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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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fuhr, ging man davon aus, dass er eine Art Schwachkopf war? Immerhin war er bei allen Phasen der Unternehmung dabei gewesen, und zwar von Anfang an. Ohne ihn wäre sie längst in die Binsen gegangen.
    »Dessen bin ich mir bewusst«, sagte er und konnte sich dieses Mal den scharfen Unterton nicht verkneifen.
    »Komm mir nicht dumm. Ich habe die Sendung nicht verloren.«
    »Yeah, tja, ich habe nicht genug Kohle gesehen, die mich für den Verlust eines Auges entschädigen würde.«
    »Du hast mehr Vorschuss gekriegt als jeder andere. Wenn dir die Abmachung nicht passt, dann steig aus.«
    Joel starrte auf die Wunden an seinen Händen.
    »Das habe ich nicht gemeint. Lass uns einfach diesen Schlamassel in Ordnung bringen.«
    »Es wird nicht lange dauern, bis Raul rausfindet, was er da hat. Danach kann sich jedes Kind zusammenreimen, was vor sich geht. Ich werde rumfragen und feststellen, wer er ist.«
    »Jimmy Jewel weiß es.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ziemlich sicher. Ich glaube, die Anweisung, gegen uns loszuschlagen, kam von ihm, wenn du mich fragst.«
    »Tja, dann fangen wir dort an. Du sagst, sie haben alles mitgenommen?«
    »Yeah. Sie haben alles.«
    »Geh heim. Schlaf ein bisschen und kümmere dich um die Verbrennungen. Ruf mich morgen an, sobald du aufwachst. Das ist nicht der einzige Schlamassel, um den sich gekümmert werden muss.«
    Joel fragte nicht, was mit dieser letzten Aussage gemeint war. Er war zu müde und zu mitgenommen. Er legte den Hörer auf und ging zu der Tankstelle auf der anderen Straßenseite, wo er einen Sechserpack Bier kaufte, den er auf seinem Zimmer trank, während er aus dem Fenster auf die Lichter der vorbeifahrenden Autos und auf den dunklen Flagstaff Lake starrte und ab und zu eine der kalten Flaschen an seine versehrte Wange hielt. Nach zwei Bier wurde ihm übel. Es war so lange her, dass er zum letzten Mal unter Schock stand, dass er das Gefühl fast vergessen hatte, aber das, was man ihm in der Lichtung angetan hatte, weckte andere Erinnerungen, andere Eindrücke. Er kratzte sich geistesabwesend am linken Schienbein und spürte das Narbengewebe und das Loch im Muskel. Er rief Karen an, aber sie war nicht daheim, deshalb hinterließ er eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter und teilte ihr mit, dass er müde sei und beschlossen habe, sich ein Zimmer für die Nacht zu nehmen. Außerdem erklärte er ihr, dass er sie liebe, und entschuldigte sich für den morgendlichen Streit. An dem Streit war nur der Detektiv schuld, er und Patchett, dieser aufdringliche Mistkerl. Tobias kannte den Klatsch über den Detektiv und wusste, dass man ihn nicht unterschätzen durfte, und er war sich auch nicht sicher, ob man ihm mit Drohungen beikommen konnte, aber er war ebenso wütend wie erleichtert gewesen, als sie zu ihm kamen und ihm berichteten, dass der Detektiv engagiert worden war, um Erkundigungen über ihn und seine Beziehung einzuholen, nicht aber über die Unternehmung.
    Er wollte schlafen. Er warf ein paar Schmerztabletten ein, setzte sich auf sein Bett und streckte die Beine aus. Er kramte in seiner Jackentasche herum und holte zwei ausnehmend kunstvoll gearbeitete Goldreifen heraus. Er hatte gesagt, die Mexikaner hätten alles mitgenommen, aber er hatte gelogen. Er war der Meinung, dass man ihm sowohl für seine Schmerzen etwas schuldete als auch dafür, dass er bereits Gegenstände befördert hatte, die ein Vermögen wert waren, ein Vermögen, von dem er bislang nur ein paar Mäuse gesehen hatte. Außerdem wollte er bei Karen Wiedergutmachung wegen des Streits leisten.
    Er hielt die Ohrringe ans Licht, und trotz der Schmerzen bewunderte er ihre Schönheit.

ZWEITER TEIL
    … Ich träume von Reitern in hügeligem Land, über das Rauchschwaden ziehen, Schatten hoch zu Pferd, Brustharnischen aus Schilfgras, Peitschen, dem Halbmond.
Ein anderer Krieg. Ein anderer uralter Krieg, aber
an diesem gleichen Ort …
    R ICHARD C URREY ,
Crossing Over: The Vietnam Stories

Der Krieg stinkt. Er stinkt nach offenen Abwasserkanälen und Exkrementen. Er stinkt nach Müll, fauligem Essen und abgestandenem Wasser. Er stinkt nach Hundekadavern und menschlichen Leichen. Er stinkt nach den Obdachlosen, den Sterbenden und den Toten.
    Sie waren von der McCord Air Force Base zur Rhein-Main Air Base geflogen worden und von dort nach Kuwait. Sie reisten mit voller Ausrüstung samt Waffen, deren Schlagbolzen sie ausgebaut und in ihren Hosentaschen verstaut hatten. In Kuwait füllten sie Sandsäcke und legten

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