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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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die Zigarette an jeder Hand zwischen Daumen und Zeigefinger auf die Haut gedrückt. Als das nichts genützt hatte, hatte er gedroht, sie in Joels rechtem Auge auszudrücken, und Joel hatte ihm geglaubt. Er verriet ihnen, wo das Versteck war, aber selbst als sie seinen Anweisungen Folge leisteten, fanden sie es nicht. Es war das Werk eines Profis und so konstruiert, dass es allenfalls bei einer äußerst peniblen Durchsuchung gefunden werden konnte. Er musste es ihnen zeigen, nachdem er ihnen zunächst erklärt hatte, wie man die Sitze ausbaute, damit man an den Hohlraum herankam, der genauso breit wie das Führerhaus war. Dann öffnete er das Versteck vorsichtig, indem er auf die beiden unteren Ecken drückte.
    Der Hohlraum konnte in mehrere kleinere Fächer unterteilt werden, je nachdem, was darin transportiert wurde. Diesmal war es ein Werkzeugkasten aus Plastik, der ein Dutzend zylindrische Gegenstände enthielt, die etwa genauso lang wie Tafelkreide und in Stoff und Plastik gewickelt waren. Die Männer im Führerhaus reichten Raul einen, sobald sie die Schutzumhüllung entfernt hatten. Er war mit Ornamenten verziert, an beiden Enden mit Gold überzogen und mit Edelsteinen besetzt. Raul wog ihn in der Hand, dann fragte er: »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Joel. »Ich bin bloß der Spediteur. Ich stelle keine Fragen.«
    »Es sieht alt und wertvoll aus.« Raul streckte eine Hand aus, worauf man ihm eine Taschenlampe gab. Er richtete sie auf die Steine und musterte sie genauer. »Das sind Smaragde und Rubine, und an der Spitze ist ein Diamant.«
    Das Siegel in Rauls Hand stammte aus dem Jahr 2100 vor Christus. Es war eine alte bürokratische Gerätschaft, mit der man Geschäftsabschlüsse und Rechtsangelegenheiten beglaubigte, indem man das Siegel auf die Tontafel drückte, in die der entsprechende Dokumententext eingeritzt war, und es abrollte. Mittlerweile hatte Joel schon so viele gesehen, dass er wusste, worum es sich handelte, aber er schwieg weiter.
    Vorsichtig wickelte Raul das Siegel wieder ein und reichte es einem seiner Männer.
    »Nehmt sie alle mit«, sagte er. »Und geht behutsam damit um.«
    Er zündete sich eine weitere Zigarette an und lächelte, als er sah, dass Joel unwillkürlich zusammenzuckte.
    »Sie sagen also, dass Sie nur der Fahrer sind und nichts über die Sachen wissen, für deren Transport Sie bezahlt werden«, sagte Raul. »Ich glaube Ihnen nicht, aber belassen wir es dabei. Ich werde ein paar Erkundigungen über diese kleinen Zylinder einholen, und wenn sie so wertvoll sind, wie sie aussehen, behalte ich vielleicht einige davon. Sie können Ihren Auftraggebern bestellen, sofern sie das denn sind, dass sie es als Strafe betrachten sollen, weil sie versucht haben, so eine Unternehmung durchzuziehen, ohne die dafür zuständigen Stellen zu informieren, und damit meine ich nicht den amerikanischen Zoll. Wenn sie weiter solche Gegenstände transportieren wollen, sollten sie mit mir reden, dann werden wir schon eine Lösung finden.«
    »Warum sollten sie mit Ihnen reden?«, fragte Joel. »Warum nicht mit den Dominikanern oder Jimmy Jewel?« Er sah etwas in Rauls Augen aufleuchten und wusste, dass er einen Nerv getroffen hatte.
    »Weil wir die Zylinder haben«, sagte Raul.
    Dann ging er weg und ließ Joel seine Wunden verarzten, zertrampelte aber vorher noch dessen Handy und ließ den Großteil des Sprits aus dem Tank, so dass gerade noch genug drin war, damit er zu einem Motel kurz vor Eustis kam. Die Brandwunde in seinem Gesicht trug ihm ein paar Blicke ein, als er die Lobby betrat, aber niemand äußerte sich dazu. Er fand die Eismaschine, wickelte ein paar Eiswürfel in ein Handtuch und linderte damit den Schmerz an seinen Händen und im Gesicht, bevor er von dem Telefon in seinem Zimmer aus anrief.
    »Es hat ein Problem gegeben«, sagte er, als der Anruf entgegengenommen wurde. Er berichtete in allen Einzelheiten, was vorgefallen war, und ließ fast nichts aus.
    »Wir müssen sie zurückkriegen«, lautete die Antwort. »Du hast gesagt, dieser Raul will die Siegel als eine Art Bußgeld behalten?«
    »Genau das hat er gesagt.«
    »Herrgott. Meinst du, er will damit Kokaintütchen kennzeichnen?«
    »Ich glaube, er will sie verkaufen.«
    »Wir hatten bislang so viel Erfolg, weil wir vorsichtig waren. Diese Siegel dürfen nicht auf den Markt gelangen.«
    Joel bemühte sich nach besten Kräften darum, sich seinen Unmut nicht anmerken zu lassen. Ach, bloß weil er einen Truck

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