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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Wahrheit gesagt? Die ganze Wahrheit, meine ich?«
    »Ich denke schon. Jedenfalls passt alles zusammen, was er gesagt hat, oder nicht? Dadurch erklärt sich, was in den letzten Tagen und Wochen geschehen ist.«
    »Tut es das?« Sir Walter nahm noch einen Schluck Scotch. »Ich weiß nicht, mein Junge. Während der langen Fahrt von Abbotsford hierher hatte ich viel Zeit zum Nachdenken, und mit jeder Meile, die wir zurücklegten, wuchsen meine Zweifel.«
    »Zweifel? Woran?« Quentin merkte, wie ihn eine unheilvolle Ahnung beschlich.
    »Die Mordbrenner, diese angeblichen Aufständischen – weshalb haben sie uns in jener Nacht überfallen? Offensichtlich ging es ihnen nicht darum, uns zu töten, sonst hätten sie es aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit jederzeit tun können.«
    »Ich nehme an, mein Schuss hat sie verjagt«, wandte Quentin ein.
    »Möglicherweise. Oder aber sie wollten uns einschüchtern. Vielleicht wollten sie uns nur eine Warnung zukommen lassen, deshalb auch das Feuer auf der anderen Seite des Flusses. Sie wollten uns wissen lassen, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Aber Inspector Dellard sagt …«
    »Ich weiß, was Inspector Dellard sagt. Ich kenne seine Theorie. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass er sich irrt. Oder dass er uns noch immer nicht die ganze Wahrheit gesagt hat, was diese Sektierer und ihre Absichten betrifft.«
    »Worauf willst du hinaus, Onkel?«, fragte Quentin vorsichtig.
    »Dass wir die Sache noch nicht auf sich beruhen lassen werden«, erwiderte Sir Walter, die schlimmsten Befürchtungen seines Neffen bestätigend. »Ich habe mich der Vernunft gebeugt und meine Familie in Sicherheit gebracht. Aber das bedeutet nicht, dass ich die Hände in den Schoß legen und darauf warten werde, bis andere den Fall für uns gelöst haben. Auch hier in Edinburgh stehen uns Möglichkeiten offen.«
    »Welche Möglichkeiten?« Quentin machte keinen Hehl daraus, dass er nicht gerade erbaut über die Absichten seines Onkels war. Die Aussicht, Dellard und seinen Leuten die Angelegenheit zu überlassen und endlich nichts mehr damit zu tun zu haben, hatte ihm durchaus behagt.
    »Es gibt hier in der Stadt jemanden, mit dem wir über die Sache sprechen werden«, eröffnete Sir Walter. »Es ist ein Schriftkundiger, der in den alten Runen bewandert ist. Möglicherweise kann er uns mehr über die Schwertrune sagen, als Dellard und Abt Andrew es wollten.«
    »Ein Runenkundiger?«, fragte Quentin mit großen Augen. »Du willst es also tatsächlich nicht auf sich beruhen lassen, Onkel? Du glaubst noch immer, dass man etwas vor uns verheimlicht und es deine Aufgabe ist, die Wahrheit herauszufinden?«
    Sir Walter nickte. »Ich kann dir nicht erklären, weshalb ich in dieser Sache so empfinde, mein Junge. Natürlich sagt man den Scotts ein gerüttelt Maß an Beharrlichkeit nach, aber das allein ist es nicht. Es ist mehr ein Gefühl, ein Instinkt. Etwas sagt mir, dass noch viel mehr hinter dieser Sache steckt, als wir bislang herausgefunden haben. Möglicherweise sogar mehr, als Inspector Dellard ahnt. Die Mönche von Kelso scheinen ein uraltes Geheimnis zu hüten, und das macht mir Sorgen.«
    »Warum hast du das Dellard nicht gesagt?«
    »Um ihn noch mehr gegen uns aufzubringen? Nein, Quentin. Dellard ist Offizier, er redet und denkt wie ein britischer Soldat. Den Fall zu lösen heißt nach seinem Begreifen, seine Dragoner aufmarschieren und die Aufständischen erschießen zu lassen. Aber ich will mehr, verstehst du? Ich will nicht nur, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Ich möchte auch wissen, was wirklich hinter diesen Vorfällen steckt. Ich will verstehen, weshalb Jonathan sterben musste und man uns töten wollte. Und ich denke, dass wir auch Lady Mary noch eine Erklärung schuldig sind, findest du nicht?«
    Quentin nickte. Er kannte seinen Onkel inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er Mary of Egton nicht umsonst erwähnt hatte. Allerdings hatte Quentin trotzdem nicht vor, sich von seinem Onkel zu etwas überreden zu lassen, das er nicht für richtig hielt.
    »Und wenn es nichts zu verstehen gibt?«, wandte er ein. »Wenn Inspector Dellard Recht hat und wir es tatsächlich nur mit einer Bande Gesetzloser zu tun haben, die die Engländer hassen und jeden bekämpfen, der mit ihnen gemeinsame Sache macht?«
    »In diesem Fall«, versprach Sir Walter, »werde ich mich in mein Haus zurückziehen und mich in Zukunft darauf

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