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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Schlachtfeld herangekommen. Sie stieß auf die Herogynfreaks, die ihre Stellung im Gras aufgaben und gebückt zu Vanderling herüberliefen.
    „Halt, Feuer!“ brüllte Vanderling.
    Die Männer ließen sich auf die Knie sinken und feuerten eine Salve aus ihren Gewehren ab. Vanderling und seine zehn Herogyn-süchtigen hatten sich etwa hinter der Mitte des Halbkreises versammelt. Sie kauerten sich nieder und warteten.
    Die erste Salve traf die vom Kampf berauschten, achtlosen Töter fast völlig unvorbereitet. Eine große Zahl ging zu Boden; die anderen setzten sofort zu einem Sturmlauf gegen die Feuerlinie an.
    Einen kurzen Augenblick lang gab es Verwirrung, heftiges Gewehrfeuer und Tote. Die überlebenden Töter – es mochten noch neunzig oder hundert Mann sein – rannten vorwärts und feuerten im Laufen ihre Gewehre ab. Sie waren entschlossen, die Linie der Guerillas zu erreichen, um jeden Preis suchten sie den Nahkampf, in dem sie es auch mit einer überlegenen Anzahl von Gegnern aufnehmen konnten. Entlang der ganzen Guerillalinie fielen Männer auf den Boden, von den Kugeln der Töter umgerissen. Vanderling preßte sein Gesicht ins Gras, verbarg sich hinter einem Gefallenen …
    Aber die Töter stürmten genau durch das Zentrum eines wütenden, vernichtenden Kreuzfeuers. Zwanzig Meter waren sie noch entfernt, zwölf, zehn … Vanderling spähte über seine menschliche Deckung hinweg. Blutgetränkter Schaum triefte von den Lippen der Töter, doch sie fielen wie die Fliegen, nachdem sie in die Mitte des Halbkreises eingedrungen waren und von drei Seiten zugleich unter Feuer genommen wurden.
    Jetzt waren sie nur noch wenige Meter von den Guerillas entfernt, fünfzig von ihnen mochten noch am Leben sein. Sie warfen die Gewehre weg und rissen die Morgensterne heraus, schwangen sie hoch über den Köpfen und heulten wie Höllenhunde.
    „ JETZT !“ schrie Vanderling und erhob sich auf die Knie. Er riß den Abzug der Schnittpistole durch und schwenkte sie schnell in einem spitzen Winkel hin und her.
    Zu seinen beiden Seiten hatten sich die Herogynsüchtigen in Feuerstellung hingekniet und schossen aus nächster Nähe in die Reihe der Töter.
    In einem kurzen Augenblick war alles vorbei. Fünfzig schwarzgekleidete Männer stürmten heulend, Morgensterne schwingend vorwärts. Eine Sekunde später hatten sie sich in fünfzig kopflose Rümpfe verwandelt, die noch ein paar Schritte vorwärts strauchelten und dann zu Boden stürzten. Es sah so aus, als sei ein Schwärm wahnsinniger Truthähne gegen ein riesiges Messer gerannt.
    Vanderlings Hände krallten sich wie Klauen um die Schnittpistole, er schrie unartikuliert und feuerte weiter auf die Toten.
    Eine lange Minute verstrich, dann erhob er sich, der warme Adrenalinstoß hatte eine angenehme Mattigkeit zurückgelassen. Ungefähr zweihundert Soldaten der Volksarmee standen benommen wieder auf und stimmten Hurra-Rufe an. Viele Guerillas bewegten sich nicht mehr.
    In fünfzig Metern Entfernung bot sich ihnen ein Anblick, der das Schreckensbild vor ihren Füßen noch bei weitem übertraf. Eine riesige Halde aus Menschenleibern, aus zerfetzten, blutenden Rümpfen. Töter und Banditen lagen vereint in einem Meer gerinnenden Blutes.
    Vanderling grinste breit und zufrieden, als er das Ergebnis seines Plans vor Augen hatte. Alle Töter waren ausgelöscht. Auf die gleiche Weise verloren sie überall auf dem Planeten Tausende ihrer Männer. Bald, sehr bald, mußten sie den Schwanz einziehen und sich nach Sade davonmachen …
    Vanderling lachte. Und dann würde das größte Tontaubenschießen aller Zeiten beginnen …
    „Der Krieg als Zuschauersport“, sagte Sophia O’Hara. Sie betrachtete mißmutig den Bildschirm im Beiboot. „Was wird denen wohl noch alles einfallen? Jemand Erdnüsse? Programmheft gefällig? Ohne Programmheft kann ich die Guten nicht von den Bösen unterscheiden …“
    Der Bildschirm zeigte eine lange Lastwagenkolonne, die sich durch die weite Ebene bis zum Horizont erstreckte. Die Lastwagen waren mit Tötern beladen, und weitere Töter gingen zu Fuß neben den Fahrzeugen her. Sie trieben Fleischtiere und Gefangene vor sich her auf ihrem Weg nach Osten, nach Sade. Fraden kreiste mit dem Boot über dem gewaltigen Treck, hielt sich aber sorgfältig außerhalb der Gewehrreichweite.
    „Du mußtest ja nicht mitkommen …“ murmelte Fraden. Er wußte, daß das nur die halbe Wahrheit war. Es war ihm klar, daß sie es im Guerilla-Camp allein nicht aushielt, daß

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