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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Strecke war dies die einzige Stelle, wo man mit einer großen Anzahl aus dem Hinterhalt angreifen konnte.
    Fraden ließ das Boot etwa dreihundert Meter tiefer gehen, dann schwebten sie über dem Tal.
    „Sieh hinunter, Soph“, sagte er und zeigte auf die Hänge auf beiden Seiten der Straße. Dicht unterhalb der Kämme waren die der Straße abgewandten Flanken der Hügelkette schwarz von Männern. Von der Straße aus waren die Soldaten nicht zu sehen. Sechstausend Mann waren es auf jeder Seite der Straße. Zwölftausend Angehörige der regulären Truppen. Das war mehr als die Hälfte der gesamten Volksarmee. Um die Stadt zu erreichen, mußte sich der Töterzug seinen Weg durch diesen Engpaß freikämpfen. Es gab keine Ausweichmöglichkeit für die Lastwagen. Das Tal sah wie eine vollkommene, tödliche Falle aus.
    Während er hoch über der Falle wartete und die Minuten endlos verstrichen, spürte Fraden, wie seine Zuversicht allmählich verging. Die Stelle eignete sich offensichtlich zu gut für einen Hinterhalt. Die Töter mußten das einfach vorausahnen. Aber was konnten sie …?
    „Sieh doch!“ schrie er. „Da kommen sie!“
    Aus dem westlichen Ende des Tales, das durch ein Wäldchen verborgen war, zog eine dünne Linie von Männern zu Fuß und auf Lastwagen ins Tal. Langsam rückten die Töter weiter auf der Straße nach Sade vor, immer tiefer in den tödlichen Rachen zogen sie. Schon hatte die dünne, verwundbare Linie etwa zwei Drittel der Talsohle hinter sich gebracht … Es war Willems Plan, die vordersten Töter bis zum Ostende des Tals vordringen zu lassen. Dann sollte die Zange zuschnappen, denn so würde der Hauptteil des Geleitzuges gezwungen sein, sich einen Weg durch einen Engpaß zu bahnen. Durch einen Schlauch von Feuer mußten sie ziehen, und bald würde heillose Verwirrung das Tal verstopfen …
    Doch etwas stimmte nicht! Die Linie der Wagen und Männer war einfach zu dünn. Jetzt hatte sie das Ostende erreicht, und immer noch war es nicht mehr als ein Rinnsal, und …
    Plötzlich waren die Talhänge auf beiden Seiten voller Guerillas. Zwei massive Wellen strömten auf die Straße zu. Vieltausendfach blühten Mündungsblitze und – Wölkchen auf den Hängen auf. Die Töter auf der Straße fielen zu Boden, und Lastwagen gingen in Flammen auf, als zahlreiche Kugeln in ihre Benzintanks schlugen.
    Ganz nach Plan ließ Willem die Guerillas auf der linken Seite, die er kommandierte, ungefähr fünfzig Meter von der Fahrbahn entfernt anhalten. Gomez Leute auf der anderen Seite kamen zögernd in etwa der gleichen Entfernung zum Stehen. Die Guerillas bildeten zwei parallele Feuerlinien neben der Straße. Beide Linien waren weniger als hundert Meter voneinander entfernt. Auf halber Höhe der Hänge hielten sich die Reserven in Bereitschaft.
    Die Töter, die im Tal in der Falle saßen, hatten nicht einmal mehr genügend Zeit, zu einem einzigen ihrer Beserkerangriffe anzusetzen. Die langgezogenen, massierten Feuerlinien löschten sie aus wie eine mächtige Faust. Die Falle war zugeschnappt, der Geleitzug würde kommen und …
    Aber Fraden stellte fest, daß keine weiteren Männer und Fahrzeuge in das Tal vordrangen. Das Feuer der Guerillas erlahmte verwirrt. Was …?
    „O nein!“ schrie Fraden auf. Erst als die Töter bereits unterwegs waren, erkannte er, was sie vorhatten.
    Ein schrecklicher Laut ertönte. Das Gebrüll war so laut, daß Fraden es durch die Bordwand des Bootes dreihundert Meter über dem Tal spüren konnte. Ein Wall von Tötern brach aus dem Wald am Westende des Tales hervor. Es war eine breite Front, die von einer Seitenwand des Tales zur anderen reichte.
    Wie ein riesiger Besen fegte die Welle der Töter durch das Tal. Von einem Kamm zum anderen erstreckte sie sich, ein massiver Wall aus schwarzen Menschenleibern.
    Fraden fluchte. Er erkannte, daß die Töter Vanderlings Plan völlig durchschaut hatten. Sie hatten einen kleinen Trupp vorgeschickt, um die Falle auszulöschen. Willem war darauf hereingefallen, doch die Töter hatten ihre Hauptstreitmacht, fast achttausend Mann, zurückgehalten. Statt zu versuchen, sich mit Gewalt einen Weg für Männer und Fahrzeuge zu bahnen, hatten sie den Hauptteil ihrer Truppen, sechstausend Mann, zu Fuß ins Tal geschickt. Jetzt fielen sie den Guerillas in die Flanken, da diese sich ja in Längsrichtung des Tals aufgestellt hatten. Hinter diesem Schutzschild aus sechstausend schreienden Tötern rückte nun der Zug der Lastwagen mit der Fracht aus

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