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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ist zu einem verbissenen und trotzigen alten Mann geworden.«
    »War er das nicht schon immer?«
    Aaron warf die leere Wasserflasche achtlos zu Boden und schwang sich auf seinen Bagger.
    »Weiter geht’s. Bald sind wir fertig«, rief er und ließ den Motor an. Mit rasselnden Ketten rollte er in Richtung der Böschung, dort wo der drittletzte Balken auf ihn wartete. Moshavs Blick folgte ihm. Drei Arbeiter mit muskulösen, braungebrannten Oberkörpern, nur mit Shorts bekleidet, folgten der gelben Arbeitsmaschine. Plötzlich krachte es fürchterlich, und dort, wo vor Sekunden noch der Bagger fuhr, blickte Moshav in einen grellen Feuerball, ehe ihn die Druckwelle zu Boden schleuderte.
     
     
    München, Bayrisches Landeskriminalamt, Dezernat 63 …
     
    »Abwarten und Tee trinken, mehr fällt dir nicht ein?«, sagte Lisa Herrmann ärgerlich.
    »Wir brauchen Geduld«, erwiderte Bukowski. »Schließlich jagen wir den Teufel höchstpersönlich. Ein Teufel, der Pfarrer ermordet und sogar vorher foltert. Ein Teufel, der in der Dunkelheit in eine Kirche eindringt und über Leichen geht, wenn er dabei erwischt wird. Ein Teufel, der mit einem Mercedes aus Frankreich unterwegs ist und nach seiner Tat kaltblütig ein Bonbon lutscht.«
    Lisa setzte sich und blickte aus dem Fenster. Weiße Wolken schwebten am blauen Himmel vorüber und zogen mit dem Wind nach Osten.
    Bukowski starrte sinnierend an die Decke. »Gehen wir einmal davon aus, dass der Pfarrer von Wieskirch das erste Opfer war, dann hat der Täter nach etwas gesucht. Etwas, das sich nach Meinung des Täters im Besitz des Pfarrers befand. Als er nicht fand, was er suchte, bemächtigte er sich des Schlüssels zur Kirche. Außerdem gab er sich die größte Mühe, den Mord nach einem Unfall aussehen zu lassen. Beim zweiten Mord an dem Pater im Kloster hat er die Leiche als ein Zeichen zurückgelassen. Er hat den Pater zuvor auf übelste Weise misshandelt und ihn dann mit dem Kopf nach unten gekreuzigt. Verräter wurden so behandelt. Und dieses Zeichen sollte bemerkt werden.«
    Lisa fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Aber wozu?«
    »Nicht wozu«, entgegnete Bukowski. »Die Frage ist, wer sollte gewarnt werden? Seine Mitbrüder, Freunde, Bekannte oder gar die gesamte Kirche?«
    »Und was sucht unser Mörder?«
    »Er hat es zumindest in der Kirche vermutet, deshalb ist er eingebrochen und wurde vom Kirchendiener überrascht.«
    »Er hat noch nicht gefunden, wonach er sucht«, folgerte Lisa.
    Bukowski schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Jetzt hast du die Lösung gefunden. Genau das ist es. Hinter dem Pfarrer der Wieskirche und dem Pater gibt es noch weitere Personen. Verbündete, Komplizen, Gleichgesinnte. Die beiden waren nicht allein, und unser Mörder weiß das.«
    Lisa öffnete erschrocken die Lippen. »Das würde bedeuten …«
    »Ja?«
    »… es könnte weitere Morde geben.«
    »Schlaues Mädchen«, antwortete Bukowski. »Unser Teufel ist noch hier auf Erden, mitten unter uns. Er hat noch nicht gefunden, wonach er suchte. Er wird noch einmal zuschlagen.«
    »Aber was sucht der Kerl?«, fragte Lisa.
    Bukowski zog sich einen Stuhl heran. »Erinnere dich, den beiden Glaubensbrüdern war eine Sache gemein. Sie beschäftigten sich beide mit kirchlicher Altertumsforschung. Sie waren in altertümlichen Sprachen ausgebildet. Vielleicht ist das der Schlüssel.«
    »Was kann daran so schlimm sein, dass man sie gleich umbringt?«
    »Die Frage ist, mit was haben sie sich kurz vor ihrem Tod beschäftigt? Wir fahren noch mal ins Kloster. Wir müssen die letzten Wochen vor dem Tod der beiden Pater rekonstruieren, dann wissen wir, wonach wir suchen müssen.«
    »Und der Täter? Veröffentlichen wir nun das Fahndungsfoto?«
    »Wir suchen nach dem Mercedes, das Bild würde nur zu Verwirrung führen. Ein Mann mit so einer Fratze fällt doch überall auf.«
    »Eben«, antwortete Lisa.
    »Wenn er Komplizen hat, dann wird er bestimmt verschwinden. Er weiß nicht, dass wir wissen, wie er aussieht. Das ist unser Trumpf.«
     
     
    Jerusalem, Grabungsstätte an der Straße nach Jericho …
     
    Fassungslos starrte Moshav auf den zerknäulten Blechhaufen, der einmal ein kleiner schmalspuriger Bagger der Marke Caterpillar gewesen war. Mit einem Tuch tupfte er sich das Blut von der Stirn. Es war unfassbar. Die Feuerwehr hatte inzwischen vier Leichen geborgen. Drei schwer verletzte Helfer waren mit Blaulicht ins nächstgelegene Krankenhaus eingeliefert worden. Zwei von ihnen rangen mit

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