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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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unrechtmäßigen Besatzern befreien und schließlich selbst die Krone tragen. Die neue Zeit wird vergehen und die alte Ordnung zurückkehren. Ein neues Zeitalter wird anbrechen, in dem die alten Götter und Dämonen herrschen. So, wie es die Runen vorhergesagt haben.«
    Und damit begann Malcolm of Ruthven erneut zu lachen – das laute, gackernde Gelächter eines Wahnsinnigen.

15.
    Am Kreis der Steine
    A ls sie die Schritte vor der Baracke hörten, wussten sie, dass der Augenblick gekommen war.
    Zwei Tage lang waren sie durch die Lande gefahren worden, mit unbekanntem Ziel und wie Tiere eingesperrt in einen hölzernen Verschlag. Irgendwann, die Sonne war bereits untergegangen, hatte die Kutsche angehalten. Man hatte Sir Walter, Quentin und Lady Mary aus ihrem engen Gefängnis gezerrt. In einer schäbigen Hütte hatten sie die Nacht und den darauf folgenden Tag verbracht: auf dem feuchten Boden kauernd, hungernd und durstig, frierend und voll schrecklicher Ungewissheit.
    Die Schritte vor der Tür schmatzten im Morast. Mary, die sich dicht an Quentin drängte, sandte ihm einen erschrockenen Blick, und der einstmals so furchtsame junge Mann wuchs über sich selbst hinaus.
    »Keine Sorge«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Was immer auch geschieht, ich bin bei dir.«
    Geräuschvoll wurde die Tür geöffnet. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, und blakender Fackelschein fiel in die Hütte. Fünf Vermummte standen vor der Tür. Sie alle trugen die Kutten und Masken der Bruderschaft.
    »Holt die Frau«, wies einer der Kerle die übrigen an, worauf sie Mary ergreifen wollten.
    Quentin jedoch stand auf und ging dazwischen. »Nein«, sagte er energisch. »Lasst sie in Ruhe, ihr Bastarde!«
    Aber die Sektierer waren nicht gewillt, sich von ihm aufhalten zu lassen. Grob stießen sie ihn zur Seite, worauf er gegen die Wand prallte und benommen zu Boden stürzte. Hilflos musste er zusehen, wie die Kerle die sich heftig wehrende Mary packten und davonschleppten.
    »Ich protestiere!«, rief Sir Walter, dessen krankes Bein es ihm nicht gestattete aufzustehen. »Lassen Sie die Lady sofort los!«
    »Maul halten, alter Narr«, kam die Antwort barsch, und schon schleppten die Kerle die junge Frau zur Tür.
    »Lasst sie in Ruhe«, schrie Quentin, »nehmt mich an ihrer Stelle« – aber im nächsten Moment hatten die Vermummten die Baracke schon verlassen. Die Tür wurde zugeworfen und der Riegel vorgeschoben, und alles, was Sir Walter und Quentin danach noch hörten, waren Mary of Egtons verzweifelte Hilfeschreie, die im Dunkel der hereinbrechenden Nacht verklangen.
    »Verdammt!«, rief Quentin und trat in hilfloser Wut gegen die Wand. Tränen schossen ihm in die Augen, und er raufte sich verzweifelt die Haare. »Warum habe ich es nicht verhindert? Ich hätte ihr helfen müssen! Mary hat mir vertraut! Ich habe ihr versprochen, sie zu beschützen, und habe jämmerlich versagt!«
    »Du hast alles getan, was du konntest, mein Junge«, erwiderte Sir Walter traurig. »Dich trifft keine Schuld. Mir allein ist es zuzuschreiben, dass all das geschehen ist. Meinem dummen Stolz und meiner Beharrlichkeit. Was musste ich meine Nase auch in Dinge stecken, die mich nichts angingen? Hätte ich nur auf Abt Andrew gehört. Oder auf Professor Gainswick. So viele sind einen sinnlosen Tod gestorben, nur weil ich nicht aufhören konnte. Nun müssen wir alle für meine Eitelkeit bezahlen.«
    Quentin hatte sich ein wenig beruhigt. Energisch wischte er sich die Tränen aus den Augen und setzte sich zu seinem Onkel auf den Boden.
    »So etwas darfst du nicht sagen«, widersprach er ihm. »Was du getan hast, Onkel, war richtig. Diese Verbrecher hatten Jonathan auf dem Gewissen. Was hättest du tun sollen? Dabeistehen und zusehen, wie die Sache im Sand verläuft? Du hattest Recht, in jeder Beziehung. Und wie diese Sache auch ausgehen wird – ich bin dankbar dafür, dass ich an deiner Seite sein durfte.«
    »Was habe ich dir gebracht, mein Junge?« Sir Walter schüttelte sein ergrautes Haupt. »Nichts als Furcht und Elend.«
    »Das ist nicht wahr. Bei dir habe ich gelernt, dass es Dinge gibt, die es lohnen, dass man für sie einsteht. Du hast mir beigebracht, was Loyalität bedeutet. Von dir habe ich gelernt, was Courage ist.«
    »Und du bist ein guter Schüler gewesen, Quentin«, versicherte Sir Walter leise. »Der beste, den ich je hatte.«
    »Meinst du das wirklich?«
    »Allerdings. Du bist mir gefolgt, selbst wenn du nicht meiner Meinung gewesen bist,

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