Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)
Gefühl, dass er keinen Mist gebaut hatte.
»Irgendwas aus New York gehört?«
»Sie wollen heute Abend hier sein.«
»Du erzählst ihnen doch nicht, dass ich’s verpatzt habe?«
»Du hast nichts verpatzt, Jackie. Du hast bloß Pech gehabt.«
»Ich hätte vorsichtiger sein sollen«, sagte Jackie reumütig. »Aber ich steh nun mal auf Sprengstoff …«
Kurz darauf mailte mir Bennett Patchett die Namen einiger ehemaliger Soldaten, die zur Beerdigung seines Sohnes gekommen waren. Die beiden ersten waren Vernon und Pritchard. Neben beiden hatte er angemerkt, dass er sich der Schreibweise nicht sicher sei. Als ich ihn anrief, räumte er auch ein, dass er sich nicht an die Namen aller Leute erinnern könne, die dabei gewesen seien, weil sich nicht alle ins Kondolenzbuch eingetragen hätten oder ihm vorgestellt worden seien, aber er meinte, dass mindestens ein Dutzend ehemalige Soldaten dort gewesen seien. Er entsann sich allerdings an eine Frau namens Carrie Saunders, die irgendetwas mit der Betreuung von Veteranen zu tun hatte, aber soweit er wusste, stand sie offiziell nicht in Kontakt mit Damien, bevor er starb. Außerdem sei auch Bobby Jandreau da gewesen, der jetzt wegen der Verwundungen, die er im Irak erlitten habe, im Rollstuhl sitze. Er stand auch auf meiner Liste mit den Leuten, mit denen ich reden wollte, sobald meine Unterstützung aus New York eingetroffen war.
»Waren bei der Beerdigung auch Schwarze?«
»Vernon ist ein Farbiger«, sagte er. »Ist das wichtig?«
»Ich bin bloß neugierig.«
Ich machte mir eine Notiz, dass ich Carrie Saunders anrufen und mehr über Bobby Jandreau in Erfahrung bringen sollte, aber zuerst fuhr ich nach Scarborough Downs, wo Ronald Straydeer in einer Hütte in Rufnähe der Rennbahn wohnte. Ronald hatte während des Vietnamkriegs im K-9 Corps gedient und wurde vom Verlust seines Hundes, der beim Fall von Saigon nicht mehr benötigt und deshalb zurückgelassen werden musste, ebenso verfolgt wie vom Tod seiner Kameraden. Jetzt war sein Haus eine Art Raststätte für Veteranen, die zufällig durch die Stadt kamen und einen Schlafplatz brauchten, wo sie sich auch ein Bier und eine Tüte genehmigen konnten, ohne mit dämlichen Fragen behelligt zu werden. Ich war mir nicht sicher, womit Ronald seinen Lebensunterhalt verdiente, aber vermutlich hatte es irgendetwas mit den reichlichen Grasvorräten zu tun, die er allem Anschein nach stets griffbereit hatte.
Ronald befasste sich neuerdings auch mit den Rechten von Veteranen. Schließlich hatte er bei seiner Rückkehr aus Vietnam am eigenen Leib erfahren, welche Schwierigkeiten sie erwarteten, und glaubte vermutlich, vor allem nach dem 11. September 2001, dass er solche Scheußlichkeiten nicht mehr mit ansehen müsste. Stattdessen setzte man die Veteranen einem ganzen Haufen neuer Gemeinheiten aus, schlimmer noch als die, mit denen ihre Vorgänger bei ihrer Rückkehr aus Vietnam konfrontiert waren. Damals warf man den heimkommenden Soldaten vor, dass sie an einem verhassten Krieg teilgenommen hätten, und ihre Kritiker waren aufgebracht wegen der Bilder von Kids, die auf dem Campus ihres College starben oder mit brennendem Napalm auf der Haut über eine vietnamesische Brücke rannten. Jetzt herrschte anstelle der Wut Ahnungslosigkeit hinsichtlich der Folgen des Kampfeinsatzes für die Soldaten, sowohl der physischen als auch der psychischen, und die Leute, von denen sie in den Krieg geschickt wurden, waren nicht bereit, sich um die Verwundeten und Kriegsversehrten zu kümmern, egal, ob ihre Verletzungen sichtbar waren oder nicht. Ich hatte Ronald ein paarmal im Lokalfernsehen gesehen, und er wurde oft von Zeitungen im Staat angesprochen, wenn es um das Thema invalide Veteranen ging. Er hatte eine inoffizielle Organisation namens Concerned Veterans of Maine gegründet, und zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, schien er eine richtige Aufgabe gefunden zu haben, einen neuen Kampf, den er austragen konnte, statt die alten immer wieder durchleben zu müssen.
Ich sah, wie sich ein Vorhang bewegte, als ich zu seiner Hütte kam. Ich wusste, dass Ronald am Ende der privaten Zufahrt zu seinem Haus eine Lichtschranke angebracht hatte, die von allem ausgelöst wurde, das größer als ein kleines Säugetier war. Er war schlau genug, um keine allzu großen Mengen Gras bei sich zu Hause aufzubewahren, so dass man ihm bei einer Razzia möglicherweise zwar den Besitz von Drogen, nicht aber die Absicht, damit Handel zu treiben, vorwerfen
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