Die Bruderschaft des Feuers
Hände und ließ sich widerstandslos von den Häschern festnehmen.
»Kommandant«, sagte er und täuschte eine Selbstsicherheit vor, die er nicht empfand. »Falls Messer Guidi wirklich unschuldig ist, wird er wohl nichts dagegen haben, Euch zu zeigen, was sich hinter dieser Tür verbirgt. Ich bin mir sicher, dass es nicht noch mehr Schinken sind.«
Wenn Azzone von seinen Geschäftsreisen nach Hause zurückkehrte, verstummten sogar die Hunde und Hennen im Hof. Im Haus machte sich dann gespanntes Schweigen breit, und alle verrichteten weiter ihre Aufgaben und fragten sich, wen diesmal wohl der Zorn des Hausherrn treffen würde.
Denn an irgendjemandem würde Azzone sich zweifellos austoben. Manchmal war es ein unaufmerksamer Diener oder eine Magd, die nicht schnell genug war, aber für gewöhnlich traf der Zorn seine Ehefrau.
Daher ging Annina ruhig und sogar fröhlich gestimmt zu ihm, als er nach ihr rief. Einige der Frauen, mit denen sie sich gewöhnlich am öffentlichen Brunnen unterhielt, mussten sich alten geifernden Fettsäcken hingeben, starr vor Ekel und Furcht, der üble Lüstling könnte durch die übermäßige Anstrengung über ihnen zusammenbrechen, mit all den misslichen Folgen: Prügel, Misshandlungen und obendrein eine Strafe wegen Ehebruchs, als ob eine Dienstmagd sich dem Hausherrn verweigern könnte, indem sie ihm erklärte, dass Ehebruch eine Todsünde sei.
Azzone behandelte sie etwas brutal, wenn er sie nahm, aber wenigstens war er schön und stark. Beim letzten Mal hatte sie nackt durchs Zimmer laufen müssen, während er sie unter lautem Gelächter mit einer Reitgerte auf Hintern und Waden schlug, was ihr sehr missfallen hatte. Aber diesmal hatte sie eine Neuigkeit für ihn, die sicher seine Stimmung heben und ihr vielleicht sogar ein wenig Geld einbringen würde.
So strich sie sich das Gewand glatt, während sie nach oben stieg, zupfte sich den Ausschnitt zurecht und zog die weiße Haube ein wenig nach hinten, sodass rechts und links vom Gesicht zwei Haarsträhnen hervorschauten. Sobald sie eingetreten war, lächelte sie den Hausherrn hinter dem großen Tisch an, wünschte ihm einen guten Abend und fragte ihn, ob er eine gute Reise gehabt habe und ob er etwas bräuchte. Azzone befahl ihr, keine Zeit zu verschwenden und ihm alles zu erzählen, was während seiner Abwesenheit vorgefallen war. Annina erstattete wahrheitsgetreu Bericht, achtete darauf, nichts zu verschweigen und keine persönliche Beobachtungen in die Erzählung einfließen zu lassen, so wie er es sie gelehrt hatte. Als sie jedoch zu dem Besuch im Haus von Messer Mondino de’ Liuzzi vor ein paar Tagen kam, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen.
Sie erzählte von ihrer Ankunft, wie verwirrt der Arzt gewesen war, als er sie sah, von dem Bemühen ihrer Herrin, sie loszuwerden, indem sie sie zu Mondinos Magd schickte, um ihr beim Wäscheaufhängen zu helfen, und wie sie schlauerweise unter dem Vorwand, etwas vergessen zu haben, umgekehrt war.
»Hinter der Tür verborgen habe ich gesehen, wie die Herrin aus ihrem Gewand einen großen Schlüssel hervorzog und ihn Messer de’ Liuzzi überreichte.«
»Einen Schlüssel?«, fragte Azzone ruhig, aber mit finsterer Miene nach. »Was für einen Schlüssel?«
»Das weiß ich nicht, Herr. Es sah so aus, als gehörte er Mondino und sie hätte ihn zurückgebracht.«
»Willst du damit sagen, dass sie sich schon einmal ohne dein Wissen getroffen hatten?«
Annina konnte ihre Zunge gerade noch rechtzeitig zurückhalten, ehe sie noch einmal »Das weiß ich nicht« antwortete: Diese Antwort mochte ihr Herr überhaupt nicht. Allmählich dachte sie, dass es besser gewesen wäre, die Sache mit dem Schlüssel zu verschweigen, aber jetzt war es zu spät.
»Sie haben von einer Arzneimittelhandlung gesprochen«, stotterte sie. »Von etwas, das die Herrin gegen ihren Willen im Hinterzimmer versteckt belauscht hatte … Dann habe ich Schritte gehört und musste in den Hof zurückkehren und Wäsche aufhängen, damit man mich nicht ertappt.« Azzone blickte sie wortlos an. »Mehr habe ich nicht hören können«, sagte Annina, den Tränen nah.
»Hatte ich dir nicht befohlen, meine Frau nicht einen Moment aus den Augen zu lassen?«, fragte Azzone. Annina nickte stumm, und er fuhr fort: »Und doch findet sie Zeit, in Mondinos Arzneimittelhandlung zu spazieren, ohne dass du etwas davon mitbekommst. In das Hinterzimmer . Was werden sie dort wohl getrieben haben, im Hinterzimmer?«
»Ich weiß
Weitere Kostenlose Bücher