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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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namens Obrad, schon erleichtert, wenn die Leute überhaupt zahlten.
    »Was für ein Name ist Obrad überhaupt?«, fragte einer der Detectives.
    »Das ist Serbisch«, sagte Obrad. »Es heißt ›glücklich machen‹.«
    Er hatte sogar eine Visitenkarte mit der Aufschrift OBRAD GLÜCKLICH MACHEN : Die Cops waren versucht, seine Grammatik richtigzustellen und darauf hinzuweisen, dass solche Aussagen, zumal in Verbindung mit der Möglichkeit eines Missverständnisses, ihn irgendwann in Schwierigkeiten bringen könnten, ließen es aber sein. Obrad war hilfsbereit und ein Idealist. Sie wollten ihn nicht kränken.
    »Und Sie haben nie mit jemandem gesprochen, der Kontakt zu dieser Stiftung hat?«
    Obrad schüttelte den Kopf. »Alles wird heute über Internet gemacht. Sie füllen Formular aus, überweisen Geld, und ich machen glücklich.« Obrad legte eine Kopie des über das Netz ausgefüllten Vertragsformulars vor. Sie verfolgten es bis zu einem Internetcafé in Providence, Rhode Island, und dort endete die Spur. Die Zahlungsanweisungen kamen von einer Reihe von Postämtern in ganz New England. Nie wurde eines zweimal benutzt, und die Transaktionen ließen sich nicht verfolgen, da der US Postal Service bei Zahlungsanweisungen keine Kreditkarten akzeptierte. Deshalb ersuchten sie um eine richterliche Verfügung, um die Aufzeichnungen der Überwachungskameras in den betreffenden Postämtern zu untersuchen.
    Die Stiftung machte den Ermittlern zu schaffen, aber über Postämter und Internetcafés hinaus kamen sie ihr keinen Schritt näher. Denn die Stiftung war Herod, und auch dies war nur ein Name, den er zur Tarnung verwendete. Nach Webbers Tod wurde die Stiftung aufgelöst. Nach einiger Zeit wollte Herod sie in anderer Form reaktivieren. Webber war bestraft worden, und die kleine Interessengemeinschaft, in der beide Männer kurz verkehrt hatten, würde sich des Grundes bewusst sein. Herod machte sich keine Sorgen, dass sich jemand an die Polizei wenden würde. Sie hatten alle etwas zu verbergen, jeder Einzelne von ihnen.
    Zwei Nächte nach Webbers Tod war der Tatort immer noch durch ein gelbes Absperrband gekennzeichnet, aber die Polizei bewachte das Haus nicht mehr. Die Alarmanlage war wieder eingeschaltet worden, und die örtlichen Streifenwagen fuhren regelmäßig vorbei, um Schaulustige fernzuhalten.
    Die Alarmanlage im Haus ging um halb ein Uhr morgens los. Um zehn nach eins war die Polizei an der Tür. Die Haustür war geschlossen, und sämtliche Fenster waren offenbar verriegelt. Auf der Rückseite des Hauses fanden die Cops eine Krähe mit gebrochenem Genick. Allem Anschein nach war sie an das Küchenfenster geflogen und hatte den Alarm ausgelöst, obwohl sich keiner der Cops erinnern konnte, jemals mitten in der Nacht eine Krähe gesehen zu haben.
    Um halb zwei ging der Alarm wieder an, und ein drittes Mal um zehn vor zwei. Die Firma, die die Alarmanlage überwachte, wies darauf hin, dass jedes Mal das Fenster, unter dem die tote Krähe gefunden wurde, die Ursache war. Man vermutete, dass irgendein Defekt vorlag, und wollte sie am nächsten Morgen überprüfen. Auf Bitten der Polizei hin wurde die Alarmanlage abgestellt.
    Um zehn nach zwei wurde das Fenster von außen mit Hilfe eines schmalen Metallstücks geöffnet, das in der Mitte rechtwinklig durchgebogen war, damit man die Sperre bewegen und das Fenster entriegeln konnte. Ein Mann stieg hindurch und trat vorsichtig auf den Küchenboden. Er schnupperte prüfend, dann zündete er sich eine Zigarette an. Wenn das Licht besser gewesen wäre und ihn jemand hätte sehen können, hätte er eine ungepflegte Gestalt wahrgenommen, die eine alte schwarze Jacke und eine schwarze Hose trug, die fast, aber nicht ganz zueinander passten. Das Hemd mochte einst weiß gewesen sein, aber jetzt war es vergraut, der Kragen ausgefranst. Der Mann hatte lange Haare, die glatt zurückgekämmt waren, so dass die Geheimratsecken deutlich zu sehen waren. Seine Zähne waren gelb, desgleichen die Fingernägel, alle vom jahrzehntelangen Rauchen verfärbt. Er bewegte sich elegant, wenn auch mit der raubtierhaften Anmut einer Gottesanbeterin oder Spinne.
    Er griff in seine Jackentasche und holte eine Maglite heraus. Er zog die Vorhänge an den Küchenfenstern zu, drehte am Kopf der Taschenlampe und ließ den Strahl über den Tisch, die Stühle und das getrocknete Blut am Boden wandern. Er bewegte sich nicht, sondern verfolgte nur den Lichtstrahl, betrachtete alles, was er erfasste, berührte

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