Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Vereinigung mit Gott über den Weg eines reinen, nur von Liebe erfüllten Herzens war ihr Ziel und sie brachten es darin zu einer hohen Kunst, die der Kunst großer christlicher Mystiker in nichts nachstand.
Auch Tarik stimmte ihm darin zu. »Ja, wir sollten uns unserer Tu genden als Ritter besinnen und den Kampf zu ihnen bringen, statt auf ihre Angriffe zu warten! Und wenn die anderen Orden nicht dazu bereit sind, dann sollten wir Templer ihnen zeigen, was Mut und Todesverachtung im Anblick eines übermächtigen Feindes sind!« Als die drei Ritter wenig später die Weinschenke des Griechen verließen und sich bedrückt auf den Rückweg zur Zitadelle am in neren Wall machten, waren sie Freunde geworden. Keiner beach tete die beiden blinden Turkopolen, die ihnen mit einigem Ab stand folgten. Und keiner von ihnen ahnte, dass sie noch in der selben Nacht Gelegenheit bekommen würden, ihren Mut und ih re Tapferkeit im Kampf gegen die Feinde unter Beweis zu stel len – und zwar endlich vor den Mauern von Akkon!
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Akkon bot den Heerscharen der Mamelucken und ih ren Vasallen in dieser Nacht ein trügerisches Bild der Normalität. Nichts sollte den Feind warnen und ihm auch nur den kleinsten Hinweis darauf geben, dass in der dritten Stunde nach Mitternacht ein Angriff bevorstand. Auf den Wällen patrouillierte die übliche Anzahl von Wachen. Und auf dem vierzig Schritt breiten Streifen zwischen der äußeren und der inneren Festungsmauer brannten zwischen der Stadtburg im Osten und dem St.Lazarus-Tor auf der Westseite auch nicht mehr Pechfackeln als sonst. Doch der Feuerschein der Fackeln fiel auf fast vierhundert zum Nahkampf gerüstete Tempelritter mit ihren gepanzerten Schlachtrössern sowie auf eine leichte Reiterei von fast ebenso vielen Turkopolen und Sergeanten. Die Hilfstruppen setzten sich zu einem überwiegenden Teil aus Bogenschützen zusammen. In dieser Nacht hatten sie ihre Köcher jedoch nicht mit jenen gefürchteten Pfeilen gefüllt, deren feine, eiserne Nadelspitzen mühelos feindliche Rüstungen durchbohren konnten, sondern gut zweihundert der Turkopolen würden fast ausschließlich Brandpfeile verschießen, die an der Spitze mit in Pech getauchtem Werg umwickelt waren. Die anderen hatten an die Sättel ihrer Pferde Bastkörbe geschnallt, in denen sich kleine, mit griechischem Feuer gefüllte Tontöpfe befanden. Die Ritter und die einheimischen Hilfstruppen hatten sich bis zur Matutinmesse ausgeruht und versucht, möglichst viel Schlaf zu finden, was den meisten erfahrenen Kriegermönchen auch recht gut gelungen war. Nach einem kurzen Gottesdienst hatten sie ihre Pferde für den Kampf mit dem nötigen Hals-und Flankenschutz versehen, selbst leichte Rüstung angelegt, das Schwertgehänge umgegürtet, zu Lanze und Schild gegriffen und sich in strenger Disziplin so lautlos wie möglich auf dem Aufmarschstreifen zwischen den Wällen versammelt. Nun war die Truppe bereit zum Angriff, der dem Heerlager des syrischen Emirats von Hamah auf ihrer Wallseite gelten sollte. Und der Großmeister der Templer, der noch keiner Schlacht aus dem Weg gegangen war, hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Truppe persönlich in die Schlacht zu führen. Guillaume von Beaujeau, ein Mann von kräftiger Statur, aber mit einem sich schon grau färbenden Vollbart, stand beim Tor vor dem engen Halbrund der versammelten Templertruppen. Neben ihm hielt ein Knappe seinen schwarzen Wallach für ihn am Zügel. Der Großmeister wechselte noch einige letzte Worte mit seinem Marschall Gottfried von Vendac und den Unterführern. Zur Rechten des Großmeisters saß schon der Templer im Sattel, dem die Ehre zuteil geworden war, die Lanze mit dem Beaucant, dem schwarzweißen Banner des Ordens, in die Schlacht zu führen. Fiel er im Kampf, musste der nächste Ritter die Lanze aufheben und sie mit seinem Leben verteidigen. Denn die Ehre der Kriegermönche verlangte es, dass der Beaucant stets über den Köpfen der Ordensbrüder wehte. Fiel das Banner, das in der oberen Hälfte aus schwarzem und in der unteren Hälfte aus weißem Tuch bestand, in einer Schlacht in die Hand des Feindes, galt das als große Schmach. Maurice und Gerolt hatten es so eingerichtet, dass sie bei der Aufstellung der Abteilungen Seite an Seite standen und so auch in die Schlacht ziehen würden. Auch Tarik war es gelungen, sich auf der äußeren linken Flanke seiner Schwadron zu postieren, sodass sie zumindest guten Augenkontakt untereinander halten und sich notfalls
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