Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)
Vicodin und »Kicker« beziehungsweise Oxycontin. Folglich waren bei Kokain und Pharmazeutika alle mit im Spiel, die Dominikaner behielten ihr Heroin, und Rojas kümmerte sich um Meth und Marihuana, so dass alle glücklich und zufrieden waren.
Nun ja, fast alle. Bei den Motorradgangs sah die Sache anders aus. Rojas ließ sie am liebsten in Ruhe. Wenn sie Meth oder irgendetwas anderes verkaufen wollten, dann Gottes Segen und vaya con Diós, Amigos . In Maine hatten die Biker einen großen Anteil am Marihuanamarkt, deshalb achtete Rojas darauf, dass er seinen Stoff, hauptsächlich BC Bud, außerhalb des Staates verkaufte. Sich mit den Bikern anzulegen war zeitraubend, gefährlich und absolut kontraproduktiv. Nach Rojas’ Ansicht waren die Biker verrückt, und die einzigen Leute, die sich mit Irren einließen, waren andere Irre.
Dennoch waren die Biker eine bekannte Größe, und sie konnten in das Ganze einbezogen werden, damit das Gleichgewicht der Kräfte gewahrt wurde. Dieses Gleichgewicht war wichtig, darin waren er und Jimmy Jewel, dessen Transportverbindungen Rojas lange genutzt hatte und der an einigen Geschäften von Rojas mit einem Minderheitsanteil dabei war, sich einig. Ohne dieses Gleichgewicht kam es möglicherweise zu Blutvergießen, und damit zog man die Aufmerksamkeit des Gesetzes auf sich.
In letzter Zeit allerdings machte sich Rojas wegen einiger Sachen Sorgen, unter anderem darüber, dass gewisse Kräfte, die er nicht unter Kontrolle hatte, Auswirkungen auf seine Geschäfte haben könnten. Rojas war durch Blutsbande mit dem kleinen, aber ehrgeizigen Kartell von La Familia verbunden, und La Familia war derzeit in einen eskalierenden Krieg verwickelt, und zwar nicht nur mit rivalisierenden Kartellen, sondern auch mit der mexikanischen Regierung unter Präsident Felipe Calderón. Das lief auf ein endgültiges Ende des so genannten »Pax Mafiosa« hinaus, einem Abkommen zwischen der Regierung und den Kartellen, demzufolge man nicht gegeneinander vorgehen wollte, solange der Transport des Stoffes nicht beeinträchtigt wurde.
Rojas war kein Drogendealer geworden, um einen Aufstand gegen irgendjemanden vom Zaum zu brechen. Er war Drogendealer geworden, um reich zu werden, und aufgrund seiner Ehebande mit La Familia und seinem Status als amerikanischer Staatsbürger, den er seinem inzwischen toten Vater, einem Ingenieur, zu verdanken hatte, war er für seine derzeitige Rolle ungemein geeignet. Das Hauptproblem von La Familia war nach Ansicht von Rojas ihr geistiges Oberhaupt, Nazario Moreno González, mit einiger Berechtigung auch El Más Loco genannt, der Verrückte. Zwar war er bereit, einige von El Más Locos Regeln zu akzeptieren, zum Beispiel das Verbot von Drogenverkäufen auf heimischem Boden, was sich nicht auf seine Unternehmungen auswirkte, doch Rojas war der Meinung, dass geistige Oberhäupter in einem Drogenkartell nichts verloren hatten. El Más Loco verlangte, dass seine Dealer und Killer dem Alkohol entsagten, und war dabei so weit gegangen, eine Reihe von Rehaeinrichtungen zu gründen, aus denen La Familia Leute rekrutierte, die es schafften, sich an seine Regeln zu halten. Ein paar dieser Konvertiten waren sogar Rojas aufgezwungen worden, doch er hatte sie kaltstellen und nach British Columbia abschieben können, wo sie als Verbindungsleute zu den kanadischen Cannabiszüchtern fungierten. Sollten sich doch die Canucks mit ihnen auseinandersetzen, und wenn die jungen Killer irgendwo unterwegs einen bedauerlichen Unfall erlitten, tja, dann würde Rojas die aufgewühlten Gemüter bei ein paar Bier wieder besänftigen, denn Rojas stand auf Bier.
Außerdem hatte El Más Loco nach Rojas’ Meinung eine bedauernswerte Vorliebe fürs Theatralische und ermutigte seine Leute allem Anschein nach auch noch zu einem dementsprechenden Verhalten. So war im Jahr 2006 ein Mitglied von La Familia in einen Nachtclub in Uruapán spaziert und hatte fünf abgetrennte Köpfe auf die Tanzfläche geworfen. Rojas fand ein derart theatralisches Gehabe ganz und gar nicht gut. Je weniger Aufsehen man erregte, diese Erfahrung hatte er in den vielen Jahren gemacht, die er nun schon in den USA lebte, desto leichter konnte man Geschäfte machen. Darüber hinaus hielt er seine Cousins im Süden für Barbaren, die vergessen hatten, wie sich normale Männer benahmen, falls sie jemals gewusst hatten, wie man sich unauffällig verhielt. Er bemühte sich nach besten Kräften darum, Reisen nach Mexiko zu vermeiden, es sei
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