Die Bruderschaft des Feuers
junge Mann. »Deswegen hat er uns verlassen. Wenn die Dinge sich zum Schlechten wenden, kann er immer noch behaupten, dass er von nichts wusste und dass wir eine strenge Anweisung von ihm missachtet haben.«
»Aber ich habe nicht die Absicht, diesen Mann zu foltern.«
»Genauso wie ich. Dann können wir nur noch warten, dass der Brand ausbricht, und darauf hoffen, dass dabei möglichst wenig Menschen umkommen.«
Mondino blickte sich besorgt um. Sie waren allein im Tempel, der nur von einigen Fackeln und Kerzen erhellt wurde. Auf der Wand am Ende des Raumes tanzten Schatten über das Fresko mit der Tötung des Stieres und ließen es lebendig erscheinen.
»Gehen wir und reden mit ihm«, sagte er, nahm sich eine Fackel von der Wand und steckte Zünder und Feuerstein ein. »Wenn wir ihn glauben machen, wir würden ihn töten, könnte er aus Angst vielleicht reden.«
»In einem Punkt hat der Podestà recht«, sagte Gerardo und folgte ihm zu dem Raum, in dem man Fedrigo eingesperrt hatte. »Wie auch immer es ausgeht, wir haben nichts zu verlieren.«
Mondino hob den Riegel hoch und drückte die mit Intarsien geschmückte Tür auf. »Weil wir bereits alles verloren haben.«
Der schwarz gekleidete Anwalt saß im Dunkeln an Händen und Füßen gefesselt auf dem Boden. »Endlich«, sagte er, als er sie eintreten hörte. »Je früher ihr mich losbindet, desto leichter wird es für euch …« Als er sah, wer seine Besucher waren, unterbrach er sich. »Ruft den Podestà«, verlangte er. »Ich werde nur mit ihm reden.«
»Nein, Ihr werdet mit uns reden«, erwiderte Mondino. »Ob Euch das nun passt oder nicht.«
»Ach ja? Und worüber?«
»Über diesen Tempel. Über die Sekte, deren Anführer Ihr seid. Über den Brand, der Bologna zu zerstören droht.« Fedrigo riss die Augen auf, und Mondino fuhr fort: »Wir wissen von der Feuersbrunst, die für die Weihnachtsnacht geplant war. Und wir wissen auch, dass sie auf heute Nacht vorgezogen wurde. Das hat uns der Capitano del Popolo anvertraut, ehe er starb.«
»Es tut mir leid, ich habe euch nichts zu sagen. Ich wusste nicht einmal von der Existenz dieses Tempels unter meinem Haus.«
»Magister, er möchte bloß Zeit gewinnen«, ging Gerardo dazwischen. »Er wird uns nichts sagen. Wir sollten uns seiner lieber so schnell wie möglich entledigen.«
Durch Fedrigos schmale Lippen kam ein trockenes Gelächter. »Ich bin zu gerissen für euch. Macht euch keine Hoffnungen, dass ihr mich so hereinlegen könnt. Und jetzt ruft den Podestà.«
Mondino steckte die Fackel in eine Wandhalterung, dann ließ er die Tür offen stehen, um dem anderen zu zeigen, dass der Tempel verlassen war. »Wie Ihr seht, sind wir allein. Der Podestà hat Euer Schicksal in unsere Hände gelegt.«
»Ihr lügt!«
»Nein. Taverna Tolomei hofft darauf, dass wir Euch foltern«, sagte der Arzt gelassen. »Wenn Ihr gesteht, wird er das Verdienst für sich beanspruchen. Solltet Ihr Euch dagegen als unschuldig erweisen, wird er die Verantwortung auf uns abladen.«
Über Fedrigos Augen glitt ein Schatten der Angst. Er kannte den Podestà und musste deshalb wissen, dass diese Überlegung sehr gut zu ihm passte. »Und Ihr seid bereit, dieses Risiko einzugehen?«, fragte er. »Ich hätte Euch für schlauer gehalten, Magister.«
»Ich habe nicht die Absicht, Euch zu foltern, nur keine Angst«, beruhigte ihn Mondino. »Ihr tretet einfach fehl, während wir Euch nach draußen begleiten, dabei werdet Ihr fallen und Euch an einer Kante den Kopf einschlagen. Ein bedauerlicher Unfall!«
»Ich glaube Euch nicht! Wenn Ihr mich umbringt, werdet Ihr gar nichts erfahren. Das werdet Ihr nicht tun!«
»Ich werde beschuldigt, den Capitano del Popolo ermordet zu haben«, sagte Mondino. »Außerdem soll ich menschliche Knochen ausgekocht und den Leichnam von Bertrando Lamberti verschwinden lassen haben, der glücklicherweise soeben wieder aufgefunden wurde. Weiterhin soll ich einen Zimmermann sterben lassen haben, der meiner Obhut anvertraut war. Und wer steht hinter all diesen Verleumdungen? Ihr. Wenn Ihr tot seid, werdet Ihr keine weiteren Ränke gegen mich schmieden können, und ich werde leichter meine Unschuld beweisen können.«
Gerardo beugte sich hinunter und packte Guidi an der Schulter. »Verlieren wir keine Zeit mehr, Magister. Wir töten ihn lieber, bevor wir ihm die Fesseln abnehmen. Das ist einfacher.«
Mondino starrte ihn an und konnte nicht das geringste Anzeichen dafür entdecken, dass Gerardo nicht die
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