Die Bruderschaft der Black Dagger
Ohren haut.
Wenn die redigierte Fassung schließlich wieder auf meinem Tisch landet, sehe ich sie noch einmal durch, gehe auf die Randnotizen ein und akzeptiere oder lehne Änderungen ab. Normalerweise sind meine Manuskripte sauber, aber ich finde trotzdem immer noch etwas, das mich stört. Wenn ich meine eigenen Texte lese, soll es so sein, als gleite mir ein tadelloser Stoff durch die Finger.
Nachdem ich das redigierte Manuskript wieder an den Verlag zurückgeschickt habe, werden die Druckfahnen gesetzt. Sie sehen genauso aus, wie die Seiten des Buchs, das am Ende gedruckt werden soll. Auch sie sehe ich noch einmal durch - und mir fällt immer noch etwas auf. Ich bin einfach nie zufrieden.
So läuft das also, und ich kann euch sagen, der ganze Prozess war bei Zsadists Geschichte wirklich kompliziert. Denn einige Szenen darin wollte ich nicht schreiben und noch weniger bearbeiten. Sogar für dieses Buch jetzt suche ich ja aus allen Büchern
Stellen und Zitate heraus … aber bei Z kann ich das nicht.
Was sehr eigenartig ist, denn von allen männlichen Figuren, über die ich je geschrieben habe, ist er meine liebste Erfindung. Ohne Einschränkung. Aber seine Geschichte ist an vielen Stellen einfach so traurig.
An welche Szenen ich da denke? Auf jeden Fall habe ich sie noch so lebhaft vor Augen, dass ich die Bücher gar nicht erst aufschlagen muss, um mich daran zu erinnern. Eine der Szenen, die für mich am schwierigsten zu schreiben waren, war die, als er für die nächsten hundert Jahre in eine Zelle gesperrt wird und das von dem Wächter, dem er als Küchenjunge immer Ale serviert hat. Er ist gerade zum ersten Mal von seiner Herrin missbraucht worden und ist so unschuldig und verletzt und verängstigt. Keiner der anderen Vampire sieht ihn auch nur an. In ihren Augen ist er unrein, obwohl er selbst nur das Opfer ist. Als er weinend in die Zelle tritt, die Zeichen des Missbrauchs durch seine Herrin noch deutlich sichtbar, brach mir fast das Herz.
Es ist einfach furchtbar.
Eine andere Szene, die mich fertiggemacht hat, ist die, in der Bella ihn in der Dusche findet, wo er sich wie besessen abschrubbt, um sich sauber genug zu fühlen, damit sie von ihm trinken kann. Er scheuert sich dabei die Haut auf, doch egal, wie sehr er auch schrubbt, er fühlt sich noch immer schmutzig.
Dann ist da noch die Szene, in der er Bella dazu bringt, ihm Schmerzen zuzufügen, damit er zum Höhepunkt kommt.
Aber es gibt auch Szenen, in denen Z gar nicht auftaucht, die ich nicht wieder lesen kann.
Ich wusste von vorneherein, dass Wellsies Tod die Leser hart treffen würde. Für mich war es jedenfalls sehr hart. Ich weinte, als ich die Szene schrieb, in der Tohr mit John Matthew im Trainingszentrum ist und zu Hause anruft, in der Hoffnung, dass Wellsie abnimmt, dass sie okay ist. Doch als er zum wiederholten Mal ihre Nummer wählt, tauchen die anderen Brüder in der
Tür auf. Wellsies Stimme erklingt auf der Mailbox, und Tohr erfährt, dass sie getötet wurde.
Einige Leser und Autorenkollegen sagten mir, es sei ziemlich mutig, eine Hauptfigur sterben zu lassen. Andere waren mit dieser kreativen Entscheidung meinerseits überhaupt nicht glücklich. Ich respektiere beide Meinungen, aber für mich war es weder mutig noch hatte ich eine Wahl. Es musste einfach passieren. Ich wusste von Anfang an, dass Wellsie sterben würde. Das Einzige, was mich daran überraschte, war nur, dass es so früh in der Serie passierte. Ich hatte gedacht, es würde erst später im Handlungsverlauf dazu kommen, aber das Ding ist, die Szenen laufen nicht immer chronologisch vor meinem inneren Auge ab. Deshalb kenne ich nicht unbedingt das wann .
Nebenbei bemerkt, denjenigen, die Probleme mit ihrem Tod hatten, half es, als sie erfuhren, dass es keine Berechnung meinerseits war, und dass es mir praktisch selbst das Herz gebrochen hat. Wenn man mit Figuren arbeitet, die den Lesern ans Herz gewachsen sind, und ihnen im Handlungsverlauf etwas Schlimmes zustößt, fühlen sich die Leser weniger manipuliert, wenn sie wissen, dass der Autor selbst völlig niedergeschmettert und traurig über diese Entwicklung ist.
Noch ein paar andere Gedanken zu Z …
Ich hätte Bella mehr Platz in der Geschichte einräumen sollen.
In der Serie steht die Bruderschaft im Vordergrund, und meine weiblichen Hauptfiguren bekommen nicht immer den Raum, der ihnen zustehen würde. Ich weiß auch, warum das so ist. Eine meiner Schwächen als Schriftstellerin, die auch in der Black
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