Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)
Arrowhead und Warhorse.«
»Arrowhead. Dort ist die Dritte Infanteriedivision stationiert, stimmt’s?«
»Einige Brigaden, ja.«
»Sind Sie mal jemandem von einer Stryker-Einheit begegnet, als Sie dort waren?«
Sie stellte ihren Becher ab. Ihre Miene veränderte sich.
»Sind Sie deshalb hier, weil Sie über die Männer von Stryker C reden wollen?«
»Ich habe nichts von Stryker C gesagt.«
»Das war auch nicht nötig.«
Sie wartete darauf, dass ich fortfuhr.
»Soweit ich weiß, sind drei Angehörige von Stryker C, die einander kannten, von eigener Hand gestorben«, sagte ich. »Einer hat seine Frau mit in den Tod genommen. Das klingt für mich nach einer Häufung von Selbstmorden, was Sie vermutlich interessieren dürfte.«
»So ist es.«
»Haben Sie mit irgendeinem dieser Männer gesprochen, bevor sie gestorben sind?«
»Ich habe mit allen gesprochen, aber mit Damien Patchett nur rein informell. Der Erste war Brett Harlan. Er wurde im Veteranenbetreuungscenter in Bangor behandelt. Außerdem war er drogenabhängig. Ihm kam es entgegen, dass sich die Einrichtung, bei der man sich frische Spritzen besorgen konnte, unmittelbar neben dem Veteranencenter befand.«
Ich konnte nicht feststellen, ob das ein Scherz sein sollte.
»Was hat er Ihnen erzählt?«
»Das ist vertraulich.«
»Er ist tot. Der schert sich nicht mehr darum.«
»Dennoch werde ich Ihnen keine Auskunft über den Inhalt meiner Gespräche mit ihm geben, aber Sie dürfen davon ausgehen, dass er an posttraumatischer Belastungsstörung litt, obwohl –«
Sie verstummte. Ich wartete.
»Er machte auch auditorische Phänomene durch«, fügte sie hinzu, wenn auch etwas widerwillig.
»Ich weiß. Seine Schwester hat mir erzählt, dass er Stimmen gehört hat.«
»Das passt nicht zu den Diagnosekriterien einer PTBS . Das deutet eher auf eine Schizophrenie hin.«
»Sind Sie der Sache weiter nachgegangen?«
»Er hat die Behandlung abgebrochen. Und dann starb er.«
»Gab es einen bestimmten Vorfall, der seine Schwierigkeiten ausgelöst hat?«
Sie schaute weg. »Es war … nichts Spezielles, soweit ich das feststellen konnte.«
»Was soll das heißen?«
»Er hatte Alpträume und Schlafstörungen, aber er konnte sie nicht mit einem speziellen Ereignis in Verbindung bringen. Das ist alles, was ich bereit bin zu sagen.«
»Gab es irgendeinen Hinweis, dass er seine Frau umbringen könnte?«
»Nein. Glauben Sie ernsthaft, dass wir nicht eingegriffen hätten, wenn wir der Meinung gewesen wären, dass diese Gefahr bestand? Kommen Sie.«
»Wäre es möglich, dass bei allen dreien der gleiche Auslöser dazu geführt hat, dass sie diese Tat begingen?«
»Ich weiß nicht genau, was Sie damit meinen?«
»Könnte im Irak irgendwas vorgefallen sein, das zu einer Art … kollektivem Trauma geführt hat?«
Sie verzog leicht belustigt den Mund. »Wollen Sie psychologische Begriffe erfinden, Mr Parker?«
»Es klang richtig. Mir ist nichts anderes eingefallen, wie ich erklären könnte, was ich meine.«
»Tja, es war gar nicht schlecht. Ich hatte kurz nach Bernie Kramers Rückkehr zweimal mit ihm zu tun. Er wies seinerzeit leichte Symptome einer Belastungsstörung auf, ganz ähnlich wie die, die auch Brett Harlan durchmachte, aber keiner von beiden verwies auf ein gemeinsames traumatisches Ereignis im Irak. Kramer weigerte sich, die Behandlung fortzusetzen. Damien Patchett bin ich im Zuge meiner Forschungen nach Kramers Tod nur kurz begegnet, und auch er berichtete von nichts, das dem entsprechen könnte, was Sie andeuten.«
»Sein Vater hat nicht erwähnt, dass er psychologische Betreuung bekam.«
»Weil er auch keine bekam. Wir haben nach Kramers Beerdigung eine Weile miteinander geredet und uns anschließend noch einmal getroffen, aber es gab keine offizielle Therapie. Im Grunde genommen hätte ich sogar gesagt, dass Damien sich allem Anschein nach sehr gut angepasst hatte, von einer gewissen Schlaflosigkeit einmal abgesehen.«
»Haben Sie irgendeinem dieser Männer Medikamente verschrieben?«
»Das gehört zu meinem Job, wenn es nötig ist. Ich halte nicht viel davon, leidenden Menschen starke Medikamente zu verabreichen. Es dient nur dazu, den Schmerz zu kaschieren, ohne etwas gegen das ihm zugrundeliegende Problem auszurichten.«
»Aber Sie verschreiben Medikamente?«
»Trazodon.«
»Auch Damien Patchett.«
»Nein, nur Kramer und Harlan. Ich habe Damien geraten, sich an seinen Hausarzt zu wenden, falls er Schlafstörungen haben
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