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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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weiß nicht, was es ist, aber ich denke, Dellard hat uns noch immer nicht alles gesagt, was er über diese Aufständischen weiß.«
    »Was wirst du nun tun?«
    »Zweierlei. Zum einen werde ich einen Brief nach London schicken und mich über Dellards starrsinnige Haltung beschweren. Für jemanden, der geschickt wurde, um uns zu beschützen, ist er entschieden zu arrogant. Auch die Haltung, die er gegenüber unserem Volk einnimmt, gefällt mir nicht.«
    »Und zum anderen?«
    »Werden wir noch einmal Abt Andrew aufsuchen. Bei unserem letzten Gespräch hatte ich den Eindruck, dass auch er mehr weiß, als er uns sagen wollte. Vielleicht überlegt er es sich unter dem Eindruck der jüngsten Ereignisse anders und bricht sein Schweigen.«
    Quentin zuckte nur mit den Schultern. Er wusste, dass es nichts genützt hätte zu widersprechen. Auch was die Endgültigkeit seiner Entscheidungen betraf, war Sir Walter ein wahrer Schotte.
    Erneut schlugen sie also den Weg zur Abtei ein, und Quentin war froh darüber, dass die Straßen der Stadt an diesem Morgen munter belebt waren, sodass sie wohl nicht fürchten mussten, erneut Opfer einer meuchlerischen Attacke zu werden. Allerdings ertappte sich Quentin dabei, dass er Menschen, die ihnen entgegenkamen oder die in den Gassen standen, mit skeptischeren Blicken bedachte als sonst. Der Vorfall in der Bibliothek und die Ereignisse an der Brücke hatten ihn misstrauisch gemacht; er traute der Welt nicht mehr, die ihn umgab. Für ihn, den naiven Jungen, war das eine bemerkenswerte Veränderung, doch Quentin wusste nicht, ob er sie gut oder schlecht finden sollte. Zumindest war sie nützlich.
    Von der Pforte des Ordenshauses aus wurden sie wiederum in den ersten Stock geführt. Diesmal fanden sie Abt Andrew ins Gebet versunken.
    Der Mönch, der sie hereingeführt hatte, gebot ihnen mit flüsternder Stimme zu warten, bis der Abt sein Brevier beendet hätte. Sir Walter und Quentin kamen der Aufforderung höflich nach, und Quentin hatte Gelegenheit, sich im karg möblierten Arbeitszimmer des Abts umzusehen. Sein Blick fiel auf alte Bücher und Schriftrollen, einige der wenigen, die aus der niedergebrannten Bibliothek hatten geborgen werden können. Abt Andrew war nicht nur ein Mann des Glaubens und Vorsteher der Bruderschaft von Kelso; er war auch Wissenschaftler und Gelehrter.
    Der Mönch beendete sein Gebet mit dem Kreuzzeichen und verneigte sich bis zum Boden. Dann erhob er sich von den Knien und verneigte sich noch einmal vor dem schlichten Kreuz, das an der ansonsten schmucklosen, weiß gekalkten Wand hing. Erst danach wandte er sich seinen Besuchern zu.
    »Sir Walter! Master Quentin! Wie schön, Sie nach allem, was geschehen ist, wohlbehalten wieder zu sehen. Ich danke dem Herrn dafür.«
    »Guten Morgen, Hochwürden. Sie haben also bereits von dem Vorfall gehört?«
    »Wer nicht?«, hielt der Ordensmann dagegen und lächelte auf seine milde, nachsichtige Art. »Wenn Sheriff Slocombe einen Fall bearbeitet, ist gewöhnlich ganz Kelso über den Stand der Ermittlungen informiert.«
    »Dann können Sie sich sicher denken, weshalb wir hier sind.«
    »Um die Fürsprache des Herrn zu erbitten, dass die Übeltäter bald gefasst werden mögen?«
    In der Zeit, die er nun schon auf Abbotsford weilte, hatte Quentin es nicht oft erlebt, dass Sir Walter verlegen gewesen war. Dies war eine der wenigen Gelegenheiten, und der junge Mann konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Abt Andrew genau das beabsichtigt hatte.
    »Nein, werter Abt«, gestand Sir Walter dennoch. »Wir sind hier, weil wir Antworten suchen.«
    »Wer tut das nicht? Die Suche nach Antworten nimmt den größten Teil unseres Lebens ein.«
    »Wohl wahr«, konterte Sir Walter, »und ich fürchte, wenn ich diese ganz bestimmten Antworten nicht bald erhalte, wird mein Leben nicht mehr von allzu langer Dauer sein.«
    »Sie sprechen sehr gelassen von sehr ernsten Dingen«, stellte der Abt mit leisem Vorwurf fest.
    »Meine Gelassenheit ist nur äußerlich, werter Abt, glauben Sie mir«, sagte Sir Walter. »In Wahrheit bin ich von tiefer Sorge erfüllt, nicht so sehr meinetwegen als vielmehr um der Menschen willen, die mir am Herzen liegen. Einen habe ich bereits verloren, und vor wenigen Tagen musste ein Unbeteiligter sein Leben lassen. Diese Sache zieht immer weitere Kreise, ohne dass ich es verhindern kann, und das beunruhigt mich.«
    »Ich kann Ihre Besorgnis spüren, Sir Walter, und natürlich werde ich Sie und die Ihren in mein Gebet

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