Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Gesicht waren weder Mitgefühl noch Nachsicht zu lesen. Im Gegenteil hatte Sir Walter das Gefühl, der Inspector empfinde heimliche Genugtuung darüber, dass sich seine düsteren Voraussagen schon so bald bewahrheitet hatten.
    »Was ich von Ihnen erwarte?«, wiederholte Sir Walter. Im Büro in der Stadtwache von Kelso war es warm und stickig. Quentin, der seinen Onkel wie immer begleitete, hatte Schweißperlen auf der Stirn. »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Ihren Pflichten nachkommen und diese Angelegenheit so untersuchen, wie sie es verdient.«
    »Wie ich schon sagte – die Sache fällt nicht in meine Zuständigkeit. Sheriff Slocombe ist als Vertreter des Gesetzes dazu ermächtigt, den Unfall an der Brücke …«
    »Es war kein Unfall«, bestritt Sir Walter entschieden. »Es war ein gezielter Anschlag, der meinem Neffen und mir galt. Die Lady of Egton und ihre Zofe waren lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Das sagten Sie schon. Dennoch gibt es dafür keinen Anhaltspunkt.«
    »Nicht? Sagten Sie mir bei unserem letzten Zusammentreffen nicht selbst, dass ich in Gefahr sei? Dass ich mich aus dem Fall zurückziehen solle?«
    Dellard antwortete nicht sofort, sondern schien sich seine Worte zu überlegen. »Gut, Sir«, sagte er dann, »nehmen wir an, Sie hätten Recht. Gehen wir einmal davon aus, dass der schreckliche Zwischenfall an der Brücke kein bedauernswerter Unfall gewesen ist, sondern das Werk jener Verbrecher, die auch für den Tod von Jonathan Milton und für den Brand der Bibliothek verantwortlich sind. Was erwarten Sie von mir?, frage ich Sie noch einmal. Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich diesen Kriminellen auf den Fersen bin. Was könnte ich noch mehr tun?«
    »Sie könnten mir zum Beispiel endlich sagen, wer diese Leute sind«, schlug Sir Walter vor. »Weshalb sind sie so entschlossen, dass sie über Leichen gehen? Was führen sie im Schilde?«
    Dellards Miene verschloss sich wie eine eiserne Pforte. »Es tut mir Leid, Sir, aber ich bin nicht befugt, Ihnen darüber Auskünfte zu erteilen.«
    »Nein? Obwohl man meinem Neffen und mir nach dem Leben trachtet? Obwohl eine junge Dame, die immerhin von vornehmem Geblüt ist, beinahe getötet worden wäre? Obwohl es ein Todesopfer gegeben hat?«
    »Ich habe Ihnen alles mitgeteilt, was Sie wissen müssen. Ich sagte Ihnen, dass es für Sie am sichersten ist, in Abbotsford zu bleiben und dort abzuwarten, bis meine Leute und ich die Angelegenheit geregelt haben. Wir stehen kurz davor, den Fall zu lösen und die Verantwortlichen zu fassen. Aber es ist wichtig, dass Sie sich an meine Anweisungen halten, Sir.«
    »Ihre Anweisungen?«, fragte Sir Walter scharf.
    »Meine dringenden Bitten«, drückte Dellard es diplomatischer aus. Das Blitzen in seinen Augen verriet allerdings, dass er noch ganz andere Vokabeln gefunden hätte, hätte seine Disziplin ihn nicht zurückgehalten.
    »Sie weigern sich also noch immer, uns etwas über den Fall zu verraten. Trotz allem, was vorgefallen ist.«
    »Ich kann nicht. Die Sicherheit der Bürger dieses Landstrichs hat für mich oberste Priorität, und ich werde nichts tun, was sie gefährden könnte. Keinesfalls werde ich dulden, dass ein Zivilist …«
    »Dieser Zivilist hat Rechtswissenschaften studiert!«, rief Sir Walter so laut, dass Quentin zusammenzuckte. Plötzlich kam ihm die sonst so sanfte Erscheinung seines Onkels finster und Ehrfurcht gebietend vor. »Dieser Zivilist war mehrere Jahre lang Sheriff von Selkirk! Und dieser Zivilist hat ein Recht darauf zu erfahren, wer ihm nach dem Leben trachtet und den Frieden seines Hauses bedroht!«
    Sekunden, die Quentin wie eine Ewigkeit vorkamen, standen sich die beiden Männer gegenüber, getrennt nur durch den alten Schreibtisch aus Eichenholz.
    »Also gut«, sagte Dellard schließlich. »Aus Respekt vor Ihrer Person und dem Ansehen, das Sie sowohl hier als auch bei der Krone genießen, werde ich mich beugen und Sie einweihen. Aber seien Sie gewarnt, Sir Scott. Zu viel Wissen kann gefährlich sein.«
    »Man hat mir schon einmal nach dem Leben getrachtet«, erwiderte Sir Walter grimmig. »Ein Mann wurde dabei getötet, und zwei junge Damen sind nur knapp mit dem Leben davongekommen. Ich will endlich wissen, woran ich bin.«
    »Behaupten Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt, Sir«, sagte der Inspector so unheilvoll, dass Quentin eine Gänsehaut bekam. »Unsere Gegner sind ebenso rücksichtslos wie verschlagen, und deshalb ist äußerste Vorsicht geboten.«
    »Wer

Weitere Kostenlose Bücher