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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Anhänger der Jakobiten auf geheimnisvolle Weise aus der Burg entkommen konnten. Vielleicht haben wir soeben die Erklärung dafür gefunden.«
    »Vielleicht.« Sir Walter nickte. »Und es würde auch erklären, weshalb die Runenbrüder ausgerechnet hier ihren Schlupfwinkel hatten. Ist der Stollen begehbar, Junge?«, rief er, an Quentin gewandt.
    »Ich denke schon.«
    »Dann sollten wir ihn erforschen. Finden Sie nicht auch, Abt Andrew?«
    Der Ordensmann zog die Stirn kraus. »Sie wollen selbst hinuntersteigen?«
    Über Sir Walters Züge huschte wieder sein jungenhaftes Grinsen. »Ich denke nicht, dass sich uns die Geheimnisse dieses Stollens von hier oben aus erschließen werden, mein lieber Abt. Nun sind wir so weit gekommen – auf den letzten Yards werde ich mich gewiss nicht aufhalten lassen.«
    »Dann werde ich Sie begleiten«, verkündete Abt Andrew entschieden und winkte seine Leute herbei, um Sir Walter und ihm beim Hinuntersteigen zu helfen.
    Wegen seines Beins bereitete es Sir Walter einige Mühe, in den Stollen hinabzuklettern, aber der Herr von Abbotsford hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt und wäre durch nichts und niemanden davon abzuhalten gewesen. Quentin ließ ihn auf seine Schulter steigen und formte dann einen Tritt mit den Händen, über den Sir Walter auf den Boden des Stollens gelangte. Abt Andrew sprang ihm kurzerhand hinterher. Die Art und Weise, wie er sich bewegte und den Sprung geschmeidig abfing, ließ vermuten, dass Gebet und Studium alter Schriften nicht die einzigen Dinge waren, mit denen sich der Abt beschäftigte.
    Die Mönche reichten ihnen von oben weitere Fackeln nach. Sobald die drei Männer diese entzündet hatten, gingen sie daran, den Stollen zu erforschen, der sich düster vor ihnen erstreckte. Fleißige Hände hatten ihn in den Basalt des Burghügels geschlagen, vermutlich schon zu mittelalterlicher Zeit.
    Die Decke des Stollens war gerade hoch genug, um einen Mann in gebückter Haltung passieren zu lassen. Die Wände waren feucht und von Schlick überzogen, Wasserlachen standen auf dem Boden, in denen sich das Licht der Fackeln spiegelte. Irgendwo tropfte Wasser, und die Schritte der drei Männer klangen hohl und unheimlich von den Wänden wider.
    Quentin, der alle Scheu überwunden hatte und jetzt nur noch darauf brannte, das Rätsel zu lösen, das sie so lange beschäftigt hatte, übernahm die Führung der kleinen Gruppe. Ihm folgte Sir Walter, Abt Andrew bildete die Nachhut.
    Immer weiter drangen sie in den Stollen vor, der zunächst die von Quentin erwähnte Biegung nach links beschrieb, ehe er in sanftem Winkel anstieg.
    »Ich hatte Recht«, stellte Sir Walter fest. Seine Stimme hallte durch den Stollen. »Dieser Gang führt tatsächlich hinauf zur Burg. Ich würde jede Wette darauf eingehen, dass …«
    Unvermittelt war Quentin stehen geblieben.
    Vor ihnen lag ein menschliches Skelett.
    Es war halb an die Stollenwand gelehnt, und über den Gebeinen lagen noch Reste einer Uniform. Daneben fanden sich ein rostiger Säbel sowie die Überreste einer Steinschlosspistole. Das Schlüsselbein des Toten war zerschmettert – offenbar die Folge einer Kugel, die den Mann aus nächster Nähe getroffen haben musste.
    »Der Uniform nach war es ein Regierungssoldat«, vermutete Sir Walter, »ein Angehöriger der Schwarzen Garde. Offenbar hat es hier unten Kämpfe gegeben.«
    Sie gingen weiter und stießen auf Hinweise, die Sir Walters Vermutung erhärteten. Noch mehr Skelette säumten den Stollen; sie lagen teils so dicht, dass Sir Walter und seine Begleiter darüber hinwegsteigen mussten. Daneben fanden sich die rostigen Überreste von Waffen und Uniformen – teils von Regierungstruppen, teils von jakobitischen Widerstandskämpfern.
    »Hier unten muss ein schreckliches Scharmützel stattgefunden haben«, vermutete Quentin.
    »Allerdings«, stimmte Sir Walter zu. »Und die Regierungssoldaten haben es verloren.«
    »Was bringt dich darauf?«
    »Sehr einfach – wäre es einem der Soldaten gelungen, diesen Stollen lebend zu verlassen, wäre er nicht geheim geblieben. So aber konnten ganz offenbar nur Jakobiten entkommen – und sie haben ihr Geheimnis für sich behalten.«
    »Das klingt logisch«, räumte Abt Andrew ein. »Allerdings frage ich mich, weshalb die Toten in diesem Zustand sind. Die Jakobitenaufstände wurden vor gut siebzig Jahren zerschlagen, aber diese Skelette sehen aus, als lägen sie schon ein paar hundert Jahre hier unten.«
    »Ich glaube, ich kenne

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