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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zum Gespött zu machen? Ist es nicht schlimm genug, dass diese treulose Schlange von einer Frau das Versprechen bricht, das sie mir gegeben hat? Willst du mich auch noch öffentlich demütigen, du dämlicher Idiot?«
    »Verzeihung, Mylord. Natürlich lag das nicht in meiner Absicht. Ich dachte nur, weil Ihnen solches Unrecht zugefügt wurde …«
    »Es ist nicht die Aufgabe eines Lakaien zu denken«, beschied der Laird ihm grob. Seine Nasenflügel blähten sich, er schnaubte wie ein Stier. In hilfloser Wut sprang er auf, trat an das hohe Fenster und blickte auf die Zinnen und Türme Burg Ruthvens, die sich den ganzen Tag über in Nebel gehüllt hatten. Selbst das Wetter, dachte Malcolm, hatte sich gegen ihn verschworen und begünstigte die Flucht der Verräterin.
    Mary of Egton hatte ihm nichts als Ärger gebracht. Zu keinem Zeitpunkt hatte sie versucht, seine Zuneigung zu gewinnen, im Gegenteil. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte sie ihn angegriffen und ihn beleidigt, hatte ihn vor seinen Freunden bloßgestellt und ihn zum Gespött gemacht, weil sie die Gesellschaft dummer Stallburschen seiner eigenen vorgezogen hatte. Und zuletzt hatte sie ihm gar das verweigert, was ihm als ihrem Bräutigam von Rechts wegen zustand.
    Sein Stolz war gekränkt, weil sie ihn verlassen hatte, und er würde diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen. Aber hatte sie ihm andererseits nicht einen Gefallen damit getan? Er hatte die Beziehung, die seine Mutter für ihn arrangiert hatte, ohnehin nie befürwortet, hatte größere Pläne, als Eleonore of Ruthven ein gehorsamer Sohn zu sein. Um seines Besitzes willen hatte er eingewilligt, Mary of Egton zu heiraten – was konnte er dafür, wenn sie ihn nicht wollte und es vorgezogen hatte, das Weite zu suchen? Trotz ihres Starrsinns würde selbst seine Mutter einsehen müssen, dass ihre Pläne gescheitert waren, und Malcolm würde frei sein, endlich seine eigenen Ziele zu verfolgen.
    Er spürte, wie seine Wut verflog und sich in Schadenfreude verwandelte. Bitteres Gelächter entrang sich seiner Kehle, das den Diener geradezu bestürzte.
    »Ist Ihnen nicht wohl, Mylord?«, fragte er besorgt. »Soll ich nach einem Arzt rufen lassen?«
    »Ich brauche keinen Arzt«, versicherte Malcolm und wandte sich wieder seinem Untergebenen zu. Die Zornesröte war aus seinen Zügen gewichen, und er trug wieder jene blasse, unbewegte Miene zur Schau, die unmöglich erkennen ließ, was in seinem Kopf vor sich ging. »Meine Mutter allerdings wird es mit Bedauern hören, dass die Hochzeit abgesagt werden muss. Soweit ich weiß, waren die Gäste bereits geladen.«
    »Dann … wollen Sie die Lady ziehen lassen?«
    »Natürlich. Glaubst du denn, ich würde eine Frau heiraten, die mich nicht zu schätzen weiß? Die ich jagen muss, um sie wie eine Trophäe vor den Traualtar zu schleppen? Dafür bin ich mir zu schade.«
    »Wie Recht Sie haben, Mylord«, sagte der Diener und verbeugte sich tief, sichtlich erleichtert darüber, dass der Zorn seines Herrn ihn nicht ereilt hatte. Stockhiebe für den Überbringer einer unwillkommenen Nachricht waren auf Burg Ruthven keine Seltenheit.
    »Lass mich jetzt allein«, sagte Malcolm und wartete ab, bis der Diener sich entfernt und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann trat er zurück an seinen Schreibtisch und nahm Platz, um zu Papier und Feder zu greifen.
    Dass er Mary of Egton nicht mehr heiraten wollte, bedeutete nicht, dass er die Schmach, die sie ihm angetan hatte, hinnehmen würde. Seine treulose Braut musste bestraft werden. Die Frage war, wohin sie sich auf ihrer Flucht wenden würde, aber dieses Rätsel war nicht schwer zu lösen.
    Natürlich würde sie versuchen, eine möglichst große Entfernung zwischen sich und Ruthven zu bringen. Nach Egton zurück konnte sie nicht, weil der Familie einer wortbrüchigen Braut Schimpf und Schande drohten, also blieb ihr nur, Zuflucht bei einem Dritten zu suchen. Und nach allem, was Malcolm aus ihren unerträglich langweiligen Gesprächen erfahren hatte, war unschwer zu erraten, wer dieser Dritte sein mochte.
    Der Laird von Ruthven lachte leise. Die Ironie des Schicksals war bemerkenswert.
    So fügte sich alles zusammen.
    Mary of Egton war auf der Flucht.
    Auf der Flucht vor einem lieblosen Bräutigam, der sie nur als Mittel zum Zweck betrachtet hatte, um seine Gier wie auch seine Lust zu befriedigen. Auf der Flucht vor einer kaltherzigen Schwiegermutter, die jeden Lebensfunken in ihr hatte ersticken und sie zu einer

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