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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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…«, begann Annina, aber sie hielt rechtzeitig inne.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich diese gefühlskalte Hündin mit einem anderen betrügt«, zischte Azzone durch die zusammengepressten Zähne. »Noch dazu mit Mondino. Der hat doch nichts, was einer Frau gefallen könnte.«
    Annina teilte seine Einschätzung nicht. Der Arzt war zwar kein Jüngling mehr, aber mit seinen grünen Augen, dem sensiblen Mund und den kräftigen Händen konnte er sogar eine so keusche Dame wie ihre Herrin in Versuchung führen. Diese Gedanken behielt sie allerdings für sich.
    »Wo ist Eleonora jetzt?«, fragte Azzone.
    »In der Küche, wo sie Anordnungen für das Abendessen gibt. Wenn Ihr wollt, gehe ich sie sofort holen.«
    »Wozu diese Eile? Wovor hast du Angst?«
    »Herr«, antwortete sie, und ihre Stimme zitterte leicht. »Ich weiß, dass ich Euch enttäuscht habe und flehe Euch um Verzeihung an. Bitte, tut mir nicht weh.«
    Azzone erhob sich geschmeidig wie eine Katze und näherte sich ihr. Mit einer Hand hob er ihr Kinn und küsste sie auf den Mund. Es war ein leidenschaftlicher Kuss, der Annina ganz gegen ihren Willen erregte, und als die Hände ihres Herrn tiefer glitten und sich in ihrem Ausschnitt zu schaffen machten, schlug ihr Herz heftig.
    »Auf die Knie«, zischte er.
    »Was? Aber …?«
    Sie sah die Ohrfeige nicht kommen. Gerade hatte sich Azzones Hand noch an einer Stelle zu schaffen gemacht, wo sie eigentlich nichts zu suchen hatte, und einen Moment später lag Annina mit brennender Wange und einem schrillen Pfeifen im Ohr am Boden.
    »Du weißt, dass ich mich ungern wiederhole«, sagte er.
    Die Magd begab sich in die verlangte Stellung und verrichtete das, was ihr Herr von ihr wollte, etwas, das in Hurenhäusern üblich war und für sie eine schlimmere Sünde darstellte als die einfache Unzucht, obwohl sie keinen Grund dafür hätte nennen können. Azzone hielt sie mit beiden Händen an der Haube gepackt, bewegte ihren Kopf vor und zurück und murmelte Worte, die sie in ihrer tiefen Scham nicht verstand.
    Zum Glück war es bald vorbei. Der Hausherr bedankte sich bei ihr mit einer diesmal nicht so kräftigen Ohrfeige, und als sie aufstand, drückte er ihr drei Kupfermünzen in die Hand.
    »Jetzt geh schon und ruf meine Frau«, sagte Azzone. »Bleib aber vor der Tür und sieh zu, ohne dass sie dich bemerkt.«
    Annina senkte den Kopf und hatte angesichts dieses abartigen Ansinnens nicht einmal mehr die Kraft zu erröten. »Wie Ihr wollt, Herr«, sagte sie bloß und rannte davon.
    Sie fand die Herrin in der Küche, überbrachte ihr die Nachricht, dass Azzone sie sehen wollte, und begleitete sie nach oben. Dann tat sie so, als ob sie ginge, versteckte sich jedoch hinter dem Vorhang vor dem Eingang und spähte durch den Spalt zwischen Mauer und Vorhang. Azzone fing ihren Blick auf und warf ihr ein verschwörerisches Lächeln zu.
    Annina glaubte, sie sollte zusehen, während Azzone die Herrin nahm, vielleicht weil es ihn erregte, wenn er wusste, dass sie alles mit ansah. Doch das, was nun folgte, war weit schlimmer. Kaum hatte Eleonora ihren Gemahl begrüßt und ihn gefragt, warum er sie hatte rufen lassen, hieb ihr Azzone unvermittelt seine Faust in den Magen. Als sie sich vor Schmerz krümmte, schlug er ihr mitten ins Gesicht.
    Keuchend und mit blutender Nase fragte Eleonora nach dem Grund. Azzone fing an, sie mit den schlimmsten Ausdrücken zu beschimpfen, die Annina jemals gehört hatte, und beschuldigte sie, sie habe mit dem Mann das Lager geteilt, der seinen Sohn getötet hatte, dazu hieb er weiter mit den Fäusten so kräftig auf sie ein, als würde er einen Mann verprügeln.
    Eleonora wies die Vorwürfe zurück, indem sie den Kopf schüttelte, denn sprechen konnte sie nicht, weil ihr Mund voller Blut war. Es hätte auch keinen Unterschied gemacht, dachte Annina.
    Sie konnte nicht weiter hinsehen. Stattdessen lehnte sie sich gegen die Wand und fing an zu schluchzen.
    Als Azzone sie zum ersten Mal genommen hatte, hatte die Magd sich geschmeichelt gefühlt. Madonna Eleonoras Schönheit, ihre Eleganz und ihr vornehmes Benehmen wurden allgemein gerühmt, und doch hatte der Herr sie ihr vorgezogen.
    Nun erinnerte sie der dumpfe Laut jedes Fausthiebs daran, dass alles ihre Schuld war. Wenn sie den Schlüssel nicht erwähnt hätte, wäre der Herrin nichts geschehen. Vom Schluchzen geschüttelt flehte sie Gott inständig an, er möge Azzone Einhalt gebieten.
    Endlich wurde es still im Arbeitszimmer. Annina fasste

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