Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
der feindlichen Galeere. »Dieser Patrikios ist ein Teufelskerl ganz nach meinem Geschmack!«, rief Maurice begeistert, als sie begriffen, was der Zypriote vorhatte. Leonides Dukas warf das Steuer nun wieder herum, noch bevor der Kapitän ihm den Befehl dazu erteilt hatte. Und während die Ruder an Backbord wieder ins Wasser tauchten, hoben die Männer auf der gegenüberliegenden Seite ihre Riemen in die Luft. Der Kapitän der Mameluckengaleere erkannte die Gefahr, die sei nem Schiff drohte. Doch ihm blieb nicht mehr genug Zeit, ihr noch frühzeitig genug auszuweichen. Zu schnell schossen die beiden Galeeren aufeinander zu. Und dann bohrte sich auch schon der Bug der Calatrava in die Doppelreihen der Riemen an Steuerbord und rasierte sie unter dem Jubel der zyprischen Besatzung ab wie eine Streitaxt, die ein Spalier aus Reisig in Kleinholz verwandelte. Die Bordwände der Galeeren krachten gegeneinander und schrammten aneinander vorbei. Von beiden Seiten flogen Lanzen und bohrten sich in die Leiber des Feindes. Im nächsten Moment lösten sich die beiden Schiffe auch schon wieder voneinander und das Mamelucken schiff trieb vorerst manövrierunfähig in der See. Aber wenn sie dem Feind damit auch einen bösen Schlag versetzt hatten, so half ihnen das doch nicht, ihrem Schicksal zu entkommen. Die Befehlshaber der Dschullanar und der zweiten Begleitgaleere waren nun auf der Hut und ließen sich Zeit, ihre Beute zu stellen. Dass keine Brandpfeile flogen und die Triere auch keinen Ver such unternahm, der Calatrava ihren Rammsporn mittschiffs in den Rumpf zu bohren, war ein klarer Hinweis darauf, dass der Emir die Handelsgaleere mit ihrer Fracht ohne große Beschädi gungen in seine Gewalt bringen wollte. Und schließlich kam der unabwendbare Augenblick, als ihre aus sichtslose Flucht ein Ende fand und die Mameluckenschiffe die Calatrava von beiden Seiten angriffen. Nun gingen bei ihnen die Riemen zu Bruch, als links und rechts ein Schiffsbug durch die Reihen schnitt. Sekunden später flogen zu beiden Seiten die En terhaken und krallten sich hinter den Bordwänden fest. Und un ter wildem, siegesgewissem Gebrüll fielen die Mamelukenkrieger über Besatzung und Passagiere der zyprischen Galeere her. Obwohl die Sklaven und Galeerensträflinge, von ihren Ketten befreit, jetzt auch zu den bereitliegenden Waffen griffen und große Tapferkeit zeigten, war der Kampf gegen die feindliche Übermacht wie erwartet grausam und kurz. Wer es wagte, sich den Kriegern des Emirs in den Weg zu stellen, wurde von den Mame lucken erbarmungslos niedergemetzelt. Das Oberdeck der Calat rava schwamm innerhalb weniger Minuten im Blut der Toten und Verwundeten. Viele der männlichen Passagiere, die sich bewaffnet und ent schlossen gezeigt hatten, ihre Familien bis zum letzten Atemzug vor Schändung und Gefangenschaft zu bewahren, wurden angesichts des fürchterlichen Gemetzels schnell anderen Sinnes. Nackte Todesangst überwältigte sie. Sie stellten fest, dass sie doch viel mehr am Leben hingen, als sie geglaubt hatten. Und so warfen sie die Waffen von sich, fielen auf die Planken und bettelten um Gnade. Der Großteil der Seeleute und der Galeerensklaven bewahrte sich seinen Kampfgeist etwas länger. Nikos Patrikios hatte daran einen wesentlichen Anteil, stellte er sich der hereinbrechenden Flut von Feinden doch unerschrocken und todesmutig entgegen. Er wollte lieber sterben, als für den Rest seines Lebens das Elend der Gefangenschaft ertragen. Sein Schwert fällte so manchen Muslim. Doch dann fiel auch er unter den Klingen des Feindes. Und mit seinem Tod erlosch bei vielen Seeleuten der Widerstand. Sie ergaben sich, auch wenn sie wussten, dass sie sich damit dem Schrecken der Sklaverei auslieferten. Bald verteidigte nur noch eine kleine Gruppe von sieben überragenden Schwertkämpfern, die sich mit Schilden bewehrt hatten und zu denen die vier Gralshüter zählten, das erhöhte Achterschiff. Jede Welle von Feinden, die das Kastell über die Treppe zu stürmen und ihren Widerstand zu brechen versuchte, wurde blutig zurückgeschlagen. Dass die Bogenschützen nicht mehr in den Kampf eingriffen, nachdem der Sieg den Muslimen nicht mehr zu nehmen war, ließ die Vermutung zu, dass der Emir möglichst viele Gefangene ma chen wollte, um sie auf dem Sklavenmarkt verkaufen zu können. Indessen hatte Turan el-Shawar Sabuni in Begleitung seiner bis an die Zähne bewaffneten Leibwache das Deck der Calatrava be treten. Der Emir, ein Mann von athletischem
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