Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Körperbau mit breiten Schultern und breiter Brust, aber schon zu Dickleibigkeit neigend, trug zu seinem Schutz ein versilbertes Kettenhemd über seinem Gewand. Auf einen Helm hatte er verzichtet, war das Gefecht doch schon so gut wie entschieden. Der weiße Turban, der seinen Rang als Emir bekundete, schmückte seinen Kopf. Unter dem Turban lag ein narbenreiches Gesicht mit dunklen Augen unter dichten Brauen, groben Zügen, einem großen Mund und einer unnatürlich gekrümmten Nase, die wohl im Kampf zertrümmert worden und schlecht zusammengewachsen war. Das kräftige Kinn verbarg ein schwarz gefärbter Bart. Eine Furcht einflößende Strenge ging von dieser Gestalt aus. Und während er zu beiden Seiten gut gesichert von seiner Leibgarde über das Deck schritt, schwang er einen kostbaren Krummsäbel. Mit sichtlichem Vergnügen an seinem grausamen Tun ließ er seine Klinge auf jeden Schwerverwundeten niedersausen, der vor ihm in seinem Blut auf den Planken lag. So manchem trennte er mit einem Schlag den Kopf vom Rumpf. Das Wimmern, Wehklagen und Weinen der Frauen und Kinder, die sich im tiefer gelegenen Mittelgang der Ruderbänke zusammendrängten, schien sein Vergnügen noch zu steigern.
Schließlich kam er zu Leonides Dukas, der seine Waffe von sich geworfen hatte, als Nikos Patrikios tödlich getroffen worden war. Der Steuermann blutete nur leicht aus einer Schulterwunde. Als er den Emir mit dem bluttriefenden Krummsäbel auf sich zukommen sah, sprang er schnell auf die Beine, streckte die Hände in den Himmel und rief in panischer Todesangst: »Verschont mein Leben, hochwürdiger Emir! Habt Gnade! . . . Ich kann Euch von großem Nutzen sein!« Zwei der Leibwachen packten den Steuermann und zerrten ihn zu ihrem Herrn. »Auf die Knie, du stinkender Christenhund!« Leonides Dukas fiel vor Turan El-Shawar Sabuni auf die Knie und spürte im nächsten Moment die Klinge des Emirs an seiner Kehle. »Lasst mich leben, und ich sage Euch, was Euch zu wirklich reicher Beute verhilft!«, wimmerte er. »Wie willst du, ein räudiger Ungläubiger, mir von Nutzen sein?«, herrschte der Emir ihn an, der wie viele seines Ranges die Sprache des Feindes gut beherrschte. »Gewiss habt Ihr gehofft, noch früh genug nach Akkon zu kommen und dort reiche Beute zu machen!«, stieß der Steuermann hervor. »Aber Ihr kommt zu spät. Akkon ist schon gestern gefallen und wird längst vom Heer Eures Sultans geplündert. Wenn Ihr morgen dort eintrefft, wird es für Euch nicht mehr viel zu holen geben, Herr! Aber es befinden sich hier an Bord Ritter von edler Geburt und großer Wichtigkeit für ihren Orden, für die ihr bestimmt ein großes Lösegeld herauspressen könnt!« »Für tote Ritter zahlt keiner auch nur einen lumpigen Dinar!«, blaffte der Emir verächtlich. »Und mit diesem törichten Einfall glaubst du, dein Leben retten zu können? Fahr zur Hölle, du wimmerndes Stück Dreck!« Und er hob den Säbel zum Schlag. »Wartet, großer Emir! Lasst mich ausreden!«, schrie Leonides Du kas schrill und mit sich überschlagender Stimme. »Ich meine die vier Tempelritter dort auf dem Achterschiff! Ich weiß, dass sie von ihrem Orden in wichtiger Mission nach Zypern geschickt wurden. Unser Schiff musste extra auf sie warten und der Kapitän hat dafür eine enorme Summe in Gold erhalten.« »Mag sein, dass sie lebend eine Menge Gold wert sind«, räumte Turan el-Shawar Sabuni mürrisch ein. »Aber im Gegensatz zu feigen Hunden wie dir kämpfen Tempelritter bis zum Letzten und legen nicht einmal im Angesicht des sicheren Todes die Waffen nieder. Oder hast du vielleicht keine Augen im Kopf?« »Diese vier da werden aber aufgeben, wenn Ihr es nur geschickt anstellt! Ihr braucht Euch bloß der Frauen zu bedienen, am besten der drei Granvilles dort, für die doch die vier Templer so viel übrig haben! Besonders der Franzose namens Maurice von Montfontaine«, sprudelte der Steuermann eilfertig hervor, deutete dabei auf den Kaufmann mit seinen Töchtern und berichtete dem Emir, wie er sie unbedingt vor dem Ertrinken hatte retten müssen und dass sich die vier Templer auch sonst sehr um sie gekümmert hatten. Nun zeigte sich ein bösartiges Lächeln auf dem Gesicht des Emirs. »Du scheinst mir wirklich von Nutzen zu sein, Steuermann«, sagte er, während seine Leibwachen auf seinen Wink hin schon die Granvilles packten und zu ihm brachten. Dann befahl er seinen Kriegern, sich vom Achterkastell zurückzuziehen. »Was hat das zu bedeuten?«, stieß
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