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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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gestoßen. Wieder brachten die Töter neue – Opfer; es nahm kein Ende …
    Das Schlachtfest konnte beginnen.
    Tiefes Schweigen herrschte im Stadion, während die Töter die zweitausend gefesselten, halbnackten Männer aus den Verliesen unter dem Stadion hinaus in die staubige Arena führten. Sie verteilten sie in dem Wald der aufgerichteten Gestelle, ein Mann für jedes T. Auf vier Gestelle kam je ein Töter mit Gewehr und Morgenstern. Die Opfer, denen man die Hände auf den Rücken gefesselt hatte und die noch immer die nutzlosen Messer unter dem Lendenschurz trugen, sahen zu den Rängen hinauf. Sie sahen die schweigend wartenden Tiere, die Töter mit den schaumroten Mündern und die Brüder im Pavillon, die selbstvergessen menschliches Fleisch verzehrten, Wein aus Tonkrügen verschütteten und hinab auf die Opfer starrten. Sie grinsten mit blutunterlaufenen Augen.
    Die gefesselten Männer sahen zu Fraden hinauf, bittend. Sie warteten auf ein Zeichen, das ihnen die versprochene Befreiung bringen sollte. Fraden ertrug ihre Blicke nicht. Der Zeitplan bot keine Möglichkeit, das Leben dieser Männer zu retten. Inzwischen müßte die Volksarmee mit dem Sturm auf den Palast begonnen haben, aber bis sie das Stadion erreichte …
    Die Töter in der Arena ergriffen die schweren Hämmer und hoben sie über die Köpfe zu einem grotesken Gruß. Moro hielt das Megaphon an die Lippen.
    „Gebt den Schmerz, empfangt das Vergnügen!“ schrie Moro. „Gebt den Tod, empfangt das Leben! Im Namen der Bruderschaft des Schmerzes und der natürlichen Ordnung: Die Zeremonien sollen beginnen. Alle sollen teilhaben an dem Genuß, Schmerzen zu bereiten … Töten! Töten! Töten!“
    Das lastende Schweigen zerriß unter dem Schrei von zwanzigtausend Kehlen, als Tiere, Brüder und Töter gemeinsam antworteten: „ TÖTEN ! TÖTEN ! TÖTEN !“
    Der Sprechchor steigerte sein Tempo, er geriet aus dem Rhythmus und wurde zu einem endlosen, sinnlosen, wortlosen Pulsieren, das dem Klang einer Sirene glich: „ TÖTENTÖTENTÖTENTÖTENTÖTEN !“
    Fraden hatte einen Arm um Sophias Hüften gelegt. Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er verbannte alle Gefühle und befahl sich, zu einem emotionslos kalkulierenden Automaten zu werden. Neben ihm starrte Vanderling in die Arena hinab, seine Lippen zuckten stumm, tonlos formten sie immer wieder das Wort „Töten!“.
    Fraden stieß Vanderling heftig mit dem Ellenbogen in die Seite. „Reiß dich los!“ brüllte er ihm ins Ohr. „Es ist soweit, bring die verdammten Freaks in Stellung!“
    Vanderling schreckte auf. Er schüttelte den Kopf und wirkte wie ein Mann, der aus einem Traum erwacht. Er brüllte den Herogynsüchtigen seine Befehle zu. Die Freaks sprangen auf die Beine und hoben die Gewehre. Sie bildeten einen festen Schild aus Leibern und Gewehren um sie herum.
    Fraden zwang sich dazu, die Lage kühl abzuschätzen. Jetzt mußte die Armee den Palastbezirk erreicht haben. Vielleicht hatte sie das Tor schon gestürmt? Es war unmöglich, in diesem unaufhörlichen, durchdringenden Gebrüll etwas zu hören.
    Er reckte den Hals, um über den menschlichen Schutzwall vor ihm hinwegzusehen. Er ließ Sophia los und stieg auf die Bank. Jetzt konnte er die Arena wieder einsehen. Töter und Opfer verharrten gleichermaßen reglos, wie gebannt. Die Töter rührten sich nicht, sie lauschten ihrem Kriegsruf, der aus zwanzigtausend Kehlen drang. Die gefesselten Männer schauten zu den dichtbesetzten Bänken hinauf, auf denen die Menschen nach ihrem Blut schrien. Ihre Gesichter waren weiß vor Angst und ihre Augen vor Schrecken und Furcht so groß wie Untertassen.
    Ungewollt wurde Fraden von einer Selbstverwünschung geschüttelt. Denn diese Männer konnten nicht gerettet werden, und er hatte es so geplant. Das Gemetzel an ihnen sollte die Töter beschäftigen, während die Guerillas hereinstürmten. Dann würde die Panik einsetzen, auf die Bart Fraden, die Rechenmaschine, hoffte. Fraden, der Mensch, war angeekelt. Beide beobachteten und warteten ab.
    Er brauchte nicht lange zu warten.
    Plötzlich, wie auf ein Zeichen, griff sich jeder der Töter ein Opfer und zog es zu einem Gestell. Die Töter mit den Hämmern nahmen eine Handvoll Nägel von den Haufen bei den Feuern auf und liefen dann zu den Gestellen, wo ein anderer Töter mit einem sich windenden, gefesselten Opfer wartete. Etwa in der Mitte des Balkenwaldes gingen zwei Töter als erste an ihr grausiges Werk. Einer riß dem Gefesselten die Stricke herunter und

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