Die Bruderschaft Christi
bei dem es um eine Fahndung innerhalb von Europa geht. Da ist es gut, wenn man Bescheid weiß.«
»Das ist ein Kolonel, noch dazu von der holländischen Bereitschaftspolizei«, erklärte Bukowski. »Der bearbeitet keine Fälle, der führt.«
»Führt?«
»Wie unsere Direktorin, er dreht den ganzen Tag Papiere um, kritzelt Unterschriften unter Schriftsätze und denkt zwischen den Kaffeepausen darüber nach, wie man uns besser piesacken kann.«
»Er arbeitet bei der Interpol-Verbindungsstelle«, entgegnete Lisa schnippisch. »Er weiß, wovon er spricht.«
»Von der Theorie vielleicht, aber weißt du, was die Theorie ist?«
Lisa schüttelte den Kopf.
»Theorie bedeutet, darüber nachzudenken, wie etwas funktionieren könnte, das in der Praxis so nicht funktioniert.«
»Du immer mit deinen hohlen Phrasen«, flüsterte Lisa. »Ich frage mich, warum du dich nicht längst pensionieren lässt, wenn du keinen Bock mehr auf den Job hast.«
Bukowski lächelte. »Weil ich das Geld brauche.«
»Also machst du alles für Geld.«
»Nicht alles, nur das, was mir nicht allzu schwer fällt.«
»Manchmal denke ich, ich bin im falschen Film. Ich laufe mir die Hacken ab, und du sitzt in deinem Büro und verschläfst den lieben langen Tag. Und zu Beginn des Monats steckst du dein Geld ein, ohne rot zu werden. Du hast einen üblen Charakter.«
Bukowski schüttelte den Kopf. »Du bist wirklich im falschen Film. Ich bin dein Abteilungsleiter, deswegen muss ich dich ab und zu auch führen und für dich mitdenken. Schließlich trage ich auch die Verantwortung.«
»Du trägst Verantwortung, dass ich nicht lache.«
»Ich stehe im Rang weit über dir, deshalb erhalte ich auch mehr Lohn. Meine Verantwortung ist größer, also ist mein Gehalt angemessen. Und ich kann nicht gleichzeitig arbeiten und führen, das musst du verstehen.«
Lisa winkte ab. »Ach, leck mich …«
»Hatten wir das nicht schon?«
Lisa warf Bukowski einen bösen Blick zu.
Der Kolonel warf inzwischen ein paar Balkendiagramme mittels eines Tageslichtprojektors an die Tafel.
Bukowski seufzte und legte das Kinn wieder in seine Hände. Er zuckte zusammen, als plötzlich jemand seine Hand auf seine Schulter legte. Erschrocken fuhr er herum. Maxime Rouen stand hinter ihm.
»Warum weckst du mich?«, protestierte Bukowski leise.
»Komm mal bitte mit«, flüsterte Maxime. »Ich glaube, wir haben euren Teufel identifiziert.«
Bukowski legte seinen Kopfhörer ab und erhob sich. Lisa wollte es ihm gleichtun, doch er schob sie zurück auf ihren Stuhl.
»Ich will nicht, dass du zu viel versäumst, das könnte alles wichtig sein. Schließlich fahnden wir europaweit nach einem Mörder.«
Jerusalem, Reich-Hotel in Beit HaKerem …
Yaara ließ sich auf ihrem Bett nieder, während sich Tom hinter den Vorhang ans Fenster stellte und nach draußen auf die Straße blickte.
»Ist er noch immer da?«, fragte Yaara. Tom nickte.
»Vielleicht ein Polizist, schließlich stehen wir unter Bewachung.«
Tom schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das ein Polizist ist, dazu ist er mir ein wenig zu unscheinbar.«
»Aber warum sollte man uns beobachten?«
»Du vergisst, dass es eine Menge Leute gibt, die nach Raful suchen.«
Es klopfte an der Tür. Yaara erhob sich, doch Tom bedeutete ihr, dass sie sich wieder setzen sollte. Leise schlich er zur Tür und legte sein Ohr an das Türblatt. Es klopfte erneut.
»Wer ist da?«, fragte Tom.
»Du machst mir Angst«, flüsterte Yaara.
»Ich bin’s«, drang Moshavs Stimme von draußen herein. Tom öffnete. Moshav und Jean Colombare betraten den Raum. Tom schloss sofort wieder die Tür und drehte den Schlüssel herum.
»Und Jonathan?«, fragte er.
»Ist nicht im Hotel«, antwortete Moshav.
»Was ist denn hier los?«, fragte Jean, als er die Spannung in den Gesichtern Yaaras und Toms erkannte.
»Weißt du, wo Jonathan steckt?«
Jean schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
»War er denn überhaupt hier?«
»Ich habe ihn heute noch nicht gesehen«, antwortete Jean. »Was ist denn in euch gefahren?«
»Tom glaubt, dass wir beobachtet werden«, erklärte Yaara.
»Ich glaube es nicht, ich weiß es«, berichtigte Tom. »Schau mal nach draußen, drüben an der Telefonzelle.«
Jean ging ans Fenster und schaute hinaus. »Da ist niemand.«
Tom trat an seine Seite. Tatsächlich, auf der Straße war niemand mehr zu sehen.
»Da draußen war jemand«, rechtfertigte sich Tom. »Und in der Stadt ist er uns ebenfalls
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