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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Ruthven Castle sein bei Ihrem Bräutigam.«
    »Eigentlich ja«, gab Mary zu, und dann berichtete sie Quentin, was sich seit ihrem Abschied in Abbotsford zugetragen hatte.
    Obwohl sie sich kurz fasste, ließ sie nichts aus – auch nicht jene Nacht, in der Malcolm of Ruthven sie hatte vergewaltigen wollen und sie durch das nächtliche Schloss verfolgt hatte. Quentins Gesicht verkrampfte sich dabei vor Abscheu, und auch Sir Walter, der vor ihm erwacht war und die Geschichte nun zum zweiten Mal hörte, schüttelte wiederum empört den Kopf.
    Mary berichtete, wie sie Gwynneth Ruthvens Aufzeichnungen gefunden hatte, und sie erzählte von ihren Träumen, von der Bruderschaft der Runen und der Verschwörung, die sich vor mehr als einem halben Jahrtausend ereignet hatte. Quentins Züge röteten sich dabei zusehends.
    »Schließlich«, beendete sie ihren Bericht, »hielt ich es nicht mehr aus. Ich beschloss zu fliehen, und einige der Bediensteten halfen mir, von der Burg zu entkommen. Ich wusste nicht, wohin ich mich wenden sollte, also beschloss ich, nach Abbotsford zu reiten. Zunächst ging alles gut, aber kurz vor dem Ziel lief ich Charles Dellard in die Arme. Ich konnte nicht wissen, dass er und Malcolm gemeinsame Sache machten – das wurde mir erst klar, als er mich festnehmen und niederschlagen ließ.«
    »Malcolm of Ruthven ist der Kopf der Bande«, fügte Sir Walter bitter hinzu. »Ist das vorstellbar? Ein schottischer Laird wird zum Verräter an der Krone. Es ist eine Schande.«
    »Aber dann … dann ist alles wahr«, ächzte Quentin, der noch Mühe hatte, die jüngsten Erkenntnisse einzuordnen. »Die Verschwörung gegen William Wallace, das verfluchte Schwert, das in Bannockburn den Sieg gebracht hat – all das ist wirklich so geschehen. Lady Marys Träume beweisen es.«
    »Ein Traum ist ein Traum, mein Junge, und kein Beweis. Zwar muss ich zugeben, dass es tatsächlich erstaunliche Übereinstimmungen zwischen Lady Marys Träumen und dem gibt, was wir über die Runensekte herausgefunden haben. Allerdings bin ich sicher, dass sich für all dies eine einfache, rationale Erklärung finden lässt. Möglicherweise hat Malcolm of Ruthven ihr von seinen Plänen erzählt?«
    »Kein Wort.« Mary schüttelte den Kopf.
    »Oder Sie haben unwissentlich ein Gespräch belauscht, in dem von jenen Vorgängen die Rede war. Der menschliche Geist spielt uns bisweilen seltsame Streiche.«
    »Das war kein Streich, Sir Walter«, versicherte Mary. »Was ich geträumt habe, das habe ich geträumt. Mehr noch, es kam mir so vor, als wäre ich selbst dabei gewesen, als teilte ich Gwynneth Ruthvens Schicksal. Auch sie geriet in die Gefangenschaft der Sekte und wurde zu ihrem Schlupfwinkel gebracht, zum Kreis der Steine.«
    »Zum Kreis der Steine«, echote Quentin schaudernd. »Und was ist dort geschehen?«
    Mary zögerte, ehe sie antwortete. »Man hat Gwynneth grausam ermordet. Mit dem Schwert, das William Wallace den Untergang bringen sollte. Ihr Blut hat den bösen Fluch besiegelt.«
    »Was ist danach geschehen?«, wollte Sir Walter wissen. »Was ist mit dem Schwert passiert?«
    »Das weiß ich nicht. Der letzte Traum, den ich hatte, handelte nicht von Gwynneth, sondern von einem jungen Mann namens Galen Ruthven. Es war Jahrhunderte später, zur Zeit der Jakobitenerhebung. Auch Galen Ruthven hatte zur Bruderschaft gehört. Er und seine Leute flohen aus Edinburgh Castle, durch einen unterirdischen Gang …«
    Quentin und Sir Walter tauschten einen überraschten Blick. »Ein unterirdischer Gang?«
    »Ein Stollen durch den Fels. Ein geheimer Fluchtweg, den die Sektierer benutzten.«
    »Hatten sie etwas bei sich?«, erkundigte sich Sir Walter gespannt.
    »Allerdings – es war das Schwert. Sie hatten es in Leder geschlagen, damit es keinen Schaden nahm. Ein alter Mann trug es bei sich, den sie den ›Grafen‹ nannten – wie Malcolm mir später sagte, war er der Begründer der Bruderschaft. Aber dann wurde die Burg von einem Kanoneneinschlag erschüttert, und der Stollen stürzte ein. Er begrub den Grafen unter sich und mit ihm das Schw…«
    Mary unterbrach sich, als sie merkte, dass die beiden Männer sie anstarrten. »Was ist?«, fragte sie. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nein, meine Liebe«, antwortete Sir Walter, »aber ich muss gestehen, dass auch ich allmählich an die Grenzen meiner Rationalität stoße. Was Sie geträumt haben, Lady Mary, ist tatsächlich so geschehen. Quentin und ich waren in diesem Stollen in

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