Die Bruderschaft des Feuers
handelte.
»Wenigstens ein Rätsel ist gelöst«, sagte er zum Podestà. »Somit werden in diesem Moment Azzones Anschuldigungen gegen mich haltlos, nicht wahr?«
Taverna Tolomei nickte. »Allerdings muss noch geklärt werden, was Ihr mit dem Tod des Capitano del Popolo zu schaffen habt«, fügte er hinzu.
»Gewiss. Und dann bleiben noch die Anklagen der Inquisition. Merkwürdigerweise ist der Rechtsbeistand des Studenten, der mich beschuldigt, Messer Fedrigo Guidi. Sagt Euch das etwas?«
»Wollt Ihr etwa damit andeuten, dass er Eurer Meinung nach der Anführer der Sekte sein könnte?«
»Exzellenz, ist das nicht offensichtlich?«, fragte Mondino zurück, aufgebracht über die übertriebene Vorsicht des Podestà. »Er hat Bertrando Lambertis Leichnam aus meiner Schule entwenden lassen, und er vertritt Azzone in der Klage gegen mich wegen des Verschwindens von ebenjenem aus meiner Medizinschule. Er hat meinen Studenten Odofredo dazu gebracht, mich anzuzeigen, und der heidnische Tempel befindet sich in seinem Keller. Wie vieler Beweise bedürft Ihr noch?«
Ehe Taverna antworten konnte, kam der Kommandant zu ihm. »Die Männer, die ich auf die Terrasse geschickt habe, berichten, sie hätten dort eine seltsame Anpflanzung entdeckt«, sagte er.
»Eine Anpflanzung?«
Im gleichen Moment kehrte Gerardo in den Tempel zurück. Mit Erlaubnis des Kommandanten erzählte er von einer großen Terrasse, wo sich unter gespannten grauen Tüchern, die wie Schiffssegel wirkten, Kletterpflanzen aus großen Tontöpfen um die schlanken Säulen der Terrasse und um einige zu diesem Zwecke aufgestellte Pfähle rankten, in Reihen wie Rebstöcke in einem Weingarten. Aber an diesen Pflanzen, die mitten im Winter tiefgrüne Blätter hatten, wuchsen sicher keine Trauben.
»Es muss sich um irgendeine giftige Pflanze handeln, aus der sie einen Trank destillieren«, sagte er abschließend.
Ein Mann rief den Kommandanten zur Seite, berichtete ihm leise etwas und entfernte sich dann wieder.
»Exzellenz, einer meiner Männer hat die Bottiche genauer untersucht, die im Keller standen.«
»Ja und?«
»Sie stinken nach Pech, Schwefel und Salpeter. Ich fürchte, sie haben eine entzündliche Mischung enthalten.«
»Seht Ihr?«, triumphierte Mondino. »Alles passt zusammen. Man muss nun Fedrigo befragen und ihn zu einem Geständnis bringen. Vielleicht können wir die Katastrophe noch verhindern, aber es gilt keine Zeit zu verlieren.«
Fedrigo Guidi war in einen kleinen schmucklosen Raum gesperrt worden, der sich an den Hauptsaal des Tempels anschloss, damit er nichts von der Durchsuchung des Hauses bemerkte, die ohne jegliches Mandat durch die Richter der Stadt, alles Freunde oder Bekannte von ihm, durchgeführt wurde. Daher hatten die Sbirren die strenge Anweisung erhalten, nichts anzufassen. Solange der Podestà nicht vollständig von Fedrigos Schuld überzeugt war, wollte er sich nicht zu weit vorwagen.
Mondino hatte schon zweimal vorgeschlagen, Guidi zu verhören, aber Taverna Tolomei zögerte noch. Um Fedrigo schnell und ohne Prozess zu einem Geständnis zu bringen, gab es nur ein Mittel: die Folter. Sollte sich jedoch aus irgendeinem Grund seine Unschuld herausstellen, durfte der Podestà sich glücklich schätzen, wenn danach nur seine politische Laufbahn auf immer zerstört war.
»Ich bin nicht sicher, ob dies das richtige Mittel ist«, sagte Taverna deshalb auch. »Vielleicht sollten wir alle in meinen Palazzo zurückkehren, den Ältestenrat einberufen und …«
»Und in der Zwischenzeit, während wir noch eifrig darauf bedacht sind, die Form zu wahren, wird der Brand ausbrechen, und alles wird zu spät sein«, unterbrach ihn Gerardo.
Der Podestà wehrte unwillig ab. »Wer nichts zu verlieren hat, kann leicht Entscheidungen fällen«, sagte er und wurde laut. »Wenn Ihr auf solche Weise von ihm etwas erfahren wollt, dann wisst, dass ich meine Zustimmung dazu rundheraus ablehne. Im Moment besteht meine Aufgabe darin, den Ältestenrat zu benachrichtigen.«
Er wandte ihnen den Rücken zu und ging auf die Tür zu, die zu Fedrigos Keller führte.
»Habe ich recht gehört?«, fragte Mondino den Kommandanten.
»Wenn Ihr Erläuterungen wollt, dann fragt ihn und nicht mich«, bekam er zur Antwort. »Jetzt entschuldigt mich bitte, ich habe noch viel zu tun.«
Kurz darauf hatte er ebenfalls den Tempel verlassen. Mondino und Gerardo starrten einander an.
»Er will, dass wir uns statt seiner die Hände schmutzig machen«, erklärte der
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