Die Bruderschaft Christi
wir packen und das Feld den Archäologen der Kirche überlassen. Ich denke, sie verfügen über größeren Einfluss auf die Verantwortlichen als die Universität.«
»Merkt ihr nicht, wir werden einfach aus dem Spiel genommen«, beharrte Tom auf seinem Verdacht. »Vielleicht sind die Minen …«
»Du spinnst«, meldete sich Jean Colombare zu Wort. »Schon alleine dieser Verdacht ist für mich unfassbar. Das ist die Kirche und keine Mafia-Organisation. Ich finde es besser, jemand anderes gräbt hier weiter, als wenn die Grabungsstätte einfach aufgegeben wird.«
»Und wenn Tom tatsächlich Recht hat?«, sagte Moshav. »Überlegt doch nur, zuerst diese geheimnisvollen Vorfälle, dann steht plötzlich dieser Pater auf der Matte. Und der Unfall. Das geht hier nicht mit rechten Dingen zu.«
Jonathan Hawke hob abwehrend die Hände. »Freunde, also nein, das geht zu weit. Tom, ich habe volles Verständnis für deine Verärgerung, aber wir sollten uns nicht in sinnlosen Verdächtigungen verlieren. Es ist zu viel passiert. Gina wurde ermordet, Raful ist verschwunden, und Aaron starb bei einem grausigen Unfall. Bevor noch mehr passiert, packen wir unsere Sachen und verschwinden. Es gibt noch andere Grabungsfelder auf der Welt.«
Tom seufzte, doch bevor er antworten konnte, war draußen der Lärm eines Motors zu hören, der schnell näher kam. Yaara ging zum Eingang und streckte den Kopf hinaus.
»Die Polizei«, sagte sie, »was wollen die noch von uns?«
Keine Minute später betrat ein Polizeioffizier das Zelt. Ein Zivilist folgte ihm. Der Polizist wies sich mit seinem Dienstausweis aus und stellte seinen Begleiter als Dov Gluski von der Jerusalemer Kriminalpolizei vor.
»Ich hörte, dass die Grabungsarbeiten hier eingestellt werden?«, fragte der Polizeioffizier.
»Das ist richtig«, antwortete Professor Jonathan Hawke.
»Aufgrund der eingeleiteten Ermittlungen bezüglich Ihrer ermordeten Kollegin muss ich Sie bitten, auch weiterhin der Polizei zur Verfügung zu stehen«, fuhr der Polizist fort.
»Und das heißt?«, fragte Yaara.
»Ich muss Sie alle auffordern, im Land zu bleiben, bis Ihrer Ausreise nichts mehr im Wege steht. Wir müssen Ihre Pässe sicherstellen. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.«
»Sollen wir jetzt auch noch unsere Kollegin umgebracht haben«, antwortete Tom angriffslustig.
»Solange wir noch keine Spur haben, sind alle verdächtig«, entgegnete der Zivilbeamte.
»Wir haben im Reich-Hotel in Beit HaKerem Zimmer für Sie reserviert. Das Hotel liegt in einem Vorort, Sie müssen sich zur Verfügung halten, solange die Ermittlungen andauern. Hier können Sie nicht bleiben, das Gelände ist bis auf weiteres gesperrt. Ich erwarte Sie und Ihre Crew morgen früh auf dem Revier. Wir müssen uns noch einmal unterhalten.«
Rom, Jesuskirche, Piazza del Gesú …
Im prunkvollen Gold des Altars spiegelte sich das Sonnenlicht, das durch die lichtdurchflutete Kuppel in das Innere der Jesuskirche fiel. Der ehrwürdige, kühle Kirchenbau verschlang die Hektik des römischen Alltages und umhüllte das Gotteshaus mit einem Kokon aus Ruhe und Ehrfurcht. Nur wenige alte Menschen knieten vereinzelt und schweigsam im Gebet vertieft im Gestühl. In Andacht versunken, stand der Kardinalpräfekt abseits auf der Empore und beobachtete das friedvolle Spiel der Sonnenstrahlen auf dem blankpolierten Edelmetall des Altars, das die Jahrhunderte überdauert hatte.
»Christoph Kolumbus war ein großer und gottesfürchtiger Mann«, flüsterte Kardinal Borghese. »Die Kirche hat ihm viel zu verdanken. Nicht nur das Gold, schließlich lebt ein Großteil unserer Schafe in dem Land, das er entdeckte.«
Der Kardinalpräfekt seufzte leise.
»Wie ich hörte, wurden die Grabungsarbeiten in Jerusalem vorerst eingestellt«, fuhr Kardinal Borghese fort.
»Es gab einen schrecklichen Unfall«, antwortete der Kardinalpräfekt.
»Jerusalem ist eine gefährliche Stadt. Sie gleicht einem Pulverfass. Es ist die Stadt unseres Herrn, und dennoch ist seine Kirche dort von vielen Feinden umgeben.«
»Die Grabungen werden nicht fortgeführt«, entgegnete der Kardinalpräfekt. »Die Universität in Tel Aviv hat ihre Leute abgezogen. Offenbar ist das Grabungsfeld mit Panzerminen verseucht. Bevor man dort weiterarbeiten kann, wird das Gelände erst einmal abgesucht. Ansonsten kann für die Sicherheit der Mitarbeiter keine Garantie übernommen werden.«
Der Kardinal lächelte. »Ich denke, es dürfte für unsere Kirche
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