Die Bruderschaft Christi
Mademoiselle, ich würde Sie nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
Lisa versuchte ein Lächeln, das jedoch gekünstelt wirkte.
»Lass gut sein, Max«, beschwichtigte Bukowski. »Sie ist heute nicht in Stimmung. Also, was hat sich ergeben? Gibt es eine neue Spur?«
»Wir suchen nach dem Wagen«, antwortete Maxime. »Er wurde bislang noch nicht abgeliefert. Aber das wird er wohl auch nicht mehr. Auf alle Fälle habe ich zwei Männer in die Autovermietung geschickt. Vielleicht lässt sich ein Phantombild des Mieters herstellen.«
»Und das DNA-Profil?«
»Stefan, du bist doch nicht erst seit gestern bei der Polizei. Du weißt, das dauert. Habt ihr denn keine weiteren Ansatzpunkte?«
Bukowski schüttelte den Kopf.
»Es gibt eine vage Beschreibung«, meldete sich Lisa zu Wort.
Bukowski winkte ab. »Von einem Irren, der einen Teufel gesehen haben will, als der Klosterbruder ermordet wurde.«
Lisa warf Bukowski einen strafenden Blick zu. »Ein weiterer Mönch will eine Person gesehen haben, die in der Nacht des Mordes aus dem Zimmer des Getöteten gekommen ist. Er hat ihn in der Tat als Teufel beschrieben, aber es könnte doch auch ein Mann sein, der eine Gesichtsverletzung erlitten hat. Verbrennungen oder Narben. Irgendeine Entstellung eben, die ihn als Teufel erscheinen lässt. Zumindest für einen, sagen wir, etwas einfältigen Klosterbruder.«
Maxime Rouen hörte aufmerksam zu. »Eine Entstellung, ja, das wäre möglich. Ich werde unsere Computer mal nach so einer Person durchforsten lassen. Ich denke, es wird Mitte nächster Woche, bevor ich wieder etwas von unserem Labor höre. Es ist wie überall auf der Welt, die Politiker meinen, wir hätten ausreichend Personal, und kürzen an allen Ecken und Enden, aber wenn es darauf ankommt, sind wir immer zu wenige.«
Bukowski lächelte. »Warum soll es dir besser gehen als uns.«
»Wollen wir heute Abend zusammen essen gehen«, entgegnete Maxime Rouen. »Ich könnte euch noch ein paar andere Ecken der Stadt zeigen. Den Eiffelturm, den Place de la Bastille, Notre-Dame oder auch Montmartre. Danach gehen wir schön essen und genießen die Nacht an der Seine. Was haltet ihr davon?
Bukowski nickte zustimmend. »Gerne.«
Lisa hob abwehrend die Hand. »Danke, kein Bedarf!«
Maxime lächelte sie mitleidig an. »Paris ist eine Stadt, die man genießen muss. Oft hat man nur einmal die Gelegenheit dazu. Sie würden viel verpassen.«
»Ich habe eigentlich …«
»Und wenn ich Sie auf meinen Knien anflehe?«
Lisa zog die Luft tief in ihre Lungen. »Also gut«, seufzte sie. »Nur werde ich heute Abend Wasser trinken, das ist gesünder.«
»Ich hole euch um sieben ab«, antwortete Rouen.
»Dann werden wir uns jetzt unter die Seminarteilnehmer mischen, schließlich sind wir hier, um die Zusammenarbeit der Polizeien Europas voranzutreiben.«
»Stimmt, es schadet nichts, wenn ihr euch auch mal dort sehen lasst«, bestätigte Maxime Rouen. »Der Hörsaal ist direkt nebenan. Ich bringe euch rüber.«
Jerusalem, Ben-Yehuda-Straße …
Nachdem der Alte hinter dem Vorhang verschwunden war, warteten Tom, Yaara und Moshav noch eine Weile, doch al Sahin kehrte nicht mehr zurück. Gemeinsam verließen sie den Laden und tauchten in die belebte Einkaufsstraße Jerusalems ein.
»Ich hasse es, wenn jemand in Rätseln spricht«, sagte Tom.
»Bilder und Metaphern«, antwortete Yaara. »Vor allem die Alten machen das gerne, schließlich ist das Morgenland wild und geheimnisvoll.«
»Was könnte der Alte gemeint haben, als er von der anderen Seite sprach?«
Yaara hielt inne und fuhr sich durch die Haare. »Er ist auf alle Fälle nicht mehr im Land, so viel steht für mich fest.«
»Und er ist auf der Flucht«, ergänzte Tom. »Zumindest habe ich den Alten so verstanden.«
»Wir hätten uns nicht so einfach abspeisen lassen sollen«, meinte Moshav.
»Was hätten wir tun sollen, es aus ihm herausprügeln?«, antwortete Tom knurrig.
Moshav seufzte. »Gehen wir zurück ins Hotel, vielleicht weiß der Professor, wohin sich Raful abgesetzt haben könnte. Ich glaube auch, dass er im Ausland ist. Ich tippe auf Europa. Wenn er weiter an den Schriftrollen aus dem Grab arbeiten will, dann benötigt er ein Labor und Spezialisten.«
»Die gibt es auch in Amerika«, widersprach Yaara.
Tom schaute nachdenklich in den Himmel. »Wenn er nicht mehr in der Wüste ist und das Land verlassen hat, dann hat er möglicherweise ein Flugzeug benutzt.«
»Ich denke, wir sollten dem Flughafen
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