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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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sie es ohne ihn nirgendwo auf dem Planeten länger als ein paar Stunden aushielt. Er mußte sich auch eingestehen, daß er sie an seiner Seite haben wollte, daß sie Zeuge seines Triumphes werden sollte.
    „Um nichts auf der Welt hätte ich das versäumen wollen“, sagte sie trocken. „Jede Frau sollte sich für den Beruf ihres Mannes interessieren. Wir wollen doch zusammenhalten, oder? Schon Graf Dracula sagt mit Recht: ‚Blut ist dicker als Wasser.’“
    Fraden stieß einen würgenden Laut aus, eine Mischung zwischen Stöhnen und Lachen. „Ich bin mir gar nicht so sicher, ob du das nur so dahingesagt hast“, sagte er.
    „Ich weiß es selbst nicht genau“, antwortete sie. „Dieser Planet scheint jedermann mit transsylvanischem Blut zu erfüllen. Den Kugelkopf zum Beispiel … ach, ich sollte ihn gar nicht erwähnen, wir haben gerade erst gegessen. Und du tauschst das Leben deiner Männer ein, als würdest du mit Murmeln spielen: sechs grüne gegen eine schwarze.
    Und ich … ich sitze hier oben und freue mich aufs Zusehen, ich will mir den langen Rückzug ansehen.“
    Fraden deutete auf den Bildschirm. Die Straße, die sich durch die Ebene wand, durch Dschungelwäldchen und um Hügel herum, war buchstäblich von einem Horizont bis zum anderen schwarz von Tötern und Lastwagen. In der Ferne stieg am westlichen Horizont eine Rauchfahne auf. Dort hatte eine der unzähligen Rebellengruppen den Konvoi angegriffen. Es war wirklich ein langer Rückzug für die Töter, und er würde viel länger werden, als sie erwartet hatten …
    „Da siehst du sie nun, Soph“, sagte Fraden, „die Früchte eines Jahres auf diesem lausigen Schlammkloß. Alle Töter auf dem Planeten in einem gewaltigen Zug, so marschieren sie mit eingekniffenen Schwänzen auf Sade zu. Es hat lange genug gedauert, bis Moro endlich Verstand angenommen hat. Wir haben mehr als hundert Anwesen angegriffen und mußten zwei- oder dreitausend Töter umbringen, bis endlich die Erkenntnis in seinen fetten Kopf gedrungen ist, daß er in ein paar Monaten keine Männer mehr übrig behalten wird, wenn er weiterhin versucht, die Landprovinzen zu halten.“
    Er hätte es nicht gern zugegeben, aber Fraden mußte einsehen, daß der Rückzug bedeutend besser geplant war, als er erwartet hatte. Statt zu versuchen, die im Land verstreuten Tötergruppen einzeln nach Sade zurückzurufen, hatte Moro es riskiert, eine starke Entsatztruppe zu schicken. Es waren mehr als fünfzehnhundert Männer auf tausend Lastwagen, die von Sade aus ins Land vorstießen, und sie waren so geschickt, daß sie die Töter rückwärts evakuierten. Das heißt, die Entsatztruppe nahm die Töter mit sich, denen sie von Sade aus zunächst begegnete, und benutzte sie als Verstärkung. So wurde die Truppe immer größer und schlagkräftiger, je weiter sie sich von Sade entfernte und ins Guerillagebiet vordrang. Als sie schließlich die entlegensten und verwundbarsten Töterstützpunkte erreichte, war die Streitmacht auf achttausend Mann angewachsen, war voll motorisiert und in einer offenen Feldschlacht nicht zu bezwingen.
    Es war ein gewagtes Spiel, denn die Töter mußten den langen Marsch zweimal unternehmen, hinaus ins Land und dann wieder zurück, aber Moro hatte offensichtlich erkannt, daß der Gewinn den hohen Einsatz wert war. Die Anzahl und Schlagkraft seiner beweglichen Truppe erlaubte es, daß diese große Mengen Getreide, Fleischtiere und Gefangene mit sich nach Sade nehmen konnte. Man würde über genügend Vorräte verfügen, um einer langen Belagerung standzuhalten, wenn es der Armee gelang, wohlbehalten nach Sade zurückzukehren.
    Und es sah so aus, als ob sie es wirklich schaffen würden. Seit einer Woche befand sich die Streitmacht nun auf dem Rückmarsch nach Sade. In zahllosen Überfällen hatte Willems Truppe ungefähr fünfhundert Töter töten können, doch es hatte sich keine Gelegenheit geboten, einen entscheidenden, vernichtenden Angriff vorzutragen.
    Aber nun, da die Marschsäule Sade fast erreicht hatte, gab es einmal eine Möglichkeit, den unendlichen Geleitzug vernichtend anzugreifen. Nur so ließ sich eine lange, Ungewisse Belagerung Sades noch vermeiden.
    Fraden beschleunigte das Boot bis zur Höchstgeschwindigkeit. Er flog nach Osten, bis die Silhouette der Stadt am Rand der weiten Ebene, auf der man Sade erbaut hatte, auftauchte. Unter dem Boot verlief die Straße durch ein langes, flaches Tal, bevor sie das offene Gelände der Ebene erreichte. Auf der ganzen

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