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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wohl, wie ich schon sagte, und ich hielt es für besser …«
    »Aber doch wohl genug, um an einer Feier im Gesindehaus teilzunehmen?« Eleonores Stimme klang so scharf und schneidend, dass Mary zusammenzuckte. Erschrocken blickte sie die Burgherrin an.
    »Was ist, mein Kind? Hast du tatsächlich geglaubt, deine kleinen Eskapaden blieben mir verborgen? Ich erfahre alles, was innerhalb dieser Mauern vor sich geht.«
    Mary senkte den Blick. Es war zwecklos, es zu leugnen. Wahrscheinlich hatte einer der Kutscher oder ein Angehöriger des Dienstbotenpersonals geplaudert, und Mary konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Sie alle hatten Angst vor den Menschen, in deren Diensten sie standen.
    »Es war nicht so geplant«, sagte Mary deshalb, jedes einzelne Wort betonend. »Ich ging nach draußen, um etwas frische Luft zu schöpfen. Dabei hörte ich Musik, und ich wollte wissen, woher sie kam. Dann ergab eins das andere.«
    »Aus deinem Mund klingt das reichlich harmlos, wenn man bedenkt, dass du am Ende mit dem Gesellen des Hufschmieds getanzt und primitive, bäuerliche Sitten gepflegt hast.«
    »Verzeihen Sie«, erwiderte Mary und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme sarkastisch klang, »ich wusste nicht, dass dies verboten ist.«
    »Dir ist alles verboten!«, schrie Eleonore, und ihre Stimme überschlug sich dabei. Wütend blitzten ihre Augen, und die drohende Aura, die sie umgab, wirkte selbst auf Mary Furcht einflößend. »Alles, was den Ruf und das Ansehen des Lairds of Ruthven beschädigen könnte«, fuhr die Burgherrin ein wenig gemäßigter fort.
    »Es beschädigt den Ruf und das Ansehen des Lairds, wenn ich eine Hochzeit seiner Bediensteten besuche und dem Brautpaar meine Glückwünsche ausspreche?«
    »Es ist nicht Sache einer Lady, bäuerischen Sitten zu frönen und gemeines Volk zu beglückwünschen.«
    »Gemeines Volk? Diese Menschen sind unsere Untergebenen. Sie stehen in unseren Diensten und unter unserem Schutz.«
    »In allererster Linie«, verbesserte Eleonore mit zornbebender Stimme, »haben sie sich uns unterzuordnen und uns zu dienen. Ihr Blut hat nicht dieselbe Farbe wie unseres, sie sind unrein und niedrig. Für eine Lady ziemt es sich nicht, sich über Gebühr mit ihnen abzugeben.«
    Mary nickte. »Allmählich verstehe ich, woher Malcolm seine Einstellungen hat.«
    »Es steht dir nicht an, dreist zu werden oder mich oder den Laird in irgendeiner Form zu kritisieren. Deine Aufgabe beschränkt sich darauf, deinem Ehemann eine gute und gehorsame Gattin zu sein und das Haus Ruthven nach außen vollendet zu repräsentieren. Das und nicht mehr wird von dir verlangt. Fühlst du dich dazu in der Lage?«
    Mary senkte den Blick. Für einen Moment wollte sie nicken und klein beigeben, sich höherem Alter und Stand beugen, wie es ihr von Jugend an beigebracht worden war. Aber sie besann sich, denn sie musste an die Werte denken, an die sie unumstößlich glaubte und die in Burg Ruthven keine Gültigkeit zu besitzen schienen. Dies konnte, wollte sie nicht wortlos dulden.
    »Es kommt darauf an«, sagte sie deshalb leise.
    »Worauf?« In Eleonores Zügen lag jetzt wieder jener Raubvogelblick, der Mary schon am Tag ihrer Ankunft erschreckt hatte.
    »Ob ich mich nicht schämen muss, das Haus Ruthven zu repräsentieren.«
    »Ob du …« Die Burgherrin keuchte und schien einen Augenblick lang tatsächlich keine Luft zu bekommen. Hilflos ruderte sie mit den Armen und brauchte einige Sekunden, um sich zu beruhigen. »Weißt du überhaupt, was du da sagst, törichtes Ding?«, schnappte sie dann.
    »Ich denke schon«, versicherte Mary, »und ich glaube auch nicht, dass ich töricht bin. Es ist nur meine tiefste Überzeugung, Mylady, dass man Menschen – und sei ihre Herkunft noch so gering – nicht als minderwertig behandeln darf. Alle Menschen sind von Gott mit den gleichen Rechten und Privilegien ausgestattet. Der Umstand, dass nicht alle das Glück hatten, in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren zu werden, sollte uns nicht dazu ermutigen, auf sie herabzublicken.«
    »Auch das noch«, ächzte Eleonore verächtlich. »Revolutionäres Gefasel!«
    »Vielleicht. Aber ich habe in die Augen der Menschen geblickt, die für Sie arbeiten, und ich habe Furcht darin gesehen. Die Dienstboten haben Angst vor Ihnen, Mylady, ebenso wie vor Ihrem Sohn.«
    »Und das gefällt dir nicht?«
    »Allerdings nicht, denn ich bin der Ansicht, dass Untergebene ihre Dienstherren viel eher lieben und ihnen in Treue ergeben sein

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