Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)
sich im Speditionsgeschäft aus.«
»Jimmy Jewel kennt sich im Schmuggelgeschäft aus.«
»Er hat mir erzählt, dass er versucht hat, Tobias anzuwerben, aber Tobias hat sich nicht drauf eingelassen. Das ist alles, was ich weiß.«
Er dachte darüber nach. »Das klingt fast plausibel«, sagte er. »Fadenscheinig, aber plausibel. Ich bin beinahe versucht, Ihnen zu glauben, aber ich weiß, dass Sie ein intelligenter Mann sind. Sie sind wissbegierig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Joel Tobias’ sexuelle Gewohnheiten nicht das Einzige waren, was Sie untersuchen wollten.«
Ich sah seine Stiefel durch den Spalt unten am Sack. Sie waren glänzend schwarz. Während ich noch hinschaute, entfernten sie sich von mir. Ganz in meiner Nähe wurde ein Gespräch geführt, das aber so leise war, dass ich nicht hören konnte, was gesagt wurde. Stattdessen konzentrierte ich mich auf meine Atemzüge. Ich zitterte, und meine Kehle war wund. Irgendwann hörte ich Schritte näher kommen, und die schwarzen Stiefel tauchten wieder in meinem Blickfeld auf.
»Jetzt hören Sie mal zu, Mr Parker. Um das Wohl des Mädchens brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Sie schwebt nicht in Gefahr, das versichere ich Ihnen. Weder für Sie noch für Mr Patchett wird die Sache weitere Auswirkungen haben, solange Sie beide sich raushalten. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Niemandem wird irgendwas zuleide getan, verstehen Sie? Niemandem. Egal, was Sie vermuten oder zu wissen meinen, Sie irren sich.«
»Ihr Wort als Soldat?«, sagte ich. Ich spürte, wie er darauf reagierte, und wappnete mich für den Schlag, aber es kam keiner.
»Ich habe mir schon gedacht, dass Sie ein Klugscheißer sind«, sagte er. »Kommen Sie nicht auf dumme Gedanken. Ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie stinkwütend sind oder es sein werden, sobald wir Sie laufen lassen, und sich rächen wollen, aber an Ihrer Stelle würde ich das nicht tun. Wenn Sie es wegen dem hier auf uns abgesehen haben, bringen wir Sie um. Diese Sache geht Sie nichts an. Ich wiederhole: Es geht Sie nicht das Geringste an. Ich bedaure das, was heute Abend getan werden musste, aufrichtig. Wir sind keine Tiere, und wenn Sie uns von Anfang an entgegengekommen wären, wäre es nicht nötig gewesen. Betrachten Sie es als eine Lektion, die Sie auf die harte Tour gelernt haben.« Er zog den Sack wieder herunter. »Wir sind hier fertig. Bringt ihn zurück zu seinem Auto und geht behutsam mit ihm um.«
Das Klebeband an meinen Beinen wurde zerschnitten. Sie halfen mir auf die Beine und begleiteten mich zum Auto. Ich war schwach und orientierungslos und musste auf halber Strecke stehen bleiben und kotzen. Sie hielten mich an den Ellbogen fest, aber wenigstens drückten sie meine Arme nicht hoch und zwangen mich, vornübergebeugt zu laufen. Diesmal wurde ich in den Kofferraum gesteckt, nicht hinten ins Auto. Als wir zum Bear kamen, legten sie mich bäuchlings auf den Boden und nahmen mir die Handfesseln ab. Meine Autoschlüssel landeten klirrend neben mir. Der Mann, der sich über Tobias’ »Alte« ausgelassen hatte, befahl mir, die Hände auf den Kopf zu legen und bis zehn zu zählen. Ich blieb so liegen, bis das Auto wegfuhr, dann stemmte ich mich langsam hoch und torkelte zum Rand des Parkplatzes. Ich sah nur noch die Rücklichter des Autos, die sich rasch entfernten. Rot, dachte ich. Möglicherweise ein Ford. Aber zu weit entfernt, um die Nummernschilder zu erkennen.
Im Bear war alles dunkel, und mein Auto war das einzige Fahrzeug, das noch auf dem Parkplatz stand. Ich rief nicht bei der Polizei an. Ich rief niemanden an, jetzt noch nicht. Ich fuhr heim und kämpfte unterwegs ständig gegen die Übelkeit an. Mein Hemd und meine Jeans waren schmutzig und zerrissen. Ich warf sie in den Müll, sobald ich nach Hause kam. Ich wollte duschen, den Dreck vom Blue Moon abspülen, entschied mich aber, mich einfach über dem Waschbecken abzuschrubben. Ich war noch nicht wieder bereit, mir Wasser über das Gesicht laufen zu lassen.
In dieser Nacht wachte ich zweimal auf, als die Zudecke mein Gesicht berührte, und schlug danach. Nach dem zweiten Mal beschloss ich, mich darauf zu legen, nicht darunter, dann lag ich wach da und mischte in Gedanken Namen wie Spielkarten: Damien Patchett, Jimmy Jewel, Joel Tobias. Ich dachte daran, wie gedemütigt ich mich gefühlt hatte, als sie gedroht hatten, mich zu schänden, prägte mir die Stimmen ein, die ich gehört hatte, damit ich sie erkannte, wenn ich sie wieder hören
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