Die Bruderschaft der Black Dagger
Entwurf brauche ich in der Regel vier Monate, in denen ich sieben Tage die Woche mit Schreiben verbringe.
Normalerweise lasse ich das Manuskript dann etwa eine Woche liegen und beschäftige mich mit anderen Dingen. Diese Unterbrechung ist ganz wichtig, damit ich wieder Abstand und einen frischen Blick auf meine Arbeit bekomme. Ich bin überzeugt, dass meine Bücher weniger gut gelingen würden, wenn ich diese Pause nicht einlegte. Wenn ich mich dann wieder an das Buch setze, verwende ich noch einmal etwa sechs Wochen auf die Bearbeitung. Wenn nötig, verändere ich die Reihenfolge der Szenen, überdenke die Kapitelaufteilung und feile an der Atmosphäre des Buches. Danach gilt es noch ein paar Wochen lang, wieder und wieder über den Text zu gehen und Schwächen auszubügeln.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich dann meistens schon ganz kleine müde Augen, denn umso näher ich dem Ende komme, desto länger sind meine Arbeitstage. In den zwei Wochen vor der Abgabe arbeite ich locker vierzehn bis sechzehn Stunden pro Tag. Ich setze mir immer Donnerstag die Deadline, damit das Manuskript am Freitag noch vor dem Wochenende im Verlag ankommt. Dann drucke ich das Manuskript aus, steige wie ein Zombie ins Auto und fahre zu Kinko’s , wo ich es dann per Übernacht-Kurier an meine Lektorin schicke.
Das Paket wiegt immer um die vier Kilo, und das Verschicken kostet knapp hundert Dollar.
Nachdem meine Lektorin das Manuskript gelesen hat, besprechen wir, was gut funktioniert oder was noch stärker herausgearbeitet werden kann. Außerdem versuchen wir gemeinsam auszuloten, ob etwas eventuell ein wenig zu weit geht, was die Beschreibung von Sex und Gewalt betrifft. Ich schätze meine Lektorin sehr dafür, dass sie mir die Freiheit lässt, meinen inneren Bildern zu folgen, und nicht versucht, mir etwas zu diktieren. Unsere Zusammenarbeit ist eher eine gemeinsame Anstrengung, meine Ideen bestmöglich und mit der größten Wirkung auf Papier zu bringen. Alle Änderungen, Streichungen oder Hinzufügungen sind letztlich meine Entscheidung - und nur meine.
Nach dem Treffen mit meiner Lektorin überarbeite ich das Manuskript ein weiteres Mal, ich straffe es, feile an Formulierungen und Wortwahl, und wenn nötig führe ich einzelne Stellen noch ausführlicher aus. Zu diesem Zeitpunkt stehen die Kapitel und die Reihenfolge jedoch bereits fest. Auch die Höhepunkte sind gesetzt, und die Handlung schreitet flüssig vorwärts, es geht also nur noch ums Feintuning. Ich bin übersorgfältig, was die Wortwahl, die Dialoge und den Erzählfluss betrifft! Für mich kann es nie perfekt genug sein.
Für diesen Prozess setze ich normalerweise nochmal sechs Wochen an, in denen ich das Manuskript immer weiter verfeinere und ausarbeite. Ein erster Entwurf hat bei mir in der Regel 500 Seiten mit doppeltem Zeilenabstand in 12-Punkt-Times-New-Roman-Schrift. (Aus irgendeinem Grund kann ich einfach nicht in Courier schreiben, obwohl das viele andere Autoren machen - diese Schriftart killt meine Erzählstimme.) Aber wenn ich dann mit dem Feintuning fertig bin, hat das Manuskript um die 600 Seiten.
Dann folgt, wieder an einem Donnerstagabend, ein weiterer Besuch bei Kinko’s , bei dem ich wieder aussehe, als sei ich direkt einem Horrorfilm entsprungen. Normalerweise benötigen meine Lektorin und ich nur einen Bearbeitungsdurchlauf - nicht etwa, weil ich so ein geniales Wunderkind bin, sondern
weil ich unheimlich kritisch mit meinen eigenen Texten umgehe und bis zum Exzess an ihnen herumdoktere, bevor sie sie überhaupt zu Gesicht bekommt.
Dann wird redigiert. Wenn meine Lektorin das verfeinerte Manuskript noch einmal gelesen und für gut befunden hat, gibt sie es an eine Korrekturleserin weiter, die nochmal ganz gezielt nach Tipp-, Rechtschreib- und Grammatikfehlern sucht und die Kommasetzung überprüft. Sie achtet auch darauf, dass die Übergänge zwischen den Szenen stimmen und die zeitlichen Abfolgen logisch sind. Außerdem macht sie allerlei Anmerkungen für den Satz, die aussehen wie ein Morsecode aus roten Punkten und Strichen.
Ich sollte hier vielleicht erwähnen, dass es kein Spaß ist, meine Texte zu redigieren. Ich verwende viel Umgangssprache. Ich persönlich finde nämlich »gewöhnliche« Sprache viel interessanter und treffender als »Hochsprache«. Sie ist viel leidenschaftlicher und kraftvoller im Ausdruck. Ich bin meiner Bearbeiterin sehr dankbar, dass sie mir nicht The Chicago Manual of Style (die amerikanische Grammatikbibel) um die
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