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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erfahrener Ermittler, der sowohl das Vertrauen der Regierung als auch das der Landlords genießt.«
    »Weil ich den Verdacht hege, dass dem Inspector mehr daran gelegen ist, die Ereignisse als Vorwand zu benutzen, gegen Aufständische vorzugehen, als daran, sie tatsächlich aufzuklären«, erwiderte Sir Walter offen.
    »Das ist eine schwer wiegende Anschuldigung.«
    »Keine Anschuldigung. Ein Verdacht, den ich einem guten Freund gegenüber äußere. Ihnen und mir mag an der Wahrheit gelegen sein, mein lieber Abt. Was allerdings Dellard betrifft, bin ich mir da nicht so sicher.«
    Wieder trat eine Pause ein, in der Quentins Blicke zwischen den beiden Männern hin und her huschten.
    Beide hatten ihre Standpunkte klar gemacht, und Quentin hätte nicht zu sagen vermocht, wer die überzeugenderen Argumente vorgebracht hatte. Sowohl Sir Walter als auch der Abt hatten etwas Respektgebietendes an sich, und Quentin war gespannt, wer von beiden sich durchsetzen würde.
    In Anbetracht der Dinge, um die es ging, war Quentin sich nicht einmal sicher, ob er wollte, dass sein Onkel seinen Willen bekam …
    »Ich ehre Ihre Absichten, Sir Walter«, sagte der Abt schließlich, »und ich weiß, was Sie empfinden. Aber ich kann Ihnen nicht mehr sagen, als ich es bereits getan habe. Nur warnen möchte ich Sie ein weiteres Mal: Die Rune ist ein Zeichen des Bösen. Tod und Verderben kommen über den, der ihren dunklen Wegen folgt. Schon zwei Menschen haben den Tod gefunden, und um ein Haar« – dabei blickte er auf Quentin – »wären noch mehr Opfer zu beklagen gewesen. Seien Sie dankbar für jene, die noch unter uns weilen, und lassen Sie die Dinge auf sich beruhen. Bisweilen«, fügte der Abt bedeutungsvoll hinzu, »erhalten die Menschen Hilfe, mit der sie nicht gerechnet hatten.«
    »Wovon sprechen Sie?«, fragte Sir Walter, und es hörte sich bitter und sarkastisch an. »Von meinem Schutzengel?«
    »Ich glaube durchaus daran, dass der Allmächtige seine schützende Hand über uns hält, Sir Walter, auch in finsteren Zeiten wie diesen. Vergessen Sie, was Sie gesehen und gehört haben, und vertrauen Sie darauf, dass Gott Sie und die Ihren beschützen wird. Ich bitte, nein, ich beschwöre Sie: Vergessen Sie die Rune. Nicht nur um Ihretwillen. Denken Sie dabei auch an Ihre Familie.«
    Der Abt hatte leise gesprochen und jedes seiner Worte deutlich betont. Quentin hatte dabei eine Gänsehaut bekommen, und selbst seinen sonst so abgeklärten Onkel schienen die Worte des Mönchs nicht unberührt zu lassen.
    Tod und Verderben, eine Rune, die dem Reich des Bösen angehörte – Quentin schauderte bei diesen Worten und hätte kein Problem damit gehabt, die Angelegenheit für immer aus seinem Gedächtnis zu streichen. So weit würde Sir Walter nicht gehen, doch seine vorhin noch so entschlossenen Züge waren weicher und nachgiebiger geworden.
    »Gut«, sagte er schließlich mit heiserer Stimme. »Ich danke Ihnen für Ihre offenen Worte, hochwürdiger Abt, und obgleich ich noch immer nach der Wahrheit dürste, verspreche ich, darüber nachzudenken.«
    Abt Andrew wirkte erleichtert. »Tun Sie das, Sir. Ihre Familie wird es Ihnen danken. Es gibt Dinge, die so alt sind, dass die Geschichte sie vergessen hat. Traditionen, die auf Jahrhunderte zurückblicken und aus finsteren Zeitaltern stammen. Zu viele Menschen haben ihretwegen bereits ihr Leben gelassen, als dass man sich leichtfertig mit ihnen abgeben sollte. Unheil wäre die Folge. Verderben, aus dem es kein Entrinnen gibt …«
    »Los! Treibt sie zusammen!«
    Charles Dellards schneidender Befehl gellte über den Dorfplatz von Ednam. Der kleine Ort, der vier Meilen nordwestlich von Kelso lag, war das Ziel der Operation, die der Inspector einer Eingebung folgend beschlossen hatte.
    Der gestampfte Lehmboden erzitterte unter den Hufschlägen, als die Dragoner auf ihren Rössern heransprengten. Ihre roten Röcke leuchteten, die polierten Reitstiefel und die schwarzen Hauben aus Leder glänzten. Die blanken Säbel reflektierten das Licht der Nachmittagssonne und blendeten die Dorfbewohner.
    Von allen Seiten kamen die Reiter heran und trieben die Dorfbewohner wie Vieh vor sich her, bis sich diese wie eine verschreckte Herde in der Mitte des von schäbigen, strohgedeckten Hütten umgebenen Platzes drängten. Die Frauen und Kinder weinten, während die Männer, die man aus ihren Häusern, Geschäften und Werkstätten getrieben hatte, die Fäuste in hilflosem Zorn ballten.
    Dellard sah es mit

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