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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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tatsächlich Götzen anbeten und an alten Runenzauber glauben.«
    »Professor Gainswick scheint überzeugt davon zu sein.«
    »Bei allem Respekt, den ich meinem einstigen Lehrer gegenüber empfinde – Professor Gainswick ist im Verlauf der Jahre, die er über Büchern und alten Schriften verbracht hat, ein wenig exzentrisch geworden.«
    »Und was ist mit Abt Andrew? Sagtest du nicht selbst, dass er uns etwas verschweigt, Onkel? Er hat uns ausdrücklich vor der Gefahr gewarnt, die hinter der Schwertrune steht. Möglicherweise wusste er von diesen Dingen.«
    »Ein begründeter Verdacht«, gab Sir Walter zu, »den wir Abt Andrew so bald wie möglich persönlich vortragen werden.«
    »Du willst nach Kelso zurückkehren?«
    »Es war unser Ziel, in der Bibliothek nach einem Anhaltspunkt zu suchen, und diesen Anhaltspunkt haben wir zweifellos gefunden. Wenn wir Abt Andrew mit dieser Schrift konfrontieren, wird er vielleicht ein wenig freigebiger werden, was sein Wissen um alte Geheimnisse betrifft. Du wirst diese Seite transkribieren, mein Junge, und lass ja nichts davon aus. Inzwischen werde ich nachsehen, ob es noch mehr Schriftstücke gibt, die zu diesem Fragment gehören.«
    »Ein Gefühl sagt mir, dass es nicht so ist«, meinte Quentin.
    »Weshalb nicht?«
    »Nun, wenn dieses Buch tatsächlich noch mehr Informationen über die verbotene Bruderschaft enthalten hätte, wäre es sicher längst vernichtet worden. Oder es wäre in den Wirren des Mittelalters verloren gegangen. Oder …« Er unterbrach sich plötzlich und wurde seltsam blass um die Nase. »Onkel«, flüsterte er mit Verschwörerstimme, »möglicherweise ist es das, worauf Jonathan im Archiv von Kelso gestoßen ist. Vielleicht war das Zeichen, das ich gefunden habe, eine Art Markierung. Ein verborgener Hinweis darauf, dass sich in dem Regal noch ein weiteres Fragment befand. Und der arme Jonathan ist zufällig darauf gestoßen – du weißt, wie sehr er es liebte, seine Nase in alte Schriften zu stecken.«
    »Das klingt für mich nicht sehr plausibel.« Sir Walter schüttelte den Kopf. »Weshalb sollte jemand Bruchstücke dieses Bandes in Kelso verstecken?«
    »Nun, in Kelso lagerten die Bücher, die aus Dryburgh gerettet werden konnten, nicht wahr? Und das Kloster von Dryburgh gehörte einst zu den großen Wissenszentren dieses Landes, dessen Bücherei nicht weniger berühmt war als die Königliche Bibliothek von Edinburgh.«
    »Ich sehe nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Was, wenn die Seiten des Buches absichtlich auf verschiedene Bibliotheken verteilt wurden? Was, wenn die Runensekte sie damit vor den strengen Augen der klösterlichen Zensoren verbergen wollte? Im Lauf der Jahrhunderte könnte das Wissen um den Verbleib der Fragmente dann verloren gegangen sein – bis der arme Jonathan unglücklicherweise darauf stieß.«
    »Deine Geschichte klingt so abenteuerlich, dass sie schon beinahe wahr sein könnte, mein Junge«, gab Sir Walter zu. »Allerdings gibt es dafür bislang nicht den geringsten Beweis. Wir werden weiter suchen und sehen, ob wir etwas finden, das deine Theorie untermauert.«
    »Was ist mit diesem Steinkreis, von dem im Text die Rede ist?« Das Blitzen in Quentins Augen verriet, dass das Jagdfieber nun auch ihn gepackt hatte und stärker war als alle Furcht und Vorsicht. »Könnten wir nicht versuchen, ihn ausfindig zu machen?«
    »Leider gibt es keine Beschreibung, wo er sich befindet. Allein in den Lowlands finden sich dutzende solcher Steinkreise, von den Highlands ganz zu schweigen. Wir werden morgen noch einmal Professor Gainswick aufsuchen, vielleicht kann er uns mehr darüber sagen. Und jetzt mach dich an die Arbeit, mein Junge.«
    »In Ordnung, Onkel.«
    »Und – Quentin?«
    »Ja, Onkel?«
    Ein anerkennendes Lächeln huschte über die Züge von Sir Walter Scott. »Gute Arbeit, mein Junge. Wirklich sehr gute Arbeit.«
    Die weitere Suche nach Fragmenten der Schrift, die ein Mönch des frühen Mittelalters verfasst haben mochte, um die Umtriebe der Druidenzirkel und Runensekten zu erfassen, blieb ergebnislos. Zwar durchforstete Sir Walter Unmengen zusammenhangloser Schriften und Fragmente, während Quentin eine genaue Abschrift ihres Fundes erstellte. Es fand sich jedoch keine Handschrift mehr, die zu dem einen Fragment gepasst hätte; auch inhaltliche Übereinstimmungen gab es nicht – weder einen weiteren Hinweis auf die Bruderschaft noch auf den Steinkreis oder die Rune.
    Es war spätabends, als Sir Walter und Quentin

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