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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Interessen, zu denen unter anderem Ballett, Oper und moderner Ausdruckstanz zählten. Das führte dazu, dass beiläufige Bekannte vermuteten, er könnte homosexuell sein, doch Webber war nicht schwul, ganz im Gegenteil. Seine Haare waren noch nicht einmal leicht ergraut, eine genetische Eigenheit, die ihn zehn Jahre jünger machte und aufgrund derer er mit Frauen gehen konnte, die nach herkömmlicher Ansicht zu jung für ihn waren, ohne dass er sich die missbilligenden, wenn nicht sogar neidischen Blicke einhandelte, die eine Beziehung mit einem derartigen Altersunterschied häufig nach sich zog. Seine Attraktivität für das andere Geschlecht, zu der sich ein gewisses Maß an persönlicher Großzügigkeit gegenüber denjenigen gesellte, die ihm gefielen, hatte sich indessen als zwiespältige Gabe erwiesen. An ihr waren zwei Ehen zerbrochen, doch er bedauerte es nur bei der ersten, denn seine erste Frau hatte er geliebt, wenn auch nicht genug. Das Kind aus dieser Ehe, eine Tochter und sein einziger Sprössling, hatte dafür gesorgt, dass die Verbindung zwischen den getrennten Partnern bestehen blieb, was dazu führte, dass seine ehemalige Frau ihn jetzt zumeist mit einer etwas verwunderten Zuneigung betrachtete. Die zweite Ehe hingegen war ein Fehler gewesen, den er nicht noch einmal machen wollte, deshalb verhielt er sich jetzt lieber zwanglos als verbindlich, wenn es um Sex ging. Dennoch mangelte es ihm nur selten an weiblicher Gesellschaft, auch wenn er für seine Gier mit kaputten Ehen und den finanziellen Auflagen gebüßt hatte, die damit einhergingen. Infolgedessen hatte sich Webber unlängst in ernsthaften Zahlungsschwierigkeiten befunden und gewisse Schritte ergreifen müssen, um die Situation zu bereinigen.
    Er wollte gerade die Forelle filetieren, die auf einem kleinen Granitblock lag, als er die Klingel hörte. Er wischte sich die Finger an seiner Schürze ab, griff zur Fernbedienung, stellte den Ton noch leiser und lauschte. Dann ging er zur Küchentür und starrte auf den kleinen Bildschirm bei der Gegensprechanlage.
    Ein Mann stand auf der Treppe vor der Tür. Er trug einen dunklen Fedora und hatte das Gesicht von der Kamera abgewandt. Doch als Webber hinsah, bewegte er den Kopf, als wäre ihm bewusst, dass er gemustert wurde. Er ließ den Kopf gesenkt, so dass seine Augen im Schatten lagen, aber anhand des kurzen Blickes auf das Gesicht wusste Webber, dass er den Mann nicht kannte. Er hatte offenbar eine Schramme an der Oberlippe, aber vielleicht spielte ihm auch nur das Licht einen Streich.
    Es klingelte ein zweites Mal, und diesmal ließ der Mann den Finger auf dem Knopf, so dass sich der Doppelton ein ums andere Mal wiederholte.
    »Was zum Teufel?«, sagte Webber laut. Er drückte auf die Gegensprechanlage. »Ja? Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
    »Ich möchte mit Ihnen reden«, sagte der Mann. »Wer ich bin, spielt keine Rolle, aber mein Auftraggeber sollte Sie etwas angehen.« Er sprach leicht undeutlich, so als habe er etwas im Mund.
    »Und wer ist das?«
    »Die Gutlieb-Stiftung.«
    Webber ließ die Taste der Gegensprechanlage los. Sein rechter Zeigefinger ging zum Mund, und er kaute am Nagel, eine Angewohnheit seit seiner Kindheit und ein Zeichen des Unbehagens. Die Gutlieb-Stiftung: Er hatte nur eine Handvoll Transaktionen für sie getätigt. Alles war über eine dritte Partei gelaufen, eine Anwaltskanzlei in Boston. Alle Versuche festzustellen, was die Gutlieb-Stiftung sein könnte und wer genau für ihre Akquisitionen zuständig war, waren ergebnislos gewesen, weshalb er allmählich den Verdacht hatte, dass es sie nur dem Namen nach gab. Als er weiter nachgebohrt hatte, hatte er einen Brief von den Anwälten erhalten, die ihn darauf hinwiesen, dass die betreffende Organisation sehr eigen sei, was ihre Anonymität angehe, und die Stiftung bei jeder weiteren Nachfrage vonseiten Webbers die Geschäftsbeziehung sofort beenden und bei den passenden Stellen ein paar Andeutungen fallen lassen werde, dass Webber nicht so diskret sei, wie es einige seiner Kunden vielleicht wünschten. Danach hatte sich Webber gefügt. Die Gutlieb-Stiftung, egal, ob es sie wirklich gab oder nicht, hatte von ihm ein paar ungewöhnliche und teure Stücke bezogen. Der Geschmack der Leute, die dahinterstanden, schien sehr speziell zu sein, und wenn Webber ihren Wünschen hatte nachkommen können, war er prompt und ohne jede weitere Frage oder Verhandlung bezahlt worden.
    Aber das letzte Stück … Er hätte bei seinen

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