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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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obwohl auch er wusste, was es hieß, knapp bei Kasse zu sein. Aber im Vergleich mit einigen Jungs, die er kannte und die mit der Armut auf Du und Du standen, bevor sie sich gemeldet hatten, war er gut dran.
    Die hohen Tiere erklärten ihnen, dass sie einsatz- und kampfbereit wären, aber sie hatten nicht einmal Panzerwesten.
    »Das kommt daher, weil die Iraker nicht auf euch schießen werden«, sagte Lattner. »Sie verspotten euch bloß und reden schlecht über eure Moms.«
    Lattner, der ein langer Schlaks war, vielleicht der größte Mann, der ihm je untergekommen war, nannte sie immer seine »Moms« und sein »Pops«. Als er starb, schrie er nach seiner Moms, aber die war Tausende von Meilen entfernt und betete vermutlich für ihn, was vielleicht etwas genutzt hatte. Er war bedröhnt, um die Schmerzen ein bisschen zu lindern, und wusste nicht, wo er war. Er dachte, er wäre wieder in Laredo. Als er im Sterben lag, hatten sie ihm gesagt, dass seine Moms unterwegs wäre, und er hatte es geglaubt.
    Sie hatten Alteisen gesammelt und Dosen platt geklopft, um sich Panzerplatten zu basteln. Später nahmen sie die kugelsicheren Westen toter Iraker. Die Männer und Frauen, die später kamen, waren besser ausgerüstet – sie hatten gepolsterte Klamotten, Schutzbrillen, Wiley-X-Sonnenbrillen, sogar grüne Karteikarten mit Antworten auf mögliche Fragen vonseiten der Medien, weil inzwischen alles zum Teufel ging, hinten und vorne im Arsch, wie sein alter Herr immer sagte, und man nicht wollte, dass sie aus dem Nähkästchen plauderten.
    Anfangs gab es nicht mal Duschen – sie wuschen sich in ihren Stahlhelmen. Sie hausten in zerstörten Häusern und später zu fünft in einem Zimmer ohne Klimaanlage, und das bei 60 Grad Hitze. Kein Schlaf, keine Duschen, wochenlang dieselben Klamotten. Nach einiger Zeit gab es Klimaanlagen, Containerunterkünfte, anständige Scheißhäuser, ein Erholungscenter mit Playstations und Großbildfernsehern, einen PX , in dem man dämliche T-Shirts mit der Aufschrift »Wer ist dein Bag-Daddy?« kaufen konnte, und einen Burger King. Es gab Internetterminals und Telefonzentralen, die rund um die Uhr geöffnet hatten, es sei denn, ein Soldat war gefallen, denn dann wurden sie geschlossen, bis die Angehörigen verständigt waren. Es gab einen Betonunterstand bei der Tür des Containers, damit man sich dem Feind bei Mörserbeschuss nicht im Freien stellen musste.
    Aber er scherte sich nicht um die Unannehmlichkeiten, anfangs nicht. Man meldete sich nicht freiwillig, wenn man daheimbleiben und in den Staaten Dienst tun wollte. Man meldete sich, weil man in den Krieg ziehen wollte, und wie hatte doch Verteidigungsminister Rumsfeld gesagt? Man zieht mit der Armee in den Krieg, die man hat, nicht mit der, die man sich wünscht. Andererseits hatte Minister Rumsfeld noch seine sämtlichen Gliedmaßen, jedenfalls als er ihn zuletzt gesehen hatte, folglich hatte er gut reden.
    Er hatte einige Tattoos an den Armen, dämlichen, kindischen Mist, aber kein Bandenzeugs. Er war sich nicht mal sicher, ob es in Maine irgendwelche Banden gab, die es wert waren, dass man sich ihretwegen tätowieren ließ, und falls es welche geben sollte, hätten sie den richtig schweren Jungs wie den Bloods und den Crips nicht viel gesagt. Das Militär fügte irgendwann ein eigenes Tattoo hinzu: die Angaben von seiner Hundemarke, die ihm seitlich auf den Oberkörper tätowiert wurden, damit man ihn identifizieren konnte, wenn seine Hundemarke verloren gegangen oder zerstört worden war. Ein Stabsfeldwebel versicherte ihm, dass man hinsichtlich der alten Tattoos nachsichtig sein werde, und bot ihm sogar an, sämtliche leichteren Vergehen aus seinem Strafregister zu entfernen, aber er hatte sich nicht mal eine Trunkenheitsfahrt zuschulden kommen lassen. Man versprach ihm ein schönes Leben, eine Verpflichtungsprämie, bezahlten Urlaub und eine Collegeausbildung, falls er das wollte, sobald er seine Zeit abgedient hatte. Er hatte bei der Leistungsprüfung 80 Prozent aller möglichen Punkte erzielt, wodurch er für eine zweijährige Dienstzeit in Frage kam, aber er hatte sich für vier gemeldet. Allzu viele andere Möglichkeiten hatte er sowieso nicht, und wenn er sich für vier Jahre verpflichtete, garantierte man ihm die Aufnahme in eine bestimmte Division, und er wollte nach Möglichkeit mit anderen Männern aus Maine dienen. Er war gern Soldat. Und er war ein guter Soldat. Deswegen hatte er sich anschließend weiterverpflichtet.

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