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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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gegenseitig beistehen konnten. Nachdem sie Freundschaft geschlossen hatten, war es gut, in diesem bevorstehenden Gefecht so nah beieinander zu sein. Denn der Platz, der einem Ritter von seinem Kommandeur in der Schlachtordnung zugewiesen wurde, durfte unter keinen Umständen verlassen werden. Auf diesem ehernen Gesetz der geschlossenen Formation beruhte ein gut Teil der gefürchteten Durchschlagskraft der berittenen Ordensritter wie auch der sie begleitenden leichten Reiterei und Fußtruppen. Gerolt sah, dass Tarik leise mit einem hünenhaften Templer an seiner Seite redete, der das wüste Aussehen eines Wikingerkriegers besaß. Dieser Ritter mit der Gestalt eines Bären, dessen Alter er auf Ende zwanzig schätzte, trug über dem rechten Auge eine verbeulte Eisenkappe. Sie wurde von einem breiten, mit silbrigen Fäden durchwirkten Lederriemen an ihrem Platz gehalten. Eine weißliche Narbe zog sich von der rechten Stirn quer über die Nase und bis zum kantigen Kinn hinunter. Die vordere Hälfte seines Schädels, der mit seinen Narben viel Ähnlichkeit mit einer von Beilhieben zerkratzten Eisenkugel besaß, war völlig kahl geschoren. Und das rötliche, strohdicke Haar der hinteren Kopfhälfte war im wulstigen Nacken zu einem gerade mal handlangen Zopf zusammengeflochten. Dieser wirkte durch die dichte Umwicklung mit einem schmalen Lederband, das wie der Riemen der Augenklappe gleichfalls von einem Geflecht silbriger Fäden durchzogen wurde, wie ein metallener Sporn, der ihm aus dem Hinterkopf ragte. Der Helm, den er unter dem Arm geklemmt hielt, hatte bis auf den breiten Nasenschutz ein offenes Gesichtsfeld und wies auf der Hinterseite eine Aussparung für den kurzen Zopfstummel auf.
    Gerolt wunderte sich, dass dem merkwürdigen, einäugigen Templer diese Eigenmächtigkeit mit dem Zopf von den Ordens oberen erlaubt wurde, nahm man es mit der Einhaltung der stren gen Regeln doch sonst sehr genau. »Weißt du, wer das ist, mit dem Tarik da gerade spricht?«, fragte er an Maurice gewandt und mit gedämpfter Stimme. Maurice folgte seinem Blick und lachte leise auf. »Der Kerl sieht zum Fürchten aus, nicht wahr? Auf den trifft unser Templerwahl spruch zu, als wäre er für ihn gemacht: Wild wie die Löwen gegen über unseren Feinden und sanft wie die Lämmer zu unseren Freunden!
    Wenn ich mich recht erinnere, ist sein Name McIvor von Conneleagh. Ein Schotte aus dem nördlichen Hochland, der weder Tod noch Teufel fürchtet. Es heißt, dass keiner den Bidenhänder so vernichtend zu führen versteht wie er.« Nun bemerkte Gerolt auch das mächtige überlange und ungewöhnlich breite Schwert, das auf der linken Seite vom Sattel des Schotten hing und nur für Ritter gemacht war, die die Kraft besaßen, eine solch fürchterliche Waffe mit beiden Händen ausdauernd zu schwingen. Das leise Gemurmel in den Reihen der Ordensbrüder erstarb und wich angespanntem Schweigen, als sich der Großmeister in seinen Sattel schwang und noch einmal das Wort an seine Truppen richtete. »Meine Herren Ritter, Sergeanten und Turkopolen!«, rief er ihnen feierlich zu. »Wieder einmal steht unserem Orden eine Stunde der Bewährung im Kampf bevor und ich hege die unerschütterliche Überzeugung, dass wir sie mit der unvergleichlichen Entschlossenheit und Bravour bestehen werden, die uns auszeichnet und die unserem Ruf entspricht! Ich will nicht viele Worte machen, Brüder! Wir alle wissen, wie ernst die Lage ist und wie viel von dem Ausfall abhängt, den wir gleich gegen das Heerlager von Hamah unternehmen werden, und zwar nicht nur für die Zukunft Akkons, sondern für die gesamte Christenheit!« Mit ernsten, entschlossenen Gesichtern schauten die Männer zu ihm auf. Es gab nicht einen Ritter in ihren Reihen, der nicht darauf brannte, den Kampf endlich zu den Mamelucken zu tragen. Vergessen waren Groll und Unverständnis darüber, dass sich die miteinander zerstrittenen Großmeister der beiden anderen Ritterorden nicht dazu bereit gefunden hatten, ihrerseits zur selben Zeit mit ihnen oder an anderer Stelle einen Angriff zu wagen. Aber Tempelritter warteten nicht darauf, dass andere für sie den Weg zum Sieg ebneten. Vielmehr waren sie es, die sich nicht scheuten, immer wieder das scheinbar Unmögliche zu wagen und dafür notfalls auch ihr Leben zu lassen. »Allen ist bekannt«, fuhr Guillaume von Beaujeau nun fort, »dass der Sultan einen Großteil der Wurfmaschinen, die für Akkons Befestigungen am gefährlichsten sind, in das Lager seiner

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