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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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stieß ihn gegen den senkrechten Balken, preßte die gespreizten Arme gegen den Querbalken, der andere erstieg inzwischen den Reisighaufen und begann mit der Kreuzigung. Der Mann schrie. Die Hölle brach los.
    Sofort rissen Hunderte von weiteren Tötern Fesseln ab und kreuzigten ihre Opfer. Irgendwo wurden einem Mann die Fesseln abgenommen, und er riß sich los, griff in seinen Lendenschurz, zog den Dolch hervor und stieß ihn, ohne zu zögern, in das Herz des verdutzten Töters. Mit dem Morgenstern des Toten erschlug er den anderen Peiniger. Der Gefangene nahm den Hammer in die andere Hand und griff mit Hammer und Morgenstern die Töter am nächsten Gestell an. Eine Unzahl von Sangranen hing schreiend an den Balken, aber viele andere hatten sich losgerissen. Sie erstachen ihre Folterknechte, befreiten andere Männer, ergriffen die Waffen der Gefallenen und schlugen blind nach allen Richtungen.
    Aus dem organisierten Gemetzel wurde ein brodelndes Chaos. Die zahlenmäßig unterlegenen Töter rissen die Morgensterne heraus, erschlugen die noch gefesselten Sangraner und kämpften gegen Männer, die sie mit Messern und erbeuteten Morgensternen bedrängten. Die Kessel fielen um und ergrossen siedendes Öl auf Töter und Tiere, Gestelle mit Gekreuzigten stürzten zu Boden. In der Arena tobte ein wilder, wirrer, erbitterter Nahkampf.
    Es entstand ein Knäuel aus Körpern, Waffen und kochendem Öl. Tausende von Einzelkämpfen erstreckten sich über die gesamte Arena.
    In den Rängen heulten die Tiere vor Vergnügen, die Brüder starrten in stillem Schrecken mit geweiteten Augen hinab, und die Töter …
    Die Töter in Uniform und in Verkleidung sprangen gleichzeitig auf die Füße, die Gewehre in der Hand, ihren Kriegsruf auf den geifernden Lippen. Die zwei großen Gruppen von schwarzgekleideten und halbnackten Tötern standen um den Pavillon herum und schrien. Dann hörte Fraden einen einzelnen Gewehrschuß.
    Sofort blitzte auf der anderen Seite des Stadions tausendfaches Mündungsfeuer auf. Einen Atemzug später drang der ohrenbetäubende Lärm der ersten Salve an Fradens Ohr. Dann jagten die Töter Salve um Salve in das tobende Chaos auf dem Kampfplatz.
    Unten wurden unzählige Körper, Töter und Tiere gleichermaßen, von den Füßen gerissen. Eine große Staubwolke stieg auf, als der Geschoßhagel in die festgestampfte Erde des Arenabodens schlug. Die Luft war von den Holzsplittern erfüllt, die unzählige fehlgehende Kugeln aus den Holzgestellen fetzten.
    Die Töter feuerten unentwegt. Das Gewehrfeuer wurde zu einem fortwährenden, erderschütternden Donner. Beißender Pulverdampf schwebte über der gegenüberliegenden Seite des Stadions. Salve um Salve traf die Männer in der Arena, ein Wolkenbruch des Todes, ein Gewitter aus Blei. Töter und Tiere hatten aufgehört, sich zu bekämpfen; sie liefen wild durcheinander und suchten Deckung hinter den verkrümmten Körpern, die überall zu Boden stürzten …
    Fraden sah, wie Moro hinter den Pulverschwaden etwas in sein Megaphon brüllte. Aber er hatte die Töter nicht mehr unter Kontrolle. Niemand konnte sie mehr beherrschen und sie daran hindern …
    Jetzt sah Fraden, was Moro vorhatte. Er konnte die Töter nicht stoppen, aber er konnte versuchen, ihre Raserei zu lenken. Jener Teil der Töter, der dem Pavillon am nächsten war, richtete die Gewehre auf Fraden …
    Er packte Sophia und zog sie unter sich. Sie verschwanden hinter dem Schirm der Herogynsüchtigen und rollten gemeinsam unter eine Bank.
    Er sah, wie Vanderling sich ebenfalls auf den Boden warf und unter eine Bank kroch. Die nutzlose Schnittpistole hielt er fest umklammert.
    Kugeln pfiffen über ihre Köpfe, klatschten auf die Betonkonstruktion des Stadions und schlugen in die Körper der stehenden Herogynfreaks ein, von denen schon etliche am Boden lagen. Doch die anderen erwiderten verzweifelt das Feuer …
    Moro hatte seine Karte ausgespielt. Während der größte Teil seiner Töter immer noch wie rasend in die Arena feuerte, hatte er es doch erreicht, daß eine Vielzahl der Uniformierten ihr Feuer jetzt auf die Herogynsüchtigen richtete.
    Fraden tauschte einen Blick mit Vanderling, der neben ihm auf dem Boden lag.
    „Jetzt muß es doch passieren“, murmelte Vanderling, „jetzt muß es soweit sein …“ Eine Kugel prallte wenige Zentimeter von seinem Kopf pfeifend vom Boden ab, und hinter ihnen schrie ein Herogynsüchtiger auf, als ihn der Querschläger traf. Wo, zum Teufel, stecken unsere Männer,

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