und wir müssen weiterhin mit Minen auf diesem Gelände rechnen. Aber das Ziel unserer Expedition ist noch lange nicht erreicht. Ich glaube, Gina und auch Aaron hätten gewollt, dass wir weiterarbeiten. Ich bleibe hier. Doch ich bin niemandem böse, wenn er angesichts der Umstände abreist.«
Yaara, Moshav und Tom nickten sich zu. »Wir bleiben!«, antwortete Yaara entschlossen.
Jean Colombare atmete tief ein und blickte in den wolkenlosen Himmel.
»Also gut«, seufzte er. »Ich bleibe ebenfalls. Graben wir die Reste der römischen Ansiedlung aus und beten wir zu Gott, dass uns das Schicksal nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht.«
Jonathan Hawke nickte Jean zu. »Ich werde morgen mit Dekan Yerud sprechen und ihm unsere Entscheidung mitteilen.«
Jerusalem, Amt für Altertümer …
»Bitte setzen Sie sich«, sagte der Beamte und wies zuvorkommend auf den gepolsterten Stuhl.
Pater Leonardo bedankte sich und nahm Platz.
»Ich freue mich über Ihren Besuch«, begann der hochrangige Beamte. »Gäste aus Rom sind bei uns in den letzten Jahren selten geworden.«
Der Pater lächelte. »Ich darf Ihnen die Grüße des Kardinalpräfekten überbringen. Wenngleich sich die römische Kirche auch nur selten an Sie wendet, so sind wir uns dennoch bewusst, dass sich hier das Heilige Land befindet, in dem Jesus von Nazareth lebte und wirkte. Und die Spuren seiner Taten sind hier so lebendig, dass man seine Anwesenheit noch immer spürt, selbst wenn man weit von Rom entfernt ist.«
Der Beamte nickte voller Anerkennung. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
Pater Leonardo lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Rom interessiert sich sehr für die Ausgrabungsarbeiten im Kidrontal. Ich habe bereits mit Dekan Yerud von der Bar-Ilan-Universität Kontakt aufgenommen, die die Grabungsarbeiten in Auftrag gegeben hat. Der Fund eines Kreuzritters hat in Rom für Aufsehen gesorgt. Es ist ein Teil des Vermächtnisses unserer Kirche und gehört untrennbar zur Geschichte des Heiligen Stuhls. Kurzum, wir würden uns gerne an den Grabungsarbeiten beteiligen.«
Der Beamte wirkte erstaunt. »Sie haben noch nicht gehört, dass es einen Unfall auf dem Gelände gab?«
Pater Leonardo schüttelte den Kopf.
»Offenbar ist dort eine Mine explodiert. Es gab Tote und Verletzte. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass noch weitere Minen auf dem Gelände lagern. Wir haben beschlossen, die Arbeiten einstweilig einzustellen. Erst wenn das Gelände von Militärexperten als sicher eingestuft wird, denken wir über eine Neuerteilung einer Grabungsgenehmigung nach.«
Pater Leonardo wirkte verwirrt. »Ich wusste nichts von einem solchen Zwischenfall«, antwortete er.
»Vor ein paar Monaten gab es im Bereich des Tempelberges Ausbesserungsarbeiten. Außerdem wurden neue Wege angelegt. Diese Arbeiten stießen bei einigen radikalen Gruppen auf erheblichen Widerstand. Die angefallene überschüssige Erde bei den damaligen Arbeiten wurde kurzerhand vor den Toren der Stadt abgeladen. Wir vermuten, dass die Minen von Terroristen gelegt wurden, deren Ansinnen es war, die Bauarbeiten am Tempelberg zu stoppen. Sie sind jedoch aus unerfindlichen Gründen nicht explodiert. Was damals noch ein glücklicher Umstand war, hatte nun fatale Folgen auf dem Grabungsfeld. Ein Teil der erwähnten Erde im westlichen Bereich der Grabungsstätte wurde nämlich dort
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