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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Ereignisses stehend, wollte er Gerechtigkeit, wollte sich nicht länger verstecken, wollte endlich die Konfrontation mit dem geheimnisvollen Gegner, dessen Umtriebe schon so viele Todesopfer gefordert hatten.
    Plötzlich ertönte das laute Klirren einer Fensterscheibe!
    Das Geräusch war vom Ende des kurzen Korridors gekommen, aus Professor Gainswicks Schlafzimmer, dessen Tür weit offen stand. Quentin biss die Zähne zusammen und rannte los, stürzte den Gang hinab und in den Schlafraum.
    Kalter Nachtwind schlug ihm entgegen, der durch das offene Fenster blies und die Bettvorhänge wehen ließ. Im bleichen Licht, das von draußen hereinfiel, wirkten sie wie Leichentücher.
    Quentin eilte zum Fenster. Jemand hatte es mithilfe des Kleiderständers eingeschlagen, der jetzt auf dem Boden lag. Als Quentin hinausblickte, sah er eine in eine flatternde Robe gehüllte Gestalt über die Dächer davonhuschen.
    »Stehen bleiben!«, brüllte er aus Leibeskräften. »Elender Mörder!«
    Noch ehe er recht begriff, was er da tat, war er bereits dabei, auf das Fenstersims zu steigen und nach draußen zu klettern. An den Glasscherben schnitt er sich in die rechte Hand, aber er bemerkte es nicht einmal in seiner Rage. Wild pumpte das Blut durch seine Adern, und das Geräusch seines eigenen keuchenden Atems übertönte die warnenden Stimmen in seinem Kopf.
    Er huschte durch die Öffnung, sprang und landete wenige Yards tiefer auf dem Dachfirst des Nachbarhauses. Auf demselben Weg, den auch der feige Mörder benutzt hatte, balancierte er darauf entlang, bis er den hoch aufragenden Schornstein erreichte. Daran hielt er sich fest und rutschte über das steil abfallende Dach bis zu dessen Rand. Von dort konnte er auf das mit Holzschindeln gedeckte Dach eines Pferdestalls springen, auf dem er den Vermummten zuletzt erblickt hatte.
    Es blieb nur eine Richtung, die der Mörder genommen haben konnte – die Gasse hinab in Richtung Altstadt, wo es unzählige Winkel gab, in denen er Zuflucht suchen konnte. Quentin hatte nicht vor, ihn dorthin entkommen zu lassen.
    »Haltet den Mörder!«, brüllte er aus Leibeskräften in der Hoffnung, einen der Constables zu alarmieren, die entlang der High Street ihren Dienst versahen. »Er darf nicht entkommen!«
    Mit weit ausgreifenden Schritten setzte er über das flache Stalldach in die Richtung, in die der Flüchtige verschwunden war. Die Schindeln unter seinen Füßen knarzten verdächtig. Dann hatte er den Rand der Stallung erreicht. Ein Haufen Stroh lag unmittelbar neben dem Scheunentor, und Quentin sprang, ohne zu zögern. Er landete weich, befreite sich rasch aus dem Stroh und rannte die schmale Gasse hinab. Dort erheischte er wieder einen Blick auf den Mann mit dem Umhang.
    Im schwachen Licht sah er ihn ganz kurz, ehe der Flüchtige in einer Nebengasse verschwand.
    »Stehen bleiben!«, rief Quentin in seinem Zorn, obgleich ihm klar war, dass der Mörder sich nicht daran halten würde. Entschlossen nahm er die Beine in die Hand und rannte, so schnell er nur konnte.
    Quentin war kein sehr ausdauernder Läufer. Wegen der hellen Aufregung, in der er sich befand, atmete er noch dazu flach und hastig, sodass seine Lungen brannten und seine Kräfte rasch nachließen. Dennoch wollte er nicht aufgeben. Alles in ihm sträubte sich dagegen, Professor Gainswicks Mörder entkommen zu lassen, und seine Wut und sein Trotz verliehen ihm zusätzliche Kräfte.
    In Windeseile hetzte er die Gasse hinab, die von Unrat übersät war. Abseits der prächtigen Hauptstraße, in der Kaufleute, Anwälte und Gelehrte residierten, bot Edinburgh ein eher schäbiges Bild, ganz zu schweigen von dem zwielichtigen Gesindel, das sich in den Gassen herumtrieb. Die Übergänge zwischen den Vierteln waren fließend, und unversehens konnte man in eine Gegend gelangen, die man nach Einbruch der Dämmerung besser nicht mehr betrat.
    Aber daran dachte Quentin nicht. Sein einziges Ziel war es, den Mörder zu fassen und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Atemlos erreichte er die Abzweigung, wo der Vermummte verschwunden war. Die Gasse war kurz und mündete in einen Hinterhof, eine Sackgasse, wie es schien. Auf drei Seiten wurde er von fensterlosen Hauswänden umschlossen, und es gab nur einen Zugang.
    Ratlos blieb Quentin stehen und drehte sich um die Achse. Im spärlicher werdenden Licht nahm er die Mauern genau in Augenschein – vom Mörder war jedoch nichts zu sehen. Da fiel Quentins Blick auf eine hölzerne Falltür, die in das

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