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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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fragte sich Fraden. Wie lange kann …?
    Ein gewaltiges Dröhnen war zu hören, ein Laut, der selbst das heftige Gewehrfeuer übertönte. Die Richtung des Feuers schien sich zu ändern: Es pfiffen ihnen keine Kugeln mehr über den Kopf, vielmehr schien sich das Feuer jetzt auf eine Stelle direkt unter ihnen zu konzentrieren. Die Freaks um sie herum fielen nicht mehr in Mengen zu Boden. Sie schrien, riefen „Hurra!“.
    Vorsichtig richtete Fraden sich auf und sah hinab in die Arena.
    Das große Arenator hing zerschmettert in den Angeln. Unterhalb ihrer Bank stürmte eine dichtgedrängte Masse von Männern, Soldaten der Volksarmee in grünen Lendenschurzen und Stirnbändern, in die Arena. Beim Laufen feuerten sie ihre Gewehre ab. Wie eine unaufhaltsame Flut überschwemmten sie die festgestampfte Erde und strömten auf den Pavillon zu. Die Balkengestelle brachen Reihe um Reihe unter dem Gewicht ihrer Körper zu Boden, Töter und Tiere trieben sie vor sich her auf die gegenüberliegende Seite des Kampfplatzes.
    Und der Strom nahm kein Ende.
    Ihre dichtgedrängte Fleischmasse quetschte sich durch das Tor, und bald war die eine Hälfte des Arenabodens nicht mehr zu sehen. Und es kamen noch mehr, immer mehr, mehr, mehr. Zwanzigtausend Mann standen schließlich dichtgedrängt in der Kampfbahn und feuerten eine Wand aus Blei nach der anderen auf die Reihen der Töter ab.
    Die Tiere hatten wieder einen schrillen, wilden Sprechchor angestimmt, doch diesmal war es ein neuer Klang, es war ihr Ruf: „ BART ! BART ! BART ! BART !“
    Die Töter auf den Rängen standen immer noch. Während die Kugeln in sie hineinfetzten, jagten sie eine Salve nach der anderen in die Arena. Die vordersten Guerillas, mehr als tausend Mann, gingen zu Boden. Aber die anderen feuerten weiter. Das war keine Schlacht, das war das gegenseitige Abschlachten zweier dichtgedrängter Massen, der Töter und der Guerillas, die aus nächster Nähe aufeinander feuerten. Niemand suchte Deckung, sie zermalmten einander in endlosen Salven. Doch über den Ausgang konnte nie ein Zweifel bestehen. Töter und Guerillas gingen zu Tausenden zu Boden, doch für jeden Guerilla, der fiel, drängten drei neue durch das Arenator, in einem nie versiegenden Strom.
    Der Pavillon wurde von wahnwitziger Panik erfaßt, als Tausende von Brüdern, Sklaven und Frauen gleichzeitig auf den einzigen Ausgang zurannten. Unter dem Baldachin wand sich eine schwellende, tretende, krallende Masse schreiender, erschreckter Menschen. Um den verstopften Ausgang tobte ein gnadenloser Kampf, denn dort hatte sich ein erstickter, unentwirrbar verschlungener Menschenknäuel gebildet, der den Untergang der Bruderschaft des Schmerzes besiegelte.
    Denn es war den Herogynsüchtigen unter den Guerillas gelungen, trotz des vernichtenden Feuers der Töter ihre Männer unter Kontrolle zu halten, und jetzt eröffneten Hunderte, ja Tausende von Männern das Feuer auf den Pavillon.
    In jedem Augenblick wurden Hunderte von Guerillas getroffen und gingen zu Boden, doch immer noch drängten weitere in die Arena, und diese riesige, dichtgedrängte Menschenmenge richtete die Gewehre auf den Pavillon – ja, jetzt feuerten alle nur noch dorthin.
    Mit Überschallgeschwindigkeit jagten die schrecklichen, bleiernen Fäuste ohne Unterschied in Fleisch, Holz und Beton. In der Luft war ein Wirbel aus Beton- und Holzsplittern, Knochenfragmenten, Blut und Fleischstücken. Nach wenigen Sekunden hatte sich der Pavillon in eine Halde aus zerschmetterten Körpern, zertrümmerten Tischen und Tonscherben verwandelt. Selbst als der endlose Regen der Geschosse die Brüder und ihre Gefolgschaft in Stücke riß, bekämpften sich diese noch gegenseitig. Sie metzelten einander im sinnlosen Kampf um den verstopften Ausgang nieder. Die Bruderschaft starb so, wie sie gelebt hatte: als eine blindwütige, mörderische Horde menschlicher Bestien.
    In wenigen Augenblicken war alles vorbei. Der Pavillon hatte sich in eine riesige Kloake verwandelt, in einen Abfallhaufen zerfleischter Körper, zersprungenen Betons und zersplitterter Möbel. Alles war mit einer dicken, gerinnenden Patina aus dunkelrotem Blut bedeckt.
    Fraden schluckte, als er erkannte, daß es vorbei war. Alle Brüder waren tot; nun gehörte der Planet ihm.
    Dann sah er eine Gestalt, eine einzelne, fette Gestalt, die sich in dem Pavillon bewegte; wie ein Krebs schob sie sich auf dem Bauch von einer zerfetzten Leiche zur nächsten.
    Es war Moro.
    Sein Gesicht war nur noch eine

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