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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hatte.
    Ein peitschender Schuss löste sich, und einer der Rebellen fiel getroffen nieder. Durch den staubigen Schleier, der noch immer in der Luft lag, waren die Uniformen der Schwarzen Garde zu erkennen – schottische Soldaten, die in Diensten der Britischen Krone standen und gegen die eigenen Landsleute kämpften.
    Galen of Ruthven riss die Steinschlosspistole in den Anschlag und betätigte den Abzug. Ein dumpfer Knall ertönte, der von der niederen Decke zurückgeworfen wurde, und einer der Soldaten wurde von den Beinen gerissen. Einen heiseren Schrei auf den Lippen, stürzte Ruthven den Feinden entgegen, die in seinen Augen schändliche Verräter waren und den Tod tausendfach verdient hatten. An das Schwert konnte er jetzt nicht mehr denken – ein Kampf auf Leben und Tod war entbrannt.
    Nach ihrem überraschenden Angriff zogen die Gardisten sich zurück. Weder hatten sie damit gerechnet, im Stollen auf Widerstand zu stoßen, noch damit, dass er so erbittert ausfallen würde. Mit dem Mut der Verzweiflung rannten die Rebellen gegen die Soldaten an. Galen of Ruthven stürmte an ihrer Spitze, das Gesicht blutbesudelt und vor Hass verzerrt.
    Die Pistole hatte er längst weggeworfen. Da keine Zeit zum Nachladen blieb, war sie nutzlos geworden. Stattdessen ließ er den Säbel durch die Reihen der Soldaten tanzen und wütete wie ein Berserker unter ihnen. Zurück konnten die Rebellen nicht; ihre einzige Möglichkeit bestand darin, sich den Weg nach draußen freizukämpfen, wenn auch unter hohen Verlusten. Aus nächster Nähe feuerten die Soldaten die Gewehre ab und setzten die mörderischen Bajonette ein. Das Geschrei der Verwundeten war überall zu hören, und beißender Pulverdampf erfüllte die Luft.
    Galen of Ruthven konnte kaum noch etwas sehen. Blindlings hieb er um sich, gefangen im Blutrausch. Er merkte kaum noch, wenn seine Klinge auf Widerstand traf und durch Fleisch und Knochen schnitt. Das Blei, das die Luft rings um ihn erfüllte, scherte ihn nicht. Seine Verzweiflung darüber, dass der Plan fehlgeschlagen war, wurde übermächtig, und alles in ihm sann auf Rache. Rache für den Verrat am schottischen Volk, Rache für das Scheitern der ehrgeizigen Pläne, Rache für den Tod des Druiden. Der Feind war auf dem Vormarsch, aber er würde nicht siegen. Galen of Ruthven war entschlossen, bis zum letzten Atemzug für die Sache der Bruderschaft zu kämpfen.
    Er hörte seine Gefolgsleute schreien, sah sie fallen unter den Kugeln und Bajonetten der Gardisten. Verbissen kämpfte er weiter, war nicht aufzuhalten in seiner Raserei – bis der Rausch plötzlich endete.
    Schwer atmend stand Galen of Ruthven im Stollen, eine Fackel in der einen, die blutige Klinge in der anderen Hand. Sein Pulsschlag raste, sein langes Haar hing schweißnass und blutverschmiert in sein Gesicht. Panisch drehte er sich um die eigene Achse, blickte hierhin und dorthin – bis er gewahrte, dass er als Einziger noch auf den Beinen stand. Die Übrigen, Freund wie Feind, lagen am Boden, rührten sich nicht mehr oder wanden sich in ihrem Blut. Leer und unbewacht lag der Stollen vor ihm – und Galen of Ruthven ergriff die Flucht.
    Mit fliegenden Schritten rannte er durch den Gang, so schnell seine müden Beine ihn trugen. Endlich erreichte er den Ausstieg und kletterte hinauf, über die Stiegen, die in den Fels geschlagen waren. So gelangte er in den Kamin, in den der Geheimgang mündete. Der Ausstieg stand offen, davor lagen die Leichen der beiden Posten, die der Graf zur Bewachung des Stollens abkommandiert hatte. Die Gardisten hatten sie umgebracht.
    Der Schankraum des Gasthauses war leer, die Tische und Stühle umgestürzt. Von der Straße drang lautes Geschrei herein, Schüsse und Kanonendonner waren in der Ferne zu hören.
    Rasch verschloss Galen of Ruthven den Ausstieg mit dem Kaminrost. Dann griff er nach seinem Säbel und benutzte ihn, um geheime Zeichen in das Wappen zu ritzen, das oberhalb der Feuerstelle in den Rauchabzug gemeißelt war. Jetzt mochte es zu gefährlich sein, zurückzugehen und das Schwert zu holen – die Gefahr, dass er damit gefasst wurde und es in Feindeshand fiel, war zu groß. Aber die Zeit dafür würde kommen, irgendwann. Noch war die Bruderschaft nicht am Ende …
    Klirrend zersprang eine Glasscheibe, als eine verirrte Kugel sie traf. Galen of Ruthven fuhr herum. Er musste fliehen, wenn er den Regierungstruppen nicht in die Hände fallen wollte. Aber er würde zurückkehren, um zu holen, was ihm und den

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