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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Mönchs, die sich mit heidnischer Runenkunde auseinander setzte. Die Handschrift war leider nicht vollständig, sodass ich nicht herausfinden konnte, was der Gegenstand der Untersuchung gewesen war. Aber auf den Seiten, die mir vorlagen, ging der Verfasser unter anderem auch auf die verbotenen Zeichen ein.«
    »Und? Was schrieb er darüber?«
    »Dass die Bruderschaft der Runen nie aufgehört hat zu existieren. Dass Teile von ihr sich bis weit über die Zeitenwende hinaus erhalten konnten und dass sie maßgeblichen Einfluss auf die schottische Geschichte nahmen.«
    »Was?«
    »Wie es hieß, sollen diverse schottische Potentaten der Bruderschaft nahe gestanden oder sich zumindest in ihrem Einflussbereich befunden haben. Unter ihnen auch Robert, Earl of Bruce.«
    »Niemals!«, sagte Sir Walter entschieden.
    »Mein lieber Walter«, erwiderte Professor Gainswick mit jungenhaftem Lächeln, »ich weiß, dass alle Schotten eine tiefe Zuneigung zu ihrem Bruce hegen – schließlich war er es, der die Clans geeint und die Engländer besiegt hat. Aber leider neigen sie dazu, historische Persönlichkeiten auf einen allzu hohen Sockel zu stellen. Auch König Robert war nur ein Mensch, mit allen Fehlern und Schwächen, die das Menschsein nun einmal mit sich bringt. Er war ein Mann, der weit reichende Entscheidungen zu treffen hatte und auf dessen Schultern große Verantwortung ruhte. Liegt der Gedanke, dass er sich mit den falschen Beratern umgeben haben könnte, wirklich so fern?«
    Sir Walter überlegte. Ihm war anzusehen, dass es ihm nicht behagte, den Nationalhelden Schottlands in einem Atemzug mit den Sektierern erwähnt zu wissen. Andererseits hatte Professor Gainswicks Argumentation durchaus etwas für sich, und ein logisch arbeitender Verstand wie der Walter Scotts konnte sich dem nicht einfach entziehen.
    »Nehmen wir an, Sie hätten Recht, Professor«, sagte er. »Angenommen, die Bruderschaft der Runen war tatsächlich bis ins Hochmittelalter tätig und hatte Verbindungen bis in höchste Kreise. Was sagt uns das?«
    »Es sagt uns, dass der Einfluss dieser Sekte bislang grob unterschätzt wurde. Das kann zum einen daran liegen, dass die Bruderschaft selbst großen Wert darauf gelegt hat, nicht in den Geschichtsbüchern aufzutauchen, zum anderen aber auch daran, dass die Geschichtsschreibung traditionell in den Händen der Klöster lag, deren Vorstehern wohl kaum daran gelegen sein konnte, von einer heidnischen Bruderschaft zu berichten, die schwarzer Magie frönte. In der Überlieferung kommt es nicht selten vor, dass bestimmte Aspekte von den Chronisten einfach ausgeblendet wurden, wenn sie sich nicht mit deren Überzeugungen deckten. Das Schriftstück, das ich fand, war nicht mehr als ein Fragment. Vielleicht hat es nur durch eine Laune des Schicksals die Jahrhunderte überdauert.«
    »Aber das … das könnte ja bedeuten, dass diese Bruderschaft tatsächlich bis heute existiert«, folgerte Quentin aufgeregt. »Dass sie es ist, mit der wir es zu tun haben.«
    »Unsinn, mein Junge.« Sir Walter schüttelte den Kopf. »Wir haben es lediglich mit einigen Aufrührern zu tun, die irgendwie von dieser Sache erfahren haben und sich nun eines alten Zeichens bedienen, um damit Angst und Schrecken zu verbreiten.«
    »Aber die Reiter, die wir in jener Nacht gesehen haben, waren allesamt maskiert«, beharrte Quentin. »Und Abt Andrew hat dem Ganzen große Bedeutung beigemessen, wie du weißt.«
    »Abt Andrew?« Professor Gainswick hob die buschigen Brauen. »Es sind also Mönche in die Sache verwickelt? Von welchem Orden?«
    »Prämonstratenser«, erwiderte Sir Walter. »Sie unterhalten in Kelso eine kleine Niederlassung.«
    »Auch der Mönch, dessen Handschrift ich gelesen habe, war ein Prämonstratenser«, sagte Gainswick leise.
    »Das kann ein bloßer Zufall sein.«
    »Aber möglicherweise auch mehr als das. Vielleicht gibt es etwas, das diesen Orden und die Bruderschaft der Runen miteinander verbindet. Etwas, das weit in die Vergangenheit reicht und die Jahrhunderte überdauert hat, sodass es noch heute am Wirken ist.«
    »Lieber Professor, das sind doch alles nur Spekulationen«, wiegelte Sir Walter ab. Professor Gainswick hatte schon immer einen gewissen Sinn für Theatralik gehabt, was seine Vorlesungen ungleich interessanter gemacht hatte als die der anderen Gelehrten. In diesem Fall jedoch waren Fakten gefragt und keine halbseidenen Vermutungen. »Wir haben nicht einen einzigen Beweis dafür, dass wir es tatsächlich mit

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