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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Edinburgh. Wir haben die sterblichen Überreste jenes Mannes gesehen, und wir haben das Schwert gefunden.«
    »Das Schwert ist es, worum es diesen Leuten geht«, fügte Quentin hinzu. »Seit Jahrhunderten haben sie es gesucht, und jetzt, wo sie es endlich wieder in ihrem Besitz haben, planen sie damit erneut eine Verschwörung – genau wie einst gegen William Wallace.«
    »Ich verstehe«, flüsterte Mary, und man konnte sehen, dass ihr unbehaglich zu Mute war. »So also fügt sich alles zusammen. Aber – weshalb habe ich diese Träume? Warum sehe ich in ihnen Dinge, die wirklich geschehen sind? Das ist unheimlich.«
    »Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel gelesen«, überlegte Sir Walter. »Ein Gelehrter aus Paris vertrat darin die Auffassung, dass es unter bestimmten Voraussetzungen geschehen kann, dass Erinnerungen aus ferner Vergangenheit die Zeit überdauern und in der Gegenwart wieder auftauchen. Als Beispiel führte er eine junge Frau aus Ägypten an, die vorgab, den Weg zu einer verschütteten Grabkammer zu kennen. Als man ihrer Beschreibung folgte, stieß man in einer unter Schichten von Sand verborgenen Höhle tatsächlich auf sterbliche Überreste. Auf die Frage, woher sie ihre Kenntnisse gehabt habe, antwortete die Frau, einen Traum von einer ägyptischen Prinzessin gehabt zu haben, die ihr den Weg gezeigt hätte.«
    »So ist es auch bei mir gewesen«, bestätigte Mary. »Sprechen Sie von einer Art … Wanderung der Seelen?«
    Sir Walter lächelte. »Wohl eher von einer Art Seelenverwandtschaft. Jener Franzose ging davon aus, dass diese Fälle äußerst selten sind. Denn nur wenn sich Wesen und Schicksal der beiden Personen auf verblüffende Weise ähneln, kann es geschehen, dass Erinnerungen aus längst vergangener Zeit sich erneut manifestieren – wie ein Echo, wenn Sie so wollen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Mary, aus deren Gesicht jede Farbe gewichen war.
    »Das ist, wie gesagt, nicht meine Theorie, sondern die eines höchst fantasiebegabten Franzosen. Ich gebe allerdings zu, dass sie in Anbetracht dessen, was Ihnen widerfahren ist, durchaus etwas für sich haben mag.«
    »Sie sprachen von einer Ähnlichkeit der Schicksale, Sir Walter«, sagte Mary leise. »Heißt das, dass mir dasselbe Schicksal droht wie Gwynneth Ruthven?«
    Quentin, der angespannt zugehört hatte, hielt es nicht mehr aus. Er konnte nicht zusehen, wie Mary litt, deshalb nahm er all seinen verbliebenen Mut zusammen und sagte: »Das ist nicht gesagt, Lady Mary. Es ist nur eine Theorie, und wenn Sie mich fragen, nicht einmal eine besonders gute. Könnte das alles nicht auch ein erstaunlicher Zufall gewesen sein? Sie hatten eine wirklich schlimme Zeit auf Burg Ruthven – könnte das nicht ebenfalls der Grund für Ihre Albträume sein?«
    »Denken Sie das wirklich?«, fragte sie ihn, und er konnte die Tränen in ihren Augen schimmern sehen.
    »Unbedingt«, log er, ohne mit der Wimper zu zucken, während er in Wahrheit an sich halten musste, um seine eigene Furcht zu verbergen.
    Was sein Onkel gesagt hatte, hatte ihn sehr beunruhigt. Waren dunkle Flüche und heidnische Verschwörer nicht schon genug? Mussten nun auch noch so unheimliche Dinge wie Seelenverwandtschaften und düstere Prophezeiungen hinzukommen? Aber es gab etwas, das stärker war als Quentin Hays Furcht – seine Zuneigung zu Lady Mary.
    Um sie zu trösten und in Sicherheit zu wiegen, hätte er selbst angesichts eines vielköpfigen Cerberus überlegen gelächelt. Es kam ihm so vor, als hätte er eine weitere Lektion gelernt in seinem Bemühen, ein Mann zu werden, und das wohlwollende Nicken, das Sir Walter ihm schickte, ermutigte ihn auf seinem Weg.
    Mary schluchzte leise, und Quentin konnte nicht anders, als den Arm um ihre Schultern zu legen, auch wenn ihm das aufgrund des Standesunterschieds nicht zukam. Jetzt, in diesem Augenblick, waren sie alle gleich, ungeachtet ihrer Herkunft. Vermutlich würden die Runenbrüder sie alle töten, welche Rolle spielte es also?
    »Keine Sorge, Lady Mary«, flüsterte er. »Es wird Ihnen nichts geschehen. Ich verspreche Ihnen, dass mein Onkel und ich alles tun werden, um Sie vor diesen vermummten Kerlen zu beschützen. Dieser elende Malcolm wird Sie nicht bekommen, und wenn ich es persönlich mit ihm aufnehmen muss.«
    »Mein lieber Quentin«, hauchte sie, »Sie sind mein Held« – und sie lehnte den Kopf an seine Schulter und weinte bittere Tränen.
    »Das also ist sie.«
    Staunend betrachtete Malcolm of Ruthven die

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