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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Walter. Die Ungeduld in seiner Stimme war deutlich zu hören. »Welches Geheimnis hüten die Mönche von Kelso, das niemand sonst erfahren darf?«
    »Ein Geheimnis aus alter, aus sehr alter Zeit«, antwortete der Abt rätselhaft. »Bevor ich Ihnen jedoch die Wahrheit enthülle, muss ich Ihnen das Versprechen abverlangen, niemandem auch nur ein Wort darüber zu verraten.«
    »Weshalb nicht?«
    »Ihre Frage, Sir Walter, wird sich von selbst beantworten, wenn Sie erst erfahren haben, worum es geht.«
    »Haben Sie Inspector Dellard auch einen Maulkorb verordnet?«, fragte Scott spitz.
    »Inspector Dellard?«
    »Er sagte mir, dass Sie mit ihm gesprochen hätten. Von ihm haben wir auch das Wenige erfahren, das wir bislang wissen.«
    »Inspector Dellard also.« Der Abt nickte. »Ich verstehe. Damit haben Sie uns bereits einen ersten, äußerst wertvollen Hinweis gegeben.«
    »Das freut mich«, log Sir Walter unverblümt. »Zumal Sie noch immer in Rätseln sprechen, werter Abt.«
    »Verzeihen Sie. Wenn man ein Geheimnis so lange und so sorgfältig bewahrt hat wie wir, ist es schwer, sein Schweigen zu brechen.«
    »Wie lange genau?«, wollte Quentin wissen.
    »Eine sehr lange Zeit, Master Quentin. Über fünfhundert Jahre lang.«
    »Fünfhundert Jahre«, echote Quentin eingeschüchtert.
    »Seit den Tagen von William Wallace und Robert the Bruce. Mehr als ein halbes Jahrtausend.«
    Sir Walter war sichtlich weniger beeindruckt als sein Neffe. »Kommt jetzt die Stelle, an der Sie uns weismachen wollen, dass Sie und Ihre Mönche schon damals dabei gewesen sind?«, fragte er.
    »Nein, Sir Walter. Aber das Wissen um die Ereignisse jener dunklen Tage ist in meinem Orden von Generation zu Generation weitergegeben worden. Vor mir haben nicht weniger als zweiunddreißig Äbte das Geheimnis gewahrt, um es erst kurz vor ihrem Tod an ihre Nachfolger weiterzugeben. Ich bin der Erbe einer langen Reihe von Vorgängern, und ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Zeit auch mich übergangen hätte. Aber das Schicksal hat es anders gewollt. Die Entscheidung fällt jetzt, in unseren Tagen. Unsere Generation ist es, die die Verantwortung trägt.«
    »Welche Verantwortung?«
    »Sie müssen wissen, Sir Walter, dass die Mönche von Dryburgh, deren Erben wir sind, einen feierlichen Eid geleistet haben. Sie haben nicht nur die Gelübde von Armut, Keuschheit und Gehorsam abgelegt, sondern dazu noch geschworen, das Böse zu bekämpfen – Heidentum und dunkle Magie. Anlass des Schwurs war der schändliche Verrat, der seinerzeit an William Wallace geübt wurde.«
    »Das müssen Sie mir genauer erklären«, verlangte Sir Walter und beugte sich vor. Der Widerschein des Feuers warf flackerndes Licht auf seine angespannten Züge.
    »Sie kennen die Geschichte. William Wallace, der bereits zu seinen Lebzeiten den Beinamen ›Braveheart‹ bekam, einte die zerstrittenen Clans der Highlands und führte sie gegen die Engländer in den Krieg. Im Jahr des Herrn 1297 errang er bei Sterling einen entscheidenden Sieg, der ihn ermutigte, nach Süden vorzudringen und den Feind auf seinem eigenen Grund und Boden anzugreifen. Wallaces Erfolge riefen jedoch auch Neider auf den Plan; Clansfürsten, die ihm seine Machtstellung und seine Beliebtheit beim Volk missgönnten und deshalb zu intrigieren begannen. Sie streuten das Gerücht aus, dass Wallace selbst nach der Krone greifen wolle, wenn er die Engländer erst besiegt hätte, was zwar schlicht gelogen war, jedoch vielerorts Misstrauen gegen Wallace weckte.
    In der Schlacht von Falkirk ging die Saat, die Bravehearts Feinde ausgebracht hatten, zum ersten Mal auf. Einige bedeutende Clansherren ließen Wallace auf dem Schlachtfeld im Stich. Die Schlacht ging verloren, Wallace selbst überlebte schwer verletzt. Sein Ruf jedoch hatte schlimmen Schaden genommen, denn von da an gab es viele, die an ihm zweifelten. Unter jenen, die am heftigsten gegen Wallace intrigierten, waren Angehörige der alten, verbotenen Druidenbruderschaften, die sich aus den dunklen Zeitaltern erhalten hatten. Sie witterten die Gelegenheit, durch den Sturz von Wallace, der stets treu zur Kirche gestanden hatte, eine Revolution herbeizuführen – eine neuerliche Zeitenwende, an deren Ende die alte, heidnische Weltordnung wiederum erstehen sollte.
    Die mächtigste unter jenen Verbindungen war die Bruderschaft der Runen, der es gelang, einige der jungen Eiferer des schottischen Adels auf ihre Seite zu ziehen, welche den jungen Earl of Bruce auf den

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