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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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nun einmal nicht. Die Sangraner haben keine Radios, sie haben keine Fernseher, und die meisten von ihnen können noch nicht einmal lesen. Alles muß sich von Mund zu Mund herumsprechen. Die Gerüchteküche arbeitet sehr gut, aber sie kann eben nur Geschichten verbreiten. Die beste Propaganda aber ist eine Propaganda, die etwas zeigt. Darum habe ich die Sache so aufgebaut. Wenn ein paar tausend Sangraner dabei zusehen, wie die Volksarmee vor ihren Augen tausend Töter vernichtet, dann wird bald der ganze Planet die Botschaft vernommen haben: Die Volksarmee kann die Töter vernichten.“
    „Warum kannst du nicht einfach die Töter töten lassen und die Geschichte davon dann über die Gerüchteküche verbreiten, anstatt das Ganze in ein öffentliches Schauspiel zu verwandeln?“ fragte Sophia mißtrauisch.
    „Weil die größte Waffe der Töter ihr Mythos ist“, erwiderte Fraden. „Seit drei Jahrhunderten sind sie zu einer Legende der Furcht und der Unbesiegbarkeit geworden. Diese Legende muß für die Sangraner zerstört werden, dann wird der ganze Planet auch bald die sogenannte ‚natürliche Ordnung’ in Frage stellen. Eine Legende zerstört man nicht, indem man den Leuten erzählt, daß es sich dabei um eine Lüge handelt. Man muß es ihnen zeigen, man muß ihnen eine Gegenlegende bieten. Darum geht es in der Propaganda. Und wenn du kein Massenmedium zur Verfügung hast, nun, dann muß es eben eine Live-Show sein.“
    Sophia zuckte mit den Schultern. „Wer weiß“, sagte sie, „wenn Nero ein gutes Buch über Werbestrategien gelesen hätte, dann würden wir vielleicht heute alle Lateinisch sprechen.“
     
    Das Dreiertal war eine Landschaftsformation, die von vier Bergkämmen beherrscht wurde, die etwa parallel verliefen. So waren drei Längstäler entstanden, die alle in west-östlicher Richtung verliefen. Bart Fraden stand auf dem südlichen der beiden inneren Kämme und sah in das schmale Tal hinab. In den beiden äußeren Trögen des Dreiertals flossen kleinere Bäche, und daher waren sie auf ihren Sohlen mit dichtem Unterholz und Dschungel bedeckt, aber das mittlere Tal war trockener. Nur vereinzelt sah man Buschgruppen und Büschel hohen Grases. Gar nicht fern im Osten flohen ein paar hundert Guerillas vor den tausend Tötern, die alles waren, was von der Invasionstruppe noch übriggeblieben war. Die Guerillas bewegten sich mit gemäßigter Geschwindigkeit nach Westen und achteten darauf, daß die Töter nie ihre Spur verloren. Ihre Aufgabe war es, die Töter in das mittlere Tal zu führen, wo es für sie praktisch keine Deckung gab.
    Fraden schaute sich um und betrachtete den verborgenen Hang, der hinter ihm lag. Tausend Guerillas warteten dort, vor allen Blicken geschützt. Tausend weitere Rebellen warteten hinter dem verborgenen Hang auf der gegenüberliegenden Seite. Alles, was Fraden von diesem Teil seiner Soldaten sehen konnte, war Willem.
    Hinter den Truppen, am Grund der Hänge und auf den waldbedeckten Talsohlen hatten sich den ganzen Tag über Sangraner versammelt: Männer, Frauen und sogar Kinder. Es waren Tausende. Auf seinem Weg hinauf zum Kamm war Fraden durch sie hindurchgegangen, und er hatte die Atmosphäre gespürt, die aus einer seltsamen Mischung von Erwartung und Mißtrauen bestand. Offensichtlich waren sie begierig darauf mitzuerleben, wie die Töter vernichtet wurden, aber es war auch klar, daß sie große Zweifel hatten, was den Ausgang der Schlacht betraf.
    Fraden konnte ihr Mißtrauen verstehen. Endlich wurde den Tötern die entscheidende Schlacht geboten, die sie so lange gesucht hatten. Tausend Töter standen gegen zweitausend Rebellen; und unter allen nur annähernd normalen Umständen bedeutete das, daß die Chancen für die Töter deutlich besser standen.
    Aber die Umstände waren eben nicht normal. Vom langen Hungern waren die Töter stark geschwächt. Wahrscheinlich hatte jeder Mann nur noch ein paar Schuß Munition zur Verfügung. Und sie wurden in eine gewaltige Falle gelockt. Sobald die Gruppe, die als Lockvögel für die Töter diente, diese in das Tal hineingeführt hatte, würden auf jeder Seite tausend Mann über den Kamm marschieren und den Hang hinab vorrücken. Dabei würden sie unentwegt feuern und die Töter in ein vernichtendes Kreuzfeuer nehmen. Bevor es zu einem Nahkampf mit den Guerillas kam, würde die Zahl der Töter gründlich dezimiert sein. Dann würde es dem Feind auch nicht mehr helfen, daß er sich auf den Nahkampf außerordentlich gut

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