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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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sollte. Ich ließ die Wut durch mich schießen wie einen Stromstoß.
    Ihr hättet mich umbringen sollen. Ihr hättet mich in diesem Wasser ertrinken lassen sollen. Denn jetzt werde ich hinter euch her sein, und ich werde nicht allein sein. Die Männer, die ich mitnehme, werden so viel wert sein wie ein Dutzend von euch, militärische Ausbildung hin oder her. Egal, was ihr macht, egal, was für eine Unternehmung ihr laufen habt, ich werde sie auseinandernehmen und euch in den Überresten sterben lassen.
    Denn für das, was ihr mir angetan habt, werde ich euch umbringen.

8
    Der Leichnam von Jeremiah Webber wurde von seiner geliebten Tochter entdeckt, nachdem er es versäumt hatte, sich bei ihr wegen eines Lunchtermins zu melden, einer Verabredung, auf die sie viel Wert legte, weil sie sich davon ein gutes Essen versprach und ihn um ein paar Dollar anhauen wollte. Aber natürlich liebte Suzanne Webber ihren Vater auch, doch er war ein seltsamer Mann, und ihre Mutter hatte anklingen lassen, dass seine finanziellen Angelegenheiten einer genaueren Überprüfung nicht standhalten würden. Seine Unzulänglichkeiten als Ehemann waren nur ein Aspekt seiner Schwächen; man konnte sich unter keinen Umständen darauf verlassen, dass er sich anständig benahm, wenn man mal davon absah, dass er für das Wohlergehen seiner Tochter sorgte. Zumindest in dieser Hinsicht konnte man sicher sein, dass er sich von seiner besseren Seite zeigte und sich dementsprechend verhielt. Und wie schon gesagt, sie mochte Jeremiah Webber. Seine zweite Frau hingegen, die nicht mehr das Geringste für ihn übrighatte, hielt ihn für ein Reptil.
    Als seine Tochter die Leiche ihres Vaters auf dem Küchenboden fand, dachte sie zunächst, er wäre einem Raubüberfall zum Opfer gefallen. Dann sah sie die Waffe neben seiner Hand und fragte sich, ob er sich wegen seiner prekären finanziellen Lage das Leben genommen hatte. Obwohl sie schockiert war, brachte sie so viel Selbstbeherrschung auf, dass sie mit ihrem Handy die Polizei anrief und in dem Raum nichts berührte. Danach sprach sie mit ihrer Mutter, während sie auf die Polizei wartete. Sie saß draußen, nicht drin. Der Geruch im Haus stieß sie ab. Es stank nach der Sterblichkeit ihres Vaters, aber auch noch nach etwas anderem, das sie nicht recht einordnen konnte. Später erzählte sie ihrer Mutter, es habe so gerochen, als wäre jemand zu spät zur Toilette gegangen und hätte Streichhölzer abgebrannt, um die Auswirkungen zu kaschieren. Sie rauchte eine Zigarette und weinte, während sie ihrer Mutter zuhörte, die ebenfalls unter Tränen die Möglichkeit bestritt, dass Webber sich erschossen haben könnte.
    »Er war selbstsüchtig«, sagte sie, »aber nicht so selbstsüchtig.«
    Den Ermittlern war rasch klar, dass Webber sich nicht das Leben genommen hatte, es sei denn, er war ein Perfektionist, der, nachdem er den ersten Schuss verpatzt hatte, den Willen und die Kraft aufbrachte, sich eine zweite Kugel in den Kopf zu jagen, um die Sache zu Ende zu bringen. In Anbetracht des Schusswinkels hätte er außerdem ein Verrenkungskünstler sein und über übermenschliche Fähigkeiten verfügen müssen, wenn man die grauenhafte Verletzung bedachte, die die erste Kugel angerichtet hatte. Folglich sah es so aus, als wäre Jeremiah Webber ermordet worden.
    Und dennoch, und dennoch …
    Er hatte Schmauchspuren an der Hand. Klar, es wäre möglich, dass der oder die Mörder ihm die Waffe an den Kopf gehalten und Druck auf seinen Finger ausgeübt hatten, damit er den Abzug betätigte, aber so etwas kam für gewöhnlich nur im Kino vor, und außerdem war es leichter gesagt als getan. Kein Profi würde das Risiko eingehen und jemandem, der nicht sterben wollte, eine Waffe in die Hand drücken. Bestenfalls könnte derjenige, den man aufforderte, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen, einen Schuss an die Decke oder in den Fußboden abgeben, schlimmstenfalls bekäme man selber eine in den Schädel. Außerdem gab es keinerlei Kampfspuren, und die Leiche wies auch keine Male auf, die darauf hindeuteten, dass Webber irgendwann gefesselt war.
    Wäre es also möglich, meinte einer der Detectives, dass er sich erschossen und es verpatzt habe, worauf jemand anders die Sache aus Barmherzigkeit für ihn zu Ende gebracht hatte? Aber wer steht daneben und schaut zu, wie sich ein anderer Mann umbringt? War Webber krank oder steckte er derart in Schwierigkeiten, seien sie finanzieller oder anderweitiger Art, dass er keinen anderen

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