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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Fleischtieren und Proviant weiter auf das Tal zu.
    „Zieh dich zurück, du Idiot, zieh dich zurück!“ brüllte Fraden.
    Denn die Töter, die den Rebellen zahlenmäßig im Verhältnis eins zu zwei unterlegen waren, hatten auf dem Schlachtfeld einen nicht auszugleichenden Vorteil für sich: Sie fielen von der Seite her in die schmale Doppelreihe der Guerillas ein. Heillose Verwirrung befiel die Soldaten der Volksarmee, als sie die Welle der Töter wie einen Kolben in einem Zylinder über die ganze Talesbreite auf sich zurollen sahen.
    Auf der rechten Seite flohen Gomez’ Männer in überstürzter, wilder Hast. Sie rannten im rechten Winkel zur Töterfront den Hang hinauf. Mindestens ein Drittel von ihnen, jenes Drittel, das den Tötern am nächsten war, wurde von der vorstürmenden rechten Flanke der Töter überlaufen. Die Töter zersplitterten die Guerillas in viele Einzelgruppen, die kaum Widerstand zu leisten vermochten. Die Volksarmee-Soldaten hatten instinktiv gehandelt; während sie bereits von der Seite angegriffen wurden, waren sie den Hang hinauf geflohen. Ihr Instinkt hatte sie bitter getäuscht. Nur die östliche Hälfte dieser Linie schaffte es, die Sicherheit des Kammes zu erreichen, der Rest wurde von den Tötern eingeholt und buchstäblich in Stücke gehauen.
    Wider Erwarten war es Willem Vanderling gelungen, auf der linken Seite den Anschein von Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Reihe seiner Männer floh vor den Tötern her den Talgrund entlang. Es war eine lange, dünne Linie, die da vor der massierten, breiten Front der Töter herjagte, und da die Soldaten mit äußerstem Tempo davonrannten, kamen die Töter ihnen nicht näher.
    Vanderling brachte seine Männer in Sicherheit. Die Spitze der Guerillalinien erreichte die Talmündung. Die Männer rannten in die Ebene hinaus und liefen dann in weitem Bogen durch eine andere Senke auf den Ostrand der Wälder zu, wo sie in Sicherheit waren. Jetzt stoben auch die Töter durch die Talmündung hinaus in die Ebene.
    Fraden hielt den Atem an. Würden sie die Guerillas verfolgen oder …?
    Doch dieses eine Mal gingen die Töter ganz auf Sicherheit. Hinter der Talmündung schwärmten sie nach beiden Seiten in die Ebene aus. Dort hielten sie an, und der Zug der Lastwagen bewegte sich hinter ihrem Rücken auf Sade zu.
    Nachdem das letzte Fahrzeug das Tal verlassen hatte, bildeten die Töter einen breiten, soliden Schutzschirm hinter der Lastwagenkolonne. So geschützt, jagten die Wagen mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung auf die Stadt davon.
    Benommen und schweigsam ließ Fraden das Boot tief über das Tal sinken. Die Talsohle war mit Leichen bedeckt, die meisten von ihnen waren Guerillas. Hier und da stand ein zerstörter Lastwagen.
    Er setzte zum Steigflug an und lenkte nach Westen, wo das Guerilla-Camp lag. Die Katastrophe war vollkommen. Die Freie Republik hatte zweitausend Tote zu beklagen … für nichts! Die Töterarmee würde Sade fast unversehrt erreichen und einen gewaltigen Vorrat an Nahrung mit sich bringen.
    „Tja, man kann nicht immer gewinnen …“ sagte Sophia matt. Sie wollte irgend etwas sagen, um das niederdrückende Schweigen zu brechen.
    Fraden seufzte. „Das bedeutet Ärger“, brummte er grimmig, „großen Ärger! Jetzt müssen wir Sade einer langen Belagerung aussetzen. Sie haben so viele Männer, daß sie den Palast in eine uneinnehmbare Festung verwandeln können, und sie haben genug Nahrung für Monate. Es wird ein Geduldspiel … Ich frage mich, ob wir uns darauf einlassen können. Können wir mit unserer Armee aus verdammten blutrünstigen Sangranern und irrsinnigen Herogynsüchtigen überhaupt länger durchhalten …?“
     
    Fünf verfluchte Wochen dauerte es jetzt schon, dachte Fraden, als er aus seiner Hütte trat, um das Lager zu inspizieren. Es gab sonst nichts Vernünftiges für ihn zu tun. Fünf Wochen Stillstand.
    Moro ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte achttausend Töter um sich im Palast geschart, und mit einer solchen Verteidigungsmacht war das verdammte Ding uneinnehmbar. Er hatte genügend Fleischtiere hinter den Mauern zusammengetrieben, um gemeinsam mit den verbleibenden paar tausend Brüdern drei, vier, ja fünf Monate auszuhalten. Dann gab es noch diesen Ärger mit Sade! Der verfluchte Moro wandte in Sade die Guerillataktik an. Er machte keinen Versuch, die Stadt zu halten, denn dieser Versuch würde Tausende von Tötern dort binden. Alles, was er aus Sade benötigte, waren die Sadianer selbst, um

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