Die Bruderschaft Christi
gefolgt. Da will uns jemand an den Kragen.«
»Weswegen sollte jemand uns umbringen wollen?«, antwortete Jean entgeistert.
»Gina, der Unfall auf dem Grabungsfeld, Aaron und Raful«, entgegnete Tom. »Ist das Zufall? Ich glaube es jedenfalls nicht. Wir haben einen Templer gefunden, den ein Geheimnis umgibt. Und es gibt Leute, die dieses Geheimnis lüften wollen, koste es, was es wolle.«
»Du machst dich ganz umsonst verrückt«, sagte Jean. »Raful hat den Templer mit sich genommen und alles, was in dem Grab lag. Warum sollte man da ausgerechnet etwas von uns wollen?«
»Was weißt du über die Templer?«
Jean verzog das Gesicht. »Ein christlicher Orden, der um 1100 nach Christus gegründet wurde, um die Wege der Pilger im Heiligen Land zu schützen. Zweihundert Jahre später wurde der Orden zerschlagen, weil die Ordensbrüder sündig geworden waren. Sie trieben Unzucht und beteten einen Götzen an. Manche sagen auch, dass der Orden vernichtet wurde, weil er der Kirche Roms zu mächtig wurde. Es gibt viele Sagen und Legenden, aber nur wenig ist bewiesen. Ein echter Hort für alle Spekulanten, Abenteurer und Geschichtenschreiber.«
»Dann weißt du nicht mehr als wir«, antwortete Tom und warf Moshav einen fragenden Blick zu. »Siehst du, wir brauchen einen Spezialisten.«
»Wir müssen uns intensiver mit dem Thema beschäftigen«, stimmte Moshav zu. »Ich kannte mal einen Professor in Paris. Molière war sein Name. Er lehrte an der Sorbonne. Die Templer waren eine Manie von ihm. Ich weiß aber nicht, ob er noch lebt. Er war damals schon weit über sechzig.«
Tom schaute Yaara an. Die zuckte mit der Schulter.
»Versuchen wir es, vielleicht treffen wir sogar Raful in Paris.«
Jean schüttelte den Kopf. »Ihr könnt nicht abreisen. Wir stehen noch immer unter Aufsicht. Die israelische Polizei würde uns am Flughafen verhaften. Damit würden wir uns erst recht verdächtig machen.«
Tom lächelte schnippisch. »Du kannst ja hierbleiben und abwarten. Aber denke daran, du warst zusammen mit Gina, dem Professor und Raful im Laborzelt.«
»Lasst uns abwarten, bis der Professor wieder zurückkommt«, wandte Yaara ein.
Tom seufzte und legte sich quer auf das Bett. »Also gut, warten wir.«
27
Paris, Police national, Cité Île de France …
Bukowski warf einen Blick auf das Hochglanzfoto.
»Wenn ich dem mitten in der Nacht begegnen würde, könnte ich ihn tatsächlich für einen Teufel halten«, murmelte Bukowski.
Maxime Rouen schmunzelte. »Vor allem, wenn dich Klostermauern umgeben, der Mond scheint und der Kerl im Halbschatten auf dich zukommt.«
»Fabrizio Santini«, las Bukowski laut vor. »Spitzname Diavolo, wenn das kein Zufall ist.«
Maxime nahm die Akte zur Hand. »International gesucht wegen sechsfachen Mordes, mehreren Überfällen, schweren Körperverletzungsdelikten und anderen Straftaten. Stammt aus Neapel und wuchs im Viertel Secondilgiano auf, der Hochburg der Mafia. Arbeitete für die Manzoni-Familie, die bei einem Bombenanschlag vor fünf Jahren komplett ausgelöscht wurde. Wir nehmen an, dass er sich in den letzten Jahren als Auftragskiller durchs Leben schlägt. Er erschoss im Herbst letzten Jahres einen Bankdirektor in Cannes. Die Ermittlungen führten sehr schnell zum Erfolg. Die Ehefrau des Bankiers hatte zusammen mit ihrem neuen Lover einen Killer angeheuert, um den unliebsamen Gatten aus dem Weg zu schaffen. Die Auftraggeber sitzen hinter Gitter, nur vom Teufel fehlt noch jede Spur.«
»Das heißt, er arbeitet also auch in Frankreich.«
»Er ist international tätig. Sogar das FBI fahndet nach ihm, weil er vor zwei Jahren in Chicago eine Mafiagröße erschoss. Der Kerl ist auf der ganzen Welt unterwegs. Diese sechs Morde sind wohl nur die Spitze des Eisberges. Wir hatten vor Jahren einen Fall in den Cevennen an der Ardeche. Wir glaubten, dem Kerl zwei Morde nachweisen zu können. Hinterher, nachdem er festgenommen werden konnte, stellte sich heraus, dass er achtundzwanzig Morde verübt hatte, bevor man ihn ermitteln konnte. Diavolo hat ein ähnliches Format, und die ganze Welt ist sein Jagdrevier.«
Bukowski schüttelte den Kopf. »Es ist unfassbar, ein Kerl mit so einem Gesicht, der müsste doch gefasst werden können.«
Maxime zuckte mit der Schulter. »Offenbar ist das nicht so einfach. Wenn er über das notwendige Kleingeld verfügt, dann hat er auch die Vollausstattung. Gefälschte Pässe, sicheren Unterschlupf, Kontaktadressen, eine Gesichtsmaske sogar, was weiß
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