Die Bruderschaft Christi
ungläubig.
»Er wurde heute Morgen in der Nähe des Grabungsfeldes nahe des Kidrontals gefunden. Man hat ihn erschossen. Die Richterin will mit Ihnen reden.«
Moshav stürmte in das Zimmer. Einer der Beamten trat ihm in den Weg und fasste ihn an den Schultern. »Habt ihr gehört, Jonathan wurde erschossen!«, rief er Tom zu.
»Würden Sie sich nun bitte ankleiden und uns folgen?«, mahnte der Beamte noch einmal mit Nachdruck.
»Ich habe gewusst, dass es so kommen wird«, murmelte Tom, als er sich das Hemd anzog.
Jerusalem, Franziskanerkloster der Flagellatio …
»Sie haben heute Morgen seine Leiche gefunden«, berichtete Pater Phillipo. »Er lag in der Nähe des Grabungsfeldes. Er wurde erschossen.«
Pater Leonardo stand vor einem Beistelltisch und wusch sein Gesicht mit kaltem Wasser in einer Porzellanschüssel. In der spartanisch eingerichteten Kammer mit der niederen Decke und dem Holzkreuz an der Wand herrschte für einen kurzen Moment betroffenes Schweigen.
»Hat er sich selbst gerichtet?«, fragte Pater Leonardo, nachdem er sich mit dem Handtuch das Gesicht abgetrocknet hatte.
»Die Kugel steckte in seinem Rücken«, entgegnete Pater Phillipo. »Sie haben doch nicht tatsächlich an die Gerüchte geglaubt, er wäre für den Tod seiner Kollegin verantwortlich?«
»Nur Gott vermag es, in das Innere eines Menschen zu schauen, und nur auf dem tiefen Grund der Seele ist die Wahrheit zu finden.«
»Amen«, antwortete Pater Phillipo.
»Ich werde für seine Seele beten. Später, aber nun müssen wir dafür sorgen, dass die Grabungen weitergeführt werden. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
»Es ist alles vorbereitet. Das Team wird mit der Grube vier beginnen. Und sollten dort noch weitere Schätze verborgen sein, dann werden sie uns nicht entgehen.«
Pater Leonardo lächelte sanft. »Ich weiß, Bruder in Christo, dass ich mich auf dich verlassen kann. Doch wir müssen vorsichtig sein. Der Tod des Professors wirft neue Fragen auf.«
»Niemand wird sich mit der Kirche Roms anlegen.«
»Rom ist weit, lieber Bruder, und auch wir sind nur aus Fleisch und Blut.«
28
Polizei-Hauptquartier an der Derekh-Shekhem-Straße …
Sie hatten Tom in ein Vernehmungszimmer geführt. Man hatte sie behandelt wie Verbrecher. Einzeln waren sie zum Polizeihauptquartier gebracht worden. In Tom herrschte eine tiefe Leere. Teilnahmslos hatte er sich abführen lassen und war den Beamten in das kleine Zimmer mit dem grünlichen Anstrich gefolgt.
Er wusste nicht, wie viel Zeit nun schon vergangen war. Er war fassungslos. Fassungslos und ratlos. Professor Jonathan Hawke war ermordet worden. Durch einen Schuss in den Rücken unweit des Grabungsfeldes getötet. Tom war sich sicher, dass alle Todesfälle und Unfälle auf dem Grabungsfeld unmittelbar miteinander zusammenhingen. Und er fühlte sich verantwortlich, schließlich hatte er die Büchse der Pandora geöffnet und die Dämonen der Vergangenheit aus ihrer dunklen Gruft befreit. Er war es gewesen, der den Stollen zum Grab des Kreuzritters gefunden hatte. Und letztlich fühlte er sich deshalb auch für den Tod des Professors verantwortlich.
»Sie sehen schlimm aus«, sagte die Ermittlungsrichterin einfühlsam.
Tom verharrte regungslos.
»Sie wissen, was heute in der Nacht draußen im Kidrontal passiert ist?«
Tom nickte.
»Unweit des Jakobgrabes fanden wir seinen Wagen«, fuhr die Richterin fort. »Er hat sich dort offenbar mit jemand verabredet. Können Sie sich vorstellen, mit wem und warum?«
Tom seufzte. »Ich weiß es nicht, wir haben den Professor gestern den ganzen Tag nicht gesehen. Wir waren in der Stadt. Aber das wissen Sie doch längst.«
»Woher sollte ich das wissen?«
»Weil uns Ihre Leute in der Stadt gefolgt sind«, entgegnete Tom scharf.
Ermittlungsrichterin Karpin winkte ab. »Wir haben keine Observation veranlasst. Lediglich den Professor haben wir überwacht. Doch offenbar ist er am gestrigen Abend meinen Männern durch die Maschen geschlüpft.«
»Sie glauben noch immer, dass der Professor Gina Andreotti umgebracht hat?«
Richterin Karpin schüttelte den Kopf. »Es sind neue Indizien aufgetaucht. Wir glauben, dass sich der Professor und Ihre Kollegin mit kriminellen Elementen eingelassen haben.«
»Weshalb?«
»Denken Sie nach, Herr Stein. Jahr für Jahr gräbt man Schätze aus der Erde, die hunderte, manchmal tausende von Jahren alt sind. Am Ende erhält man sein Gehalt, und die Schätze verschwinden in irgendeinem Museum.
Weitere Kostenlose Bücher